Drei Sommer ist es nun her, dass ich in meiner alten Wohnung in Bretzenheim Tag und Nacht an dem Buch saß, das mein erstes alleiniges werden sollte, weshalb es mir bis heute besonders viel bedeutet: „111 Gründe, an die große Liebe zu glauben“. Mir war das große im Titel ein bisschen drüber, das Titelbild analog zu kitschig. Aber ich habe in dieser Zeit auch gelernt, Kompromisse einzugehen auf dem Weg zu einem großen Ziel… Das Gefühl, Ende Juni 2014 mein Manuskript abzugeben, war unbeschreiblich. Dieses Interview ist damals für die Pressemappe des Verlages entstanden. Vielleicht macht es den einen oder die andere ja neugierig auf das Buch.
In Ihrem Vorwort schreiben Sie: „Wir glauben, die Liebe verstanden zu haben, dabei wissen wir gar nichts über dieses große Gefühl: Es lässt sich nicht mit dem Verstand erfassen.“ Wie haben Sie sich dennoch diesem starken Gefühl schreibend genähert?
Es hat tatsächlich etwas gedauert, bis ich die vielen Mosaiksteine, die mir direkt in den Sinn kamen, so strukturiert hatte, dass ich damit arbeiten konnte. Fest stand für mich, „klassische“ Themen wie die erste Liebe, Liebeslieder oder Liebeskummer sollen im Buch vorkommen. Natürlich wollte ich über die Liebe auch in den verschiedenen Phasen einer Partnerschaft schreiben. Da hatte ich dann die Idee, mit Paaren über ihre Beziehungen zu sprechen. Ich glaube, obwohl das Thema an sich absolut universell ist, sind die persönlichen Erfahrungen damit doch sehr verschieden und auch einzigartig, deswegen wollte ich eben gerne andere Menschen mit ihren Geschichten zu Wort kommen lassen. So kamen immer neue Ideen dazu, aber mir fehlte immer noch mein persönlicher roter Faden. Ich habe wirklich lange darüber gegrübelt, dabei lief eigentlich immer Musik. Und plötzlich war eben dieser rote Faden total klar: Songs. Ich habe dann jedes Kapitel nach einem Liebeslied benannt, der das jeweilige Thema für mich widerspiegelt – und ab da ließen sich die Steinchen zusammenfügen.
Jeder Mensch strebt jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde seines Lebens nach der großen Liebe. Was macht für Sie persönlich die allumfassende Magie der Liebe aus?
Das ist gleichzeitig total einfach und wahnsinnig schwer zu beantworten. Ich glaube, was die Magie der Liebe ausmacht spürt man, wenn man in sich hineinhört, das ist der einfache Part. Es jemand anderem zu erklären ist dagegen schwierig. Andererseits ist genau das wieder Teil dieser Magie: Man kann Liebe eben nicht erklären – das mag abgedroschen klingen, trotzdem ist es wahr. Allerdings gehört zu dem Gefühl im echten Leben, also in Beziehungen, natürlich viel mehr als seine Magie und ich finde, es ist wichtig, sich das immer wieder klar zu machen: Wenn Liebe nicht in einem Hollywoodstreifen stattfindet, sondern in der Realität, dann ist es eine große Aufgabe, sie zu behüten und zu pflegen. Auch eine sehr schöne Aufgabe.
Natürlich gibt es nicht nur die Liebe, die Paare füreinander empfinden, sondern beispielsweise auch die von Eltern gegenüber ihrem Kind, zwischen Geschwistern, zu einem Haustier oder unter besten Freunden. Wie unterscheiden und berücksichtigen Sie diese Formen der Liebe in Ihrem Buch?
Im Mittelpunkt steht tatsächlich die Liebe in Paarbeziehungen, in all ihren Facetten. Also zum Beispiel die erste Verliebtheit oder der rauschende Beginn einer Beziehung. Phasen, in denen man nicht mehr permanent Herzklopfen hat, aber einfach ein wunderschönes, warmes Gefühl verspürt, wenn man den Partner sieht, an ihn denkt. Streit und Krisen sind Thema, Trennung, Liebeskummer… Und natürlich die Liebe in anderen Beziehungen, ja. Dafür habe ich wieder mit Menschen gesprochen, diesmal über die besonderen Bezugspersonen in ihrem Leben und darüber eben geschrieben. Das waren wirklich schöne Gespräche und das Kapitel über diese Beziehungen gehört zu meinen liebsten.
