100 Herzkasper für unser Ziel

Da hast du ein so entscheidendes Spiel vor der Brust und weißt, du wirst es im Familienblock erleben. Ein bisschen gemein ist das schon, trotz wunderbarem Anlass: der Zauberneffe, die Zaubernichte und die beste kleine Schwester von allen sind zu Besuch. Die beiden Dötze hatten das Glück, bei der Übernachtung des KidsClubs im Pentahotel am Vorabend dabei zu sein. Dort wurde den 50 fußballverliebten Kindern eine Videobotschaft von Danny Latza und Fabian Frei eingespielt, von der die Zaubernichte den zentralen Satz behielt: „Die brauchen uns morgen im Stadion, um zu gewinnen.“

Wie wichtig die Fans bei der Partie gegen Hertha BSC waren, signalisierte der Verein unter anderem durch die Verteilaktion der #Mainzbleibt1-Shirts, und da die bereits frühzeitig am Stadion verteilt wurden, war die Hütte auch relativ früh ziemlich gut besucht. Dass letztlich doch wieder ein paar Plätze frei blieben, fiel tatsächlich überhaupt nicht ins Gewicht, weil alle, die da waren, von Anfang an zeigten, dass sie begriffen hatten, worum es ging.

Die perfekte Choreo zum richtigen Zeitpunkt.

Die perfekte Choreo zum richtigen Zeitpunkt.

Und Gottseidank zeigte das auch die Mannschaft auf dem Platz mit Nachdruck. Und mit dem Wissen ums Ergebnis interessieren mich die liegengelassenen Chancen ehrlich gesagt schon wenige Stunden nach dem Abpfiff überhaupt nicht mehr, obwohl ich im Stadion einige Male fast in meine Klatschpappe gebissen hätte (Familienblock, sag ich doch) vor lauter Schreck – und mit der Zeit auch ein bisschen aus Frust. Der kommt schon mal auf, wenn jemand in der Reihe hinter dir mit Blick auf Muto sagt, der Chinese treffe nicht mehr, seit er nach England ausgeliehen war. Ich meine, unter welchem Stein leben solche Menschen?

Insofern sind einige Fans auf der Hintertortribüne auch erstmal eher erschrocken, als Daniel Brosinski auf dem Weg zu einer Ecke die Arme hochgerissen hat, um sie zu animieren, alles zu geben. Schon eine ganz neue Erfahrung, ein Spiel aus dieser Perspektive zu erleben. Großartig allerdings, die wunderbare Choreographie auf der Stehplatztribüne mal live sehen zu können – und der Zauberneffe war natürlich verliebt in den Blick auf die Fahnen.

Brosi übrigens hätte ich heute am liebsten geklont, weil er mit derartigem Biss unterwegs war. Andererseits aber gar nicht nötig, weil er sich durch sein Tempo quasi schon selbst verdoppelt hat. Dazu ein Dreck fressender Donati, der sich wild in jeden Ball warf, eine Innenverteidigung aus Hack und Bell, die so grimmig auf die Gegner ging, dass die bisweilen echt beeindruckt schienen, vorne Muto und Cordoba, die ackerten als gäbe es kein Morgen, dann Jairo, Quaison, Latza und Frei, die an ihrer Einstellung nie einen Zweifel ließen. Und ein Jannik Huth, der dieses Erstligaspiel mit einem Mut bestritt, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes getan.

Klar, man möchte die Jungs schon auch ein bisschen schütteln und sie mit dem Krächzen, was vor diesem Spiel noch die eigene Stimme war fragen: Wieso erst jetzt? Andererseits, was soll’s – wenn das Team diese Leistung und Einstellung beibehält, dann stehen die Chancen sehr gut, dass wir dem Abstieg entkommen, schon allein, weil sich das Abstiegsgespenst nicht in die Näher dieser 05-Kämpfer traut. Ich würde mich mit denen jedenfalls nicht anlegen wollen.

Geil, geiler, Danny-Latza-Tore.

Und wie geil ist denn bitte Danny Latza, einfach so dieses Tor reinzuballern?* Was war das für ein wunderbarer Moment. Klingt arrogant und natürlich war das Spiel anschließend aber mal sowas von überhaupt nicht durch, trotzdem hatte ich ab dieser Gefühlsexplosion auf dem Rasen und auf den Rängen keinen Zweifel daran, dass die Buben sich das heute auf keinen Fall nehmen lassen. Nichts als Liebe für diese wilde Entschlossenheit.

So schön, so echt, so groß und so Mainz hat es sich lange nicht mehr angefühlt, hier im Stadion zu sein. Das war nicht einfach nur irgendein Sieg, das war nach diesen fiesen letzten Wochen, nach den Zweifeln und der Angst, nach der Entscheidung unserer Vereinsführung und diesem spürbaren Zusammenrücken der Stadt einfach eine perfekt choreografierte Gemeinschaftsleistung von allen, die dabei waren. Das war die besondere Mainzer Geschlossenheit, die zuletzt so gefehlt hat. Das war einfach geil. Bitte mehr davon: 100% Einsatz für UNSER Ziel.

*Edit: Okay, nach Sicht der Fernsehbilder war vielleicht doch Brooks beteiligt. Auch egal. Den Kopf muss Latza erstmal so treffen…

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