Die Woche am Bruchweg (22/33): In Zahlen geliefert

Es gab zuletzt mehrere Pressekonferenzen, in denen 05-Trainer Bo Svensson durchblicken ließ, dass er wenig von der manchmal recht eindimensionalen Bewertung seiner Stürmer hält. Schließlich sind diese nicht nur durch ihre Tore wertvoll für die Mannschaft. Dennoch wird oftmals an Scorer-Punkten alleine festgemacht, ob ein Offensivspieler positiv auf sich aufmerksam machen kann – oder eben nicht.

Karim Onisiwo kann davon ein Lied singen. Gerade der kritische Blick aus Teilen des Fanlagers auf den Österreicher wirkt häufig sehr getrübt. Auch die Leistung von Marcus Ingvartsen ist oft besser, als eine oberflächliche Draufsicht das erahnen lässt. Doch seine Startelfeinsätze in Spielen, die durchaus kompliziert sind für die Offensive – wie vergangene Saison gegen Wolfsburg oder letzte Woche gegen Union Berlin – mögen dazu beitragen, dass Ingvartsens Wert für sein Team von außen vielfach unterschätzt wird.

Umso schöner für Onisiwo, dass der neuerdings auch zuverlässig mit Zahlen glänzen kann. Dank seiner nun bereits drei Treffer in den ersten Spielen der neuen Saison hat er in der Vereinschronik Yunus Malli in Sachen Scorerpunkten in der 1. Liga überflügelt – und liegt jetzt auf einem alleinigen ersten Platz. Schöne Grüße an die Kritiker.

Sicht aufs Spielfeld aus dem Aussichtsblock. (Foto: Oliver Heil)

Das Tor zum 1:0 nach langem Abschlag von Robin Zentner und Doppelpass mit Angelo Fulgini unterstrich den guten Riecher sowie den unbedingten Willen des Österreichers. Und „Wille“ war für das Spiel gegen Augsburg ohnehin ein gutes Stichwort, den davon zeigten die 05er unbändig viel.

Während Onisiwo einen neuen Rekord aufstellte, gab Aarón Martín einen aus der Hand, den der FSV seit 36 Strafstößen gehalten hatten: Zum ersten Mal seit 2013 Ádám Szalai gegen Raphael Schäfer scheiterte wieder ein 05er vom Punkt. Ein bisschen weh tat das schon, zumal auch Onisiwo den Ball gerne geschossen hätte. Einen Vorwurf wollte Aarón hinterher aber niemand machen, was wiederum für dieses Team spricht.

Der Kommentierung, wonach der Siegtreffer ein wenig aus dem Nichts gekommen sei, kann ich mich deswegen nicht anschließen. Ich hatte bis zum Schluss das Gefühl, dass dieses 2:1 noch sehr deutlich in der Luft lag. Wie schnell Delano Burgzorg schaltet und wie aufmerksam Jae-Sung Lee vollendete, war dann wunderschön anzusehen.

Ob der Ball vor Burgzorgs schnell ausgeführter Ecke nun völlig still lag oder nicht, ist dabei rückblickend quasi unerheblich, wie Alex Feuerherdt von Collinas nach dem Spiel sowohl bei sky als auch auf Twitter geduldig erklärte. In den Regeln steht, dass der VAR in diesem Falle nicht eingreift, weil es sich nicht um eine „mach changing decision“ handelt. Die Augsburger, deren Coach sich in der Pressekonferenz nach dem Spiel als schlechter Verlierer zeigte, hätten da vielleicht mehr spielen und weniger meckern sollen. Edit: Ein bisschen Regelkunde hierzu von Lutz Wagner in der Allgemeinen Zeitung.

Was der Siegtreffer auch zeigt ist, die 05er sind mit ihrer Offensivbesetzung in dieser Saison insgesamt flexibler und variabler als im Vorjahr. Diese Tatsache kann in den nächsten Monaten noch zu einem Faktor werden, gerade, wenn es darum geht, mit Wechseln nicht nur frischen Wind zu bringen, sondern die Gegner auch vor überraschende neue Aufgaben zu stellen. Insgesamt war dieser erste Sieg in Augsburg seit gefühlter Ewigkeit zwar fußballerisch noch kein echter Leckerbissen (hust), hat aber durchaus Spaß gemacht und Lust auf mehr.