Wie so vieles im Leben kann auch das intensive Gefühl der Liebe seine Schattenseiten haben. In Ihrem Buch sparen Sie die sensiblen Themen Liebeskummer, Enttäuschung und unerfüllte Liebe nicht aus. Warum haben Sie sich auch diesen unschönen Aspekten gewidmet?
Alles andere hätte ich als total unehrlich empfunden und gleichzeitig auch als unvollständig. Liebeskummer und schlechte Erfahrungen mit anderen gehören genauso zum Leben wie die positiven Facetten der Beziehungen, die wir führen. Erst zusammen ergeben Sie auch Sinn, finde ich. Natürlich sieht man das in der Situation nicht so – aber ich möchte jetzt, wo sie in der Vergangenheit liegen, keine der schlechten Erfahrungen missen, die ich gemacht habe… Ich wäre ohne sie heute doch auch ein ganz anderer Mensch.
Alles, was die Menschen intensiv beschäftigt, findet immer auch seinen Niederschlag in der Kunst: Etliche Gemälde, Musikstücke oder Filme drehen sich ausschließlich oder zumindest in Teilen um Liebe. Was macht Ihrer Meinung nach den großen, auch kommerziellen, Erfolg der künstlerischen Darstellung von Liebe aus?
Na, wie heißt es so schön, es ist alles eine Sache von Angebot und Nachfrage. Für Liebe gibt es eine große Nachfrage, das lässt sich auf sämtliche Lebensbereiche übertragen. Zumal eben gerade Filme, Bücher oder Songs sämtliche Seiten der Liebe thematisieren, positive wie auch negative, insofern wird also für jede Nachfrage-Stimmung ein passendes Angebot geschaffen. Ein anderer, sehr viel schönerer Grund ist denke ich, dass Liebe die Menschen schon immer sehr beschäftigt hat – und deswegen natürlich Künstlern auch ganz klar als Inspiration dient.
In „111 Gründe, an die große Liebe zu glauben“ beschäftigen Sie sich unter anderem mit der Frage, wie sich die gegenseitige Zuneigung frisch halten lässt. Was glauben Sie: Gibt es ein Patentrezept für die ewige Liebe?
Ich glaube, es gibt für überhaupt nichts im Leben ein Patentrezept, weil jeder Mensch eben anders denkt, fühlt und funktioniert. Für die Liebe dürfte es demnach erst recht kein Rezept geben, weil sich in ihr gleich zwei Menschen finden, mit all ihren Verschiedenheiten. Etwas praktischer runtergebrochen bin ich aber davon überzeugt, ein Miteinander kann immer nur dann gelingen, wenn Menschen kommunizieren, und wenn sie einander achtsam sind – das gilt natürlich auch und besonders in der Liebe.
Pessimisten würden sagen, dass es naiv sei, an die große Liebe zu glauben. Was lässt Sie hoffen, dass es die große Liebe wirklich gibt?
Ich glaube, der Wunsch, zu lieben und geliebt zu werden, ist so tief in uns verwurzelt, dafür brauchen wir an gar nichts zu glauben und uns auch nichts vorzunehmen: Wenn wir auf den Menschen treffen, der etwas in uns auslöst, stellt das sowieso alles auf den Kopf. Die Frage ist mehr, wie geht es danach weiter, was passiert mit diesem Gefühl und können wir es uns bewahren. Daran zu glauben finde ich ganz wichtig. Das hat ja immer auch mit Hoffnungen zu tun. Natürlich passiert es unterwegs, dass sozusagen das Leben diese Naivität verbessert und wir auch auf die Nase fallen. Das ist ziemlich beschissen und schmerzhaft. Aber davon darf man sich nicht abhalten lassen. Ich glaube ganz sicher: Die Liebe findet ihren Weg.