05-Gegnerbetrachtung: Der Glubb ist wieder da!

Die Gegnerbetrachtung ist zurück. Vor jedem Auswärtsspiel des 1. FSV Mainz 05 spreche ich mit PodcasterInnen, JournalistInnen oder BloggerInnen aus dem Umfeld des gastgebenden Vereins.
In der Auftaktfolge zur neuen Saison ist das Florian Zenger von Clubfans United.

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Hallo Florian, danke dass du dir Zeit für die Gegnerbetrachtung nimmst. Verrätst du den Lesern zuerst ein bisschen etwas über dich? Wichtigste Frage, seit wann bist du Club-Fan – und was war dein prägendstes Erlebnis mit dem 1. FC Nürnberg?

346 Richtiger Fan bin ich wahrscheinlich erst seit der Abstiegssaison unter Klaus Augenthaler (2002/03), da hatte ich das erste Mal eine Dauerkarte. An der waren Vater und Brüder meiner damaligen Freundin schuld, die hatten schon länger eine und da bin ich dann mit. Wer richtig rechnen kann (und mein Geburtsjahr kennt), merkt schnell, dass ich damals schon zwanzig war, also war ich quasi Fußballfan, bevor ich Club-Fan wurde. Meine formativen Jahre in Sachen Fußball waren also ohne echte Vereinszugehörigkeit. Ich war zwar immer Sympathisant, fast logisch, wenn man seit 1992 in der Stadt wohnt, aber so richtig gefunkt hat’s nicht, wenn man nur so ab und zu ins Stadion ging. Jetzt gehe ich in die siebzehnte Saison mit Dauerkarte und fühle mich plötzlich sehr alt, wenn ich das so sage. Mit der damaligen Freundin bin ich inzwischen verheiratet und habe zwei Kinder, also auch das hat gehalten und geht in seine siebzehnte „Saison“. Im „echten Leben“ bin ich Oberstudienrat an der Fachoberschule einer Nachbarstadt von Nürnberg, die im Fußballzusammenhang nicht näher erwähnt wird, und unterrichte da Englisch, Sozialkunde, Geschichte und Theater.
Wie für alle Clubfans „meiner“ Generation dürfte der prägendste Moment sicher der Pokalsieg 2007 gewesen sein. Dass der Club je einen Titel holen würde, schien völlig unvorstellbar, deshalb war diese Nacht im Mai in Berlin eine besonders prägende und in Verbindung mit dem Abstieg im darauffolgenden Jahr wiederum eine besonders club-eske Erfahrung.

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Du hast gesagt, du warst Fußballfan, bevor du Club-Fan wurdest. Inwiefern hat das dein Verhältnis zu diesem Sport geprägt oder andersrum gefragt, wie hat es sich durch die Liebe zu einem bestimmten Verein verändert?

Ich finde die erste Formulierung der Frage tatsächlich einfacher zu beantworten. Einer meiner besten Freunde meint, ich hätte deshalb ein eher nüchternes Verhältnis zum Fußball und würde die emotionale Komponente eher als weniger wichtig erachten. Das stimmt insofern, als dass ich tatsächlich eher ein Faible für die „rationale“ Seite des Sports, also Taktik, Statistik, Metrik entwickelt habe. Aber, was es nicht heißt, ist, dass ich während eines Spiels ruhig bleibe. Jubeln, fluchen, zetern, das passiert bei mir schon auch. Wobei mich tatsächlich – wobei das auch eine Berufskrankheit sein kann – Unwissen und Unfähigkeit der um mich herumsitzenden mehr nervt als ein einzelner Fehlpass.

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Heute ist deine Beziehung zum Verein auch eine professionelle: Du schreibst als freier Journalist unter anderem für die Sportredaktionen der Nürnberger Zeitung und der Nürnberger Nachrichten. Wie schaffst du es, die Rolle als Fan und die als Journalist zu trennen? Wo ist diese Trennung für dich besonders wichtig und wann erlaubst du dir vielleicht auch mal den Blick durch die Fan-Brille?