Zwei Siege in der Fremde nach der Pestserie diesbezüglich in der Vorserie sind ebenfalls eine schöne Momentaufnahme. Stefan Bell hat in der vergangenen Saison mal richtigerweise angemerkt, zuhause laufe vieles zusammen, auswärts fehle das entscheidende Quäntchen Glück. Sowohl gegen Bochum als auch in Augsburg lief es in den entscheidenden Momenten auch mal für Mainz. Sowas kennt man schon gar nicht mehr, aber gerne mehr davon.

Fußballerisch etwas geboten war auch beim Auswärtssieg der U23, die ebenfalls den dritten Spieltag absolvierte. Die #SCHOTTgoes05-Frauen gehen am Sonntag um 17 Uhr hingegen ins letzten Vorbereitungsspiel auf die neue Saison, Gegnerinnen sind die Frauen vom OFC. Es gilt wie immer, support your local Lieblingsverein. Bald ist das auch wieder im Tischtennis und Handball möglich.

„Wolfgang Frank“ nominiert zum Fußballbuch des Jahres

Die Deutsche Akademie für Fußballkultur kürt jährlich das „Fußballbuch des Jahres“ und erstellt dafür im Vorfeld zunächst eine Shortlist mit elf Finalist*innen. Diese werden derzeit nach und nach bekannt gegeben. Seit dem 19. August steht fest: „Wolfgang Frank. Der Fußball-Revolutionär“ steht auf der magischen Liste.

Wie viel mir das bedeutet, vermag ich wirklich kaum in Worte zu fassen. Ich erinnere mich so intensiv an die einzelnen Schritt auf der Reise, die dieses Buch für mich bedeutet. Von Nicole Selmers Anfrage, ob ich für den ballesterer über Frank schreiben würde, über das erste Gespräch mit dessen älteren Sohn Sebastian (es gab Pommes) hin zu meiner Anfrage an Dietrich Schulze-Marmeling, ob er das Buch beim Verlag die Werkstatt sieht.

Die vielen, vielen Gespräche, die ich für das Buch geführt habe. Die Tränen, die dabei geflossen sind im heftigen Vermissen um Frank, der 2013 viel zu früh gestorben ist. Lange Gespräche über das Erlebte mit meinem Mann in unserer Küche. Mit der Besten im Feld. Frank ist überall dabei. Die Begegnung mit seinem jüngeren Sohn Benjamin, Austausch mit Basti und Benny gemeinsam. Nächtelange Recherchen, immer neue Quellen, immer neue Erkenntnisse.

Das Gerüst vor unserem Haus, Schreiben ohne Tageslicht. Der Januar, die Woche rund um den Todestag meines eigenen Paps’, das intensive Gefühl, dies ist auch ein Vaterbuch. Zweifel, wie sie jede*r kennt beim Schreiben. Schaffe ich das? Ist es der richtige Weg? Das richtige Wort? Gewichte ich so, wie ich sollte? Immer wieder die wichtigste Frage: Werde ich ihm gerecht? Überforderung, Schlafmangel. Erschöpfung. Und endlich: ein Buch.

Über das die wunderbare Stefanie Fiebrig jetzt schreibt:

Mit Mara Pfeiffers Buch wird ein Trainer herausgehoben, dessen fortgesetzte Wirkung über seinen Tod hinaus bisher kaum wahrgenommen wurde. Es wird ein Mensch vorgestellt, der im besten Sinne für den Fußball gelebt hat. Es ist kein unkritisches Buch, denn natürlich werden ganz grundsätzliche Fragen aufgeworfen, wird dem ‚Früher-war-alles-besser‘-Mythos eine klare Absage erteilt, wird Veränderung dokumentiert. Es ist keine Heldengeschichte, denn niemand ist ohne Fehler – auch nicht Wolfgang Frank. Es ist eine warmherzige Würdigung eines talentierten Unvollendeten. Die hat bis dahin gefehlt. Hier nun ist sie endlich!“

aus der Würdigung von Stefanie Fiebrig

Ich freue mich einfach unfassbar. Und ich bin sehr, sehr dankbar. Vor allem natürlich all den Menschen, die dieses Buch mit möglich gemacht haben. Das hier ist für euch.

Wortpiratin-Universum: Jahresausklang und Ausblick

Acht Jahre ist es diesen Winter her, dass ich über den Unterlagen für einen Gründungszuschuss saß. Der 30. Dezember 2013 ist der offizielle Start in meine Solo-Selbständigkeit, einige Projekte habe ich schon in der zweiten Jahreshälfte 2013 verwirklicht, darunter ein erstes Buch rund um den 1. FSV Mainz 05. Eigentlich war die Idee für meine Ausrichtung damals eine komplett andere: Kinderbücher. Aus verschiedenen Gründen ist es dazu (bislang) nicht gekommen und stattdessen intensivierte ich damals die Arbeit an dem Thema, das mich zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon jahrelang begleitete: Fußball.

