Aus dem Adlerinnenhorst (22/12): Spitzenspielwoche

Am Ende muss man wohl konstatieren, ein Punktgewinn der Adlerinnen im Auswärtsspiel bei Bayern München am Freitagabend wäre glücklich und ein Sieg womöglich sogar unverdient gewesen. Anders als im Hinspiel im Stadion am Brentanobad schaffte es die SGE nicht, eine wirklich dominante Phase zu gestalten. Gleich zu Anfang war das Team kurz unsortiert – und Frohms beim Flachschuss von Maximiliane Rall chancenlos.

Danach waren es eigentlich die Bayern, die weitere Chancen liegen ließen, das nächste Tor aber gelang Laura Freigang mit dem ersten Frankfurter Torschuss. Wie die Adlerinnen unbeirrt nach spielerischen Lösungen suchten, das konnte sich durchaus sehen lassen. Das 2:1 fiel dennoch ein wenig aus dem Nichts durch einen Abstauber von Anyomi.

Den Fuß vom Gas genommen

Mit diesem Zwischenstand ging es auch in die Pause. Kapitänin Freigang erklärte nach der Partie: „Wir haben uns für den zweiten Durchgang viel vorgenommen. Dass wir dann direkt nach der Pause das Gegentor bekommen, ist sehr ärgerlich.“

Mit diesem 2:2 durch Lea Schüller aus dem vollen Lauf kamen die Bayern, die zur zweiten Halbzeit doppelt gewechselt hatten, besser in die Partie. Ein Unentschieden schien zu diesem Zeitpunkt dennoch realistisch und wäre für den hohen Aufwand der Adlerinnen verdient gewesen, letztlich agierten die Münchnerinnen aber einen Tick cleverer und erzielten das 3:2 durch Viviane Asseyi aus einer Standardsituation. In der Nachspielzeit erhöhte Jovana Damnjanović sogar noch auf 4:2.

Weil Turbine Potsdam parallel gegen den SC Sand gewinnen konnte, die TSG Hoffenheim aber in Wolfsburg unterlag, steht Frankfurt nun mit 34 Punkten auf Platz vier zwischen den beiden Mitstreiterinnen um den Champions-League-Platz 3. Am Samstag müssen sie zuhause gegen die Tabellenführerinnen aus Wolfsburg ran.

Basteln am langfristigen Kader

Gleich zwei weitere Vertragsverlängerungen haben die Eintracht-Frauen in der letzten Woche bekanntgegeben. Mit der Signatur von Cara Bösl unter einen neuen Kontrakt bis 2024 steht das Torhüterinnen-Trio für die neue Saison früh fest. Die 25-Jährige ist seit mittlerweile zehn Jahren im Verein und eine wichtige Säule auf und neben dem Platz.

Es macht einfach Spaß, mit dieser Mannschaft zusammenzuarbeiten.“

Cara Bösl, Eintracht Frauen

„Eine zehnjährige Vereinstreue, gerade auf dieser Position, ist eher selten – umso erfreulicher, dass sie den Weg weiterhin mit uns gehen möchte“, sagte Sportdirektor Siegfried Dietrich. Auch Trainer Niko Arnautis zeigte sich zufrieden: „Cara ist eine absolute Teamplayerin, aber auch spielerisch ein fester Bestandteil unseres tollen Torhüterinnentrios. Sie hat in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass auf sie jederzeit Verlass ist.“ Und Bösl selbst erklärte: „Gerade, wenn man wie ich aus der Region kommt, und von klein auf eine Verbindung zum Verein hat, ist das etwas ganz Besonderes.“

Ebenfalls bis 2024 hat Leonie Köster verlängert, die 2020 aus der Zweiten Mannschaft des FC Bayern zu den Adlerinnen gestoßen ist. Köster war für die Eintracht schon sowohl in der ersten als auch zweiten Liga im Einsatz und ist eine echte Potentialspielerin. Ihr Trainer Arnautis erklärt: „Leonie bringt eine starke Physis mit, ist viel unterwegs – ich sage immer, sie ist ein kleiner Mittelfeldmotor – und ist unglaublich zweikampfstark. Ich freue mich, weiterhin mit einer solch wissbegierigen jungen Spielerin zusammenzuarbeiten und mitzuerleben, wie sie ihre tolle Entwicklung in Zukunft fortführt.“ Die so gelobte freut sich: „Ich kann mich total mit der Philosophie der Eintracht identifizieren. Es macht unglaublich Spaß, jeden Tag mit solch tollen Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten.“

Leonie hat sich schon jetzt in unserem Bundesligakader etabliert, spielt aber auch gleichzeitig eine wichtige und unterstützende Rolle in unserem talentierten U20-Team. Das ist in dieser Konstellation und dem gemeinsamen Verständnis für die sportliche Karriere von Leonie eine echte Win-win-Situation!“

Siegfried Dietrich, Sportdirektor Eintracht Frauen

Grund zur Freude hatte unter der Woche auch Adlerin Camilla Küver. Bei den NXGN-Awards ist die 18-jährige Defensivspielerin vom Fußballportal GOAL als eine der größten weltweiten Talente im Frauenfußball ausgezeichnet worden.

Derzeit arbeitet Küver nach ihrem Kreuzbandriss im November weiter an ihrem Comeback. Selbiges hat nach zehn Monaten Tanja Pawollek in der Zweiten Mannschaft gegeben. „Ich bin überglücklich, jetzt meine ersten Minuten gespielt zu haben“, erklärte sie hinterher froh.

Aus dem Adlerinnenhorst (22/11): Wichtiges Etappenziel

In Frankfurt stand am Sonntag vor beiden Heimspiel zunächst Jürgen Grabowski im Mittelpunkt: Mit einer Schweigeminute wurde vor den Partien der Frauen sowie später jener der Männer der Vereinslegende gedacht. Der am 10. März verstorbene Welt- und Europameister spielte von 1965 bis 1980 für die Eintracht.

Anpiff war dann im Stadion Am Brentanobad bei strahlendem Sonnenschein um 13.01 Uhr. Eigentlich hatte Chefcoach Arnautis vor dem Spiel gegen die SGS Essen deutlich auf die Stärken des jungen gegnerischen Teams verwiesen. Seine Adlerinnen kamen zunächst trotzdem nicht gut in die Partie vor 1.220 Zuschauer*innen. Eine frühe Torchance gab es dennoch auf Seiten der Frankfurterinnen: Beim Kopfball von Laura Feiersinger nach einer Ecke war Essens Torhüterin Kim-Lea Sindermann geschlagen, doch Offensivfrau Carlotta Wamser konnte auf der Linie klären.

Auf der anderen Seite verhinderte in der 23. Minute der Pfosten einen Frankfurter Rückstand, dann konnte Letícia Santos im Gewühl einen möglichen Nachschuss verhindern. In den letzten zehn Minuten vor der Pause wirkte die SGE schließlich griffiger und näher an einer Führung, auch wenn Großchancen ausblieben.

Zum Tor führte in der 50. Minute eine schöne Angriffskombination von Nicole Anyomi über Santos auf Laura