Ich muss in meinem Hauptberuf ja auch zwischen Sympathie und Bewertung trennen können (und es soll sich niemand erzählen lassen, dass Lehrer keine Sympathien oder Antipathien gegen Schüler haben, wichtig ist, dass sie die Notengebung nicht beeinflussen), von daher bin ich da eh relativ geübt, das zu trennen.
Andererseits liegen meine Tätigkeiten im Printbereich ja vor allem bei den Jugendmannschaften, wo es viel drum geht zu erkennen, ob ein Spieler Potential für den Profifußball hat – und dann Stärken und Schwächen aufzuzeigen. Da ist es verhältnismäßig egal, ob man das jetzt mit Fanbrille macht oder nicht. Aber ich schreibe jetzt nicht einen Spieler besser oder schlechter, weil ich will, dass geht oder bleibt. Die Tätigkeit im Jugendbereich ergibt natürlich Konstruktionen, wie dass ich Michael Köllner eben schon vor seiner Zeit als Profitrainer kannte, aber mehr oder weniger kritisch bin ich deshalb nicht, nur weil er mir schon mal auf dem Vereinsgelände zuruft, was ich „da wieder geschrieben hab“.
Das, was ich zur Profimannschaft mache, läuft ja meistens dann auf Clubfans United oder im Podcast unter Total Beglubbt, da ist die Fansicht durchaus eher erlaubt. Wobei ich wahrscheinlich da auch vielen noch zu nüchtern bin, weil ich eben vor allem über die Taktik- und Metrik-Schiene komme.
Was ich mir allerdings nicht nehmen lasse, ist zu sagen, ich bin Vereinsmitglied, ich möchte mitbestimmen. Schließlich ist es – bei allen Distanzgeschichten, die es beim Umgang mit Spielern und Trainern braucht – eben dennoch „mein“ Verein.

Harte Liebe: Fans sind immer auch kritisch mit ihrem Verein. (Foto: Meenzer on Tour)

Harte Liebe: Fans sind immer auch kritisch mit ihrem Verein. (Foto: Meenzer on Tour)

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Ich selbst habe oft die Erfahrung gemacht, dass die Rolle als Fan von außen als unkritisch mit dem Verein charakterisiert wird. Persönlich würde ich da widersprechen. Wie siehst du das?

Da stimme ich Dir vollumfänglich zu. Als Fan ist man an der Entwicklung des Vereins ja besonders interessiert, das heißt, Fehlentwicklungen gegenüber ist man besonders sensibel. Ich glaube, niemand ist kritischer seinem Verein und den Verantwortlichen gegenüber, als der mündige und engagierte Fan. Das sieht man ja auch in Frage der Kommerzialisierung und der Fankultur, da sind die organisierten Fans diejenigen, die ihren Vereinen Paroli bieten.

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Du hast es schon angesprochen: Im Hauptberuf bist du Lehrer. Für das Fußballmagazin Clubfans United hast du zum Ende der letzten Saison Jahreszeugnisse an alle Spieler vergeben. Wer hat dich besonders überzeugt? Von wem warst du enttäuscht? Auf wen sollten wir diese Saison ein Auge haben?

In der letzten Saison waren die herausragenden Spieler sicher Hanno Behrens und Eduard Löwen. Der eine ist als Kapitän vorangegangen, hat 14 Tore erzielt und die Mannschaft auf dem Platz und daneben angeführt. Der andere hat jede Position außer Torwart gespielt, dabei – allen dem jungen Alter geschuldeten Leistungsschwankungen zum Trotz – immer wieder seine Klasse gezeigt, drei Traumtore in zwei Spielen gegen Duisburg geschossen und war ein wenig das Sinnbild der jungen Generation an Clubspielern, die versuchen, ihren Weg zu gehen.
Enttäuscht war ich zum einen von Spielern, die gar nicht mehr da sind. Zum einen Marvin Stefaniak, der im Winter als Hoffnung kam und im Sommer gescheitert ging. Da hatte man immer das Gefühl, er wäre lieber in Dresden als in Nürnberg. Zum anderen darüber, dass sich einige Spieler dann entschieden haben, den Weg nicht weiterzugehen – also Teuchert, Kammerbauer während der Saison und Möhwald danach – obwohl es für die Entwicklung wahrscheinlich klüger gewesen wäre, zu bleiben.
Sollten die oben genannten Behrens und Löwen wirklich fit sein, wären das sicher Kandidaten für die auffälligen Spieler, ich befürchte aber, sie werden durch ihre muskulären Probleme behindert. Daher empfehle ich jetzt einfach Neuzugang Yuya Kubo, der in Berlin schon angedeutet hat, was er drauf hat – und nach einer weiteren Woche Training mit der Mannschaft jetzt noch mehr Bindung zum Spiel haben sollte.