Ich habe diese Schritte nie bereut. Weder jenen in die Selbständigkeit, noch den Schwerpunkt auf Fußball, und, ganz wichtig, seine Rolle in der Gesellschaft. Ob in meinen verschiedenen Kolumnen in geschriebender Form oder vor der Kamera, Podcasts solo ebenso wie mit der besten Crew, ob in meinen Büchern oder bei Veranstaltungen auf dem (digitalen) Podium und als Moderatorin: Bei all dem geht es nie um Fußball als eine reine Sportveranstaltung, sondern immer um die Verknüpfung damit, was unser Leben als soziale Wesen in der Gesellschaft ausmacht.

Die letzten beiden Jahre waren diesbezüglich sehr intensiv. Natürlich gilt das für viele Menschen, in bestimmten Berufsgruppen in einem Maße, das ich mir gar nicht vorzustellen vermag. Dennoch, der Wechsel zwischen der Sorge um die eigene Existenz und den sehr intensiven Phasen mit vielen Auftritten und Aufträgen hat mich ebenso gefordert, wie die inhaltlichen Aspekte meiner Arbeit. Damit, zu verstehen, wohin die Welt gerade steuert, haben wir sicher alle gut zu tun. Die Pandemie ist noch nicht vorbei und mal wieder ist auch jede*r Einzelne von uns gefordert.

In einer Hinsicht werde ich am Nikolaustag jedoch einen Schnitt setzen im Rhythmus dieses Jahres 2021: Rückzug. Die eben noch ausstehenden Veranstaltungen sind ohnehin abgesagt, parallel habe ich schon im Oktober beschlossen, die kommenden Folgen meines Sport1-Podcasts „Flutlicht an!“ und meiner Videokolumne „Wortpiratin rot-weiß“ (VRM) vorzuproduzieren. Beide Formate gehen im Winter in eine kurze Pause, was bedeutet, im gewohnten 14-Tages-Rhythmus setzen sie jeweils im Dezember und im Januar einmal aus. Am 15. Dezember erscheint die letzte Podcast-Folge des Jahres, am 19. Januar die erste Videokolumne 2022. Dazwischen: Ruhe.

Die ich nutzen werde, um zwei Monate nur an meinem Herzensprojekt zu arbeiten, nämlich der Biografie zu Wolfgang Frank, die im April 2022 im Verlag Die Werkstatt erscheint. Wer sich nun wundert, wo der zweite Monat dafür herkommt: Für die jeweils erste Folge meiner Formate im Februar ist ebenfalls bereits gesorgt; glücklicherweise gibt es im Fußball zeitlose Themen.

Nur eine kurze Pause macht hingegen meine wöchentliche Online-Kolumne rund um den 1. FSV Mainz 05. Viele Termine rund um den Verein habe ich zuletzt digital wahrgenommen statt vor Ort, etwas, was sich hoffentlich mit der Abgabe des Manuskripts Anfang Februar wieder ändern wird. Meine wöchentliche 05-Betrachtung Die Woche am Bruchweg hier im Blog soll ebenfalls im neuen Jahr wieder aufleben – danke für die Nachrichten des Vermissens.

Sollte ich in den kommenden Wochen in den sozialen Medien stiller sein als sonst, wäre das ein gutes Zeichen: Es würde bedeuten, dass ich in meiner Arbeit an Franks Biografie abgetaucht bin. Die Gespräche dazu sind nahezu abgeschlossen und es waren wunderbare Begegnungen, digital und analog. Im Frühjahr werde ich nach und nach etwas dazu posten, mit wem ich alles über ihn reden konnte. Ich bin allen, die sich die Zeit genommen haben, um mit mir über ihren Mitspieler, Freund, Trainer, Partner, Vater und Mentor zu sprechen, von ganzem Herzen dankbar. Die Arbeit an diesem Buch bedeutet mir sehr viel, die Gespräche die Welt. Danke.

Wir lesen uns! Bleibt gesund und passt auf euch und aufeinander auf.

