Grund 83
Weil unsere Liebe einzigartig ist
Und plötzlich ist alles ganz einfach. In diesem Moment, da wir nachts wach werden und der Atem des anderen zärtlich unsere Wange berührt, so nah sind sich unsere Gesichter. Durch die geschlossenen Läden dringt kaum Licht in unsere gemeinsame Höhle, in die wir uns vor der Ankunft des neuen Tages zurückgezogen haben. Irgendwo im Haus rauscht plötzlich eine Klospülung, draußen vorm Fenster erhebt ein Vogel sein Gezwitscher, gleich einem geheimen Versprechen: Bald wird der Frühling die Blüten aus ihren Knospen locken. Wir bewegen den Kopf auf dem Kissen nur ein paar winzige Zentimeter, um das vertraute Gesicht des anderen besser sehen zu können. Spüren eine Zärtlichkeit wie in Wellen durch uns hindurchrauschen, gegen die wir machtlos sind; uns doch auch gar nicht wehren möchten.
Wir unterdrücken das Bedürfnis, die Hand auszustrecken nach der Wange des Herzmenschen, um sie sanft zu berühren, da wir ihn nicht wecken wollen aus seinem köstlichen Schlummer. Begnügen uns stattdessen damit, sie sanft auf seiner Decke abzulegen, irgendwo da, wo wir unter mächtigen Daunen den Schwung seiner Hüfte vermuten. Und liegen dann ganz still, im Zauber dieses geschenkten Momentes. Der sich uns offenbart, damit wir nicht vergessen, wie wunderschön das ist, was wir da mit unserem Herzmenschen teilen. Wie schützenswert. Wie magisch. Wie unwahrscheinlich. Wie einzigartig. Unsere Liebe.