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Für Clubfans United schreibst du seit etwa vier Jahren. Das Fanzine gibt es in verschiedenen Formen bereits seit 1995. Kannst du uns ein bisschen was erzählen über die Schwerpunkte eurer Arbeit, das Team und wie ihr euch organisiert?

Wir sind letztlich vier Mann, die alle so ihre Steckenpferde haben. Stefan macht die Technik und Spielberichte, Alex macht Vereinspolitik, insbesondere Kommunikation des Vereins und auch Spielberichte, Michael ist unser Feuilletonist, der besondere Geschichten schreibt und ich mache die Jugend und die Taktikanalyse. So decken wir eigentlich fast alles ab, was der Verein bietet, außer den originären Kurvengeschichten. Da lassen wir meistens auch die Finger von, weil da einfach keiner von uns (mehr) steht.
Die Aufgabenverteilung ist recht klar und unter der Woche wird sich dann einfach per Onlinekommunikation abgestimmt, wer wann was macht, z.B. auch, wer von uns zu Total Beglubbt, unserem Podcastpartner, in die Sendung geht.

Podcastpartner von Clubfans United ist Total Beglubbt. (Logo: TB/MS)

Podcastpartner von Clubfans United ist Total Beglubbt. (Logo: TB/MS)

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Nach vier Serien in der 2. Liga stand für Nürnberg am 33. Spieltag der Vorsaison die Rückkehr in die 1. Bundesliga fest. Hast du vor der Saison damit gerechnet, dass der FCN im Kampf um den Aufstieg eine Rolle spielen würde?

Jein. Vor der Saison, der ersten vollen von Michael Köllner als Chefcoach, war mein Gefühl: „Es wird entweder großartig oder großartig scheitern.“ (Ein Gefühl, das ich jetzt übrigens wieder habe.) Es gab ein paar Fragezeichen, im Prinzip die gleichen wie vor dieser Saison: Haben wir einen Stürmer, der trifft? Können wir auf den offensiven Außen tauglichen Fußball präsentieren? Wie stabil ist die defensive Zentrale? In der 2. Liga hat sich schnell gezeigt, dass es reicht. Die Initialzündung war damals der Derbysieg in der Nachbarstadt, zum ersten Mal seit 39 Jahren wieder ein Sieg, da hatte man dann das Gefühl, es geht wirklich was.

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Der Kampf um den Aufstieg schien lange relativ offen, erst gegen Ende der Saison konnten sich Düsseldorf und Nürnberg etwas von ihren Verfolgern absetzen. Was waren aus deiner Sicht die entscheidenden Stellschrauben und entscheidenden Personen für den Erfolg?