Fußballbuch des Jahres: „Vergiftete Hoffnung“ nominiert

Im Blog ist es seit einiger Zeit sehr ruhig und daran wird sich vermutlich zeitnah auch nicht viel ändern. Die Aufgaben im Job sind in den letzten Monaten weiter gewachsen und beanspruchen mich so, dass regelmäßige Artikel hier zusätzlich leider nicht machbar sind. Wer verfolgen möchte, womit ich mich beschäftige, hier eine kleine Übersicht:

Für die Allgemeine Zeitung Mainz schreibe ich eine wöchentliche Kolumne rund um den 1. FSV Mainz 05. Gesammelt sind die Texte hier im Dossier zu lesen. Ebenfalls für die AZ drehe ich mit Felix Ostermann eine 14-tägige Videokolumne, auch diese beschäftigt sich mit Mainz 05.

Für Sport1 produziere ich den Podcast „Flutlicht an!“, der alle 14 Tage mittwochs erscheint (im Wechsel mit der Videokolumne bei der AZ). Begleitet wird jede Folge von einer Porträt-Kolumne über meine jeweiligen Gesprächspartner*innen. Thema des Podcasts ist Sport im Speziellen und Fußball im Allgemeinen, mit Fokus auf dessen Rolle in der Gesellschaft. Gäst*innen sind Menschen, die im Sport spannende Dinge tun, dabei aber häufig in der zweiten Reihe stehen. Hier kommen sie zu Wort.

Mit dem Podcastkollektiv FRÜF – Frauen reden über Fußball produzieren wir regelmäßig Ausgaben, in denen wir aus unserem Blickwinkel auf den schönsten Sport der Welt schauen. Gemeinsam schreiben wir zudem eine Kolumne bei web.de, die gesellschaftliche Themen im Fußball beleuchtet.

Im Herbst erscheint mein neues Buch: „Mainz 05. Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ im Klartext Verlag. Aktuell arbeite ich an meinem absoluten Herzensprojekt, der Biografie von Wolfgang Frank, die 2022 im Verlag die Werkstatt erscheinen wird.

Und in Sachen Buch gibt es tatsächlich wunderbare Neuigkeiten, denn mein zweiter Mainz-05-Krimi „Vergiftete Hoffnung“ ist im Wettbewerb der Deutschen Akademie für Fußballkultur nominiert als „Fußballbuch des Jahres“. Hier lässt sich die Begründung von Jurymitglied Petra Tabarelli nachlesen.

Aktuelle Termine für Lesungen, Moderationen und mehr finden sich jeweils aktuell auf meiner Homepage. Wir lesen und sehen uns, hoffe ich!

Klickstatistik – Das war 2013

Das Jahr 2013 liegt bereits wieder einige Wochen zurück, höchste Zeit also, um einen kurzen Blick zu werfen auf die Blogstatistik, die es mit sich gebracht hat. Richtig etwas los war hier erst ab etwa Mitte des Jahres, was primär daran liegt, dass ich vorher kaum neue Texte veröffentlicht habe. Gerade bevor »111 Gründe, Mainz 05 zu lieben«, in die Läden gekommen ist, wurde viel geklickt – auch seither lässt sich eine eindeutige Tendenz zu den Fußballtexten ausmachen. Und so ist es denn auch nicht weiter verwunderlich, dass sämtliche Texte aus den Top 5 des vergangenen Jahres Mainz 05 oder unser Buch über den Verein zum Thema haben.

Klicksieger mit Stollenschuhen. (Foto: S. Hofschlager/pixelio)

Klicksieger mit Stollenschuhen. (Foto: S. Hofschlager/pixelio)

1. Der dümmste Fangesang der Welt (klick!) *1802 Visits
2. Und die Tränen vergehen im Regen (klick!) *1257 Visits
3. Dollbohrer-Alarm, oder: Elkin ist schuld (klick!) *489
4. We’ve got the Book (klick!) *406 Visits
5. Die Leiden der tapferen Fans (klick!) *352 Visits

So lautet die Blogspot-interne Statistik; die ist zumeist wenigstens zeitnah relativ zuverlässig. Liegt die Veröffentlichung eines Textes bereits länger in der Vergangenheit, kommt es allerdings auch vor, dass plötzlich alle bisherigen Visits verschwunden sind und die Zählung von neuem beginnt. Ebenfalls ihre Tücken hat die Einbindung des Facebook-Plugins, sowohl Likes als auch Kommentare verschwinden nach kurzer Zeit schon mal ins Nirgendwo.

Für das noch junge Jahr 2014 ist der Klicksieger eventuell bereits zu diesem frühen Zeitpunkt gefunden – ob die Odenwaldtapete mit ihren 2162 Visits (Tendenz weiterhin steigend) noch überholt wird, bleibt abzuwarten.