Wie erwähnt, es war vor allem der Derbysieg als Initialzündung, der war die Krönung einer englischen Woche mit neun Punkten binnen acht Tagen. Danach war man absolut elektrisiert in Nürnberg und hat sich auch nicht wirklich aus der Ruhe bringen lassen, als es phasenweise holperte. Was auffällig war, ist, dass bei der Mannschaft in jeder Länderspielpause – also immer, wenn das Team länger zusammenarbeiten konnte, ohne den Druck eines Pflichtspiels – eine Weiterentwicklung erkennbar war. Das war nicht unbedingt gleich etwas Zählbares, aber schon etwas Spürbares. Da hat das Trainerteam wohl die richtigen Stellschrauben gefunden.
Die Personen, die wichtig waren, habe ich fast alle schon genannt: Hanno Behrens, Eduard Löwen, Michael Köllner, Mikael Ishak wäre mit seinen zwölf Toren 2017 und seiner Fähigkeit, Räume für die Mitspieler zu reißen, zu erwähnen, Enrico Valentini könnte man mit seinen vielen Torvorlagen noch nennen. Ich würde aber gern jemanden herausheben, der vielleicht an der Stelle kaum genannt wird, nämlich den Co-Trainer. Boris Schommers kam zu Beginn der Saison 2017/18 aus Köln und hat sich als absoluter Glücksgriff erwiesen. Die Stärke bei Standards kommt von ihm, für das Training ist er zuständig, er kann Gegner sehr gut lesen und tut wohl – so hört man – der Stimmung im Team auch gut. Quasi ein bisschen ein unbesungener (oder wenig besungener) Aufstiegsheld.

Trainingsauftakt beim Nürnberger Club (Foto: Florian Zenger)

Trainingsauftakt beim Nürnberger Club (Foto: Florian Zenger)

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In die neue Saison ist der Club nun mit einer knappen Niederlage gestartet. Im Spiel gegen Hertha BSC wurde zudem ein Elfmeter verschossen. Was war, auch abseits vom Ergebnis, dein Eindruck vom Team? Wie hoch ist der Druck vor dem ersten Heimspiel und was traust du der Mannschaft diese Saison zu?

Ich war einerseits tatsächlich überrascht, dass der Unterschied zu einem „gestandenen“ Bundesligisten, der Hertha ja ist, doch nicht so groß war, wie ich es erwartet hatte. Das war sicher der Spielweise der Hertha geschuldet, aber man hat schon eine Struktur im Aufbau und auch im Abwehrverhalten erkennen können, die mich etwas positiver gestimmt hat. Über das Remis hätte sich am Ende Hertha nicht mal wirklich beschweren können, auch wenn man beim Club in der Offensive schon klar erkannt hat, dass es da noch deutliche Mängel gibt, vor allem auf den Außenbahnen gibt.
Der Druck ist bei einem Verein wie dem 1.FC Nürnberg irgendwie immer da, jede Niederlage wird vom Fan ja sofort als Beweis der These „der Glubb is a Depp“ gesehen. Außerdem ist das eigene Selbstverständnis der Fans des FCN eben immer noch das eines neunmaligen Deutschen Meisters, auch wenn der letzte Titel 50 Jahre zurückliegt.
Dennoch denke ich, viele verstehen, dass der Klassenerhalt nicht zu erwarten ist bei diesen finanziellen Verhältnissen. Der Club war jetzt vier Jahre zweitklassig, da hat er viel an Boden verloren gegenüber allen anderen Bundesligisten. Seit dem Abstieg 2013/14 waren 12 der 17 anderen Bundesligisten (alle außer Düsseldorf, Leipzig, Freiburg, Stuttgart und Hannover) ununterbrochen erstklassig. Den Rückstand auf die Vereine aufzuholen, erscheint mir unmöglich, da fehlen vier Jahre TV-Gelder. Wenn man sieht, dass Mainz für Jean-Paul Boetius 3,5 Millionen Euro ausgeben kann und der Club insgesamt für acht zu besetzende Planstellen 4 Millionen Euro zur Verfügung hat, sieht man, wie weit der Verein hinterherhinkt. Daher bleibt mein Eindruck trotz des Spiels gegen der Hertha: Wenn der FCN in der Liga bleibt, bin ich überrascht.

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Wie zufrieden bist du mit den Transfers? Wurde die Mannschaft auf Erstligatauglichkeit hin verstärkt? Auf wen bist du besonders neugierig und auf welche Spieler, die schon länger an Bord sind, darf die Liga sich besonders freuen?

Zwischen Verfassen der Zeilen und Publikation wird sich meine Meinung dazu wahrscheinlich noch einmal ändern, denn im Endspurt wird Andreas Bornemann noch zwei Spieler für die Offensive verpflichten. Da ich aber nicht weiß, wer das sein wird, kann ich nur bedingt sprechen. Bisher fehlen starke offensive Außenspieler, das lässt sich nicht leugnen, und das Spiel in Berlin hat das mit einer grandios schlechten Leistung von Edgar Salli auch noch mal eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Solange diese nicht da sind, bin ich auch nicht zufrieden und sehe nur eine eingeschränkte Erstligatauglichkeit.
An sich sind die Transfers angesichts des Budgets wohl ganz in Ordnung. Yuya Kubo ist auf jeden Fall jemand, der die offensive Qualität erhöht, hat Ideen, sorgt auch selbst für Torgefahr. Zu sehen, wie er sich entwickelt, wenn er mehr Bindung zur Mannschaft hat, wird sicher spannend. Robert Bauer ist ein recht junger, aber schon erfahrener Bundesligaspieler, der in der Defensive alles spielen kann und daher sicher helfen wird. Für Christian Mathenia gilt ähnliches, auch wenn er das Duell um die Nummer Eins erstmal gegen Fabian Bredlow verloren hat. Die restlichen Transfers (Goden, Tillman, Knöll) sind erst einmal eher welche für die Zukunft, die möglicherweise funktionieren – oder aber eben auch nicht. Wobei ich Törles Knöll tatsächlich zutraue, dass er zu einigen Minuten kommen wird. Tillman ist schon auch spannend, weil er ja als Megatalent galt, den sogar Barca wollte, aber der muss noch ordentlich körperlich zulegen.
Die Liga kann sich auf Eduard Löwen freuen, weil der sicher wieder wie in der 2. Liga jede Position außer Torwart bekleiden wird und als Typ einfach ein wenig anders ist als der durchschnittliche Jungprofi (z.B. sehr religiös, keine Tattoos). Michael Köllners Pressekonferenzen sind immer ein Highlight, nicht nur, weil der geneigte Zuhörer wahrscheinlich nicht alles versteht aufgrund des dicken Oberpfälzer Akzents, sondern auch, weil er Dinge bringt, die mit dem Spiel wenig zu tun haben – vor dem Spiel gegen Hertha driftete er dazu ab, dass er Ärger mit seiner Lebensgefährtin habe, weil er ihr keine Karte für das Spiel besorgt hatte. Das ist nicht immer sonderlich passend, aber für den Außenstehenden sicher etwas, worauf man sich freuen kann. Mein persönlicher „Geheimtipp“ für alle, die es mit deutschen Talenten halten, ist es, mal ein Auge auf Lukas Mühl zu werfen. Er ist Kapitän der U20-Nationalmannschaft und spielt jetzt in der Innenverteidigung, weil Ewerton verletzt ist, aber ich kann mir gut vorstellen, dass er sich festspielen wird und Georg Margreitter, der momentan noch neben ihm spielt, dann auf die Bank weichen muss.

Der Trainer ist beim Club schon eine weiter Strecke gegangen. (Foto: Florian Zenger)

Der Trainer ist beim Club schon eine weiter Strecke gegangen. (Foto: Florian Zenger)

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Mit welcher Taktik geht euer Trainer Michael Köllner in die Saison? Wie variabel ist sein System? Und worauf müssen sich Mainz 05 in der ersten Auswärtspartie einstellen?

Die Standardformation von Michael Köllner beim 1. FC Nürnberg, egal ob in der ersten oder zweiten Mannschaft, egal ob in Liga Eins, Zwei oder Vier, war immer das 4-1-4-1. Das wird mal eher als 4-3-3 interpretiert, aber letztlich ist es so, dass der Club standardmäßig mit Viererkette, einem Sechser, zwei Achtern/Zehnern, einem Neuner und zwei Außenspielern agiert. Das Ziel ist, die drei zentralen Offensivspieler, als Stürmer und Zehner, durch Zuspiele in den Strafraum zum Abschluss zu bringen. Das ist auch der Grund, warum Behrens und Möhwald, die beiden Stammzehner der letzten Saison, zu 20 Treffern kamen. Das war kein Versehen, sondern wirklich so geplant und strukturiert.
Gleichzeitig hat Michael Köllner letztes Jahr schon öfter ein 3-5-2 spielen lassen (z.B. beim 4:1 gegen Aue, 1:0 bei Union, 4:3 bei Darmstadt und 6:1 in Duisburg) und das auch jetzt in der Vorbereitung getan. Aber da wackelte es defensiv (z.B. beim 0:2 im Heimderby, beim 1:2 gegen Ingolstadt) doch immer mal und auch in der Vorbereitung rumorte es dann etwas, weil den Spielern das 4-1-4-1 anscheinend etwas mehr taugt. Aber als Variante hat der FCN das definitiv drauf, und zwar nicht nur, weil Dreierkette grad der „neueste Scheiß“ ist, sondern, weil das durchaus seine Vorteile hat, gerade, wenn es ermöglicht, mit zwei Spitzen zu spielen.
In beiden Grundformationen geht es schon darum, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, möglichst wenig hohe und lange Bälle zu schlagen. Das kann an guten Tagen aussehen wie gegen Duisburg oder Aue letztes Jahr, wo die Bälle von außen so in den Strafraum kommen und die Angriffe mit so viel Tempo gespielt werden, dass der Gegner Probleme hat, hinterher zu kommen. Das kann an schlechten Tagen aber so ideenlos aussehen, dass es an die Nationalmannschaft in Russland erinnert, wo einfach der Ball hin- und herläuft und dann irgendwann die Geduld verloren wird und ein ziemlich unsinniger Ball in die Tiefe kommt, der niemanden erreicht. Diesen Stil wird der Club wahrscheinlich auch in der 1. Liga nicht ablegen, obwohl er öfter auf Gegner treffen wird, die selbst das Spiel machen wollen.
Letztlich ist es auch das, worauf sich der Gast am Samstag einstellen muss, eine Mannschaft, die fußballerisch daherkommt, die sicher keinen klassischen Aufsteigerfußball spielt und die an guten Tagen mehr als mithalten kann, an schlechten Tagen aber die eigenen Fans völlig verzweifeln lässt, weil sie gar keine Mittel findet.

KOMPAKT
Der 1. FC Nürnberg ist der beste Club der Welt, weil … es halt „der Club“ ist, heißt ja schon so.
Was ich an unserem Stadion besonders liebe, ist … dass es keine Einheitsbreibude ist, sondern – trotz Laufbahn – einen eigenen Charme hat.
Mein ewiger Lieblingsspieler ist eindeutig … Horst Leupold, obwohl ich ihn nie spielen habe sehen. Aber er ist zum einen der „Erfinder“ des modernen offensiven Außenverteidigers, zum anderen einfach der zuvorkommendste, höflichste und sympathischste Fußballer, dem ich je begegnet bin.
Wer Nürnberg besucht, sollte unbedingt … länger als nur fürs Spiel bleiben und sich Zeit für die Museen in der Stadt nehmen, geschichtliche Bildung ist in diesen Zeiten nicht zu vernachlässigen.
Besonders lecker essen Gästefans in … vielen Restaurants in der Innenstadt. Wobei die einzig richtige Club-Empfehlung natürlich das „Valentini“ in Zabo, also ungefähr einen Kilometer vom Stadion entfernt, ist. Das heißt nicht nur wie der Verteidiger des FCN, es gehört auch seinen Eltern.

Manchmal ist auswärts die bessere Alternative... (Foto: Mainz 05)

Manchmal ist auswärts die bessere Alternative… (Foto: Mainz 05)

LETZTE WORTE
Unbedingt erwähnt werden muss an diesem Spieltag die Hammer-Aktion des 1. FSV Mainz 05, der mit einer tollen Kampagne in der lokalen Tageszeitung und auf sämtlichen Onlinekanälen ganz klar Stellung zu den eigenen Werten bezieht. Hut ab und ganz viel Applaus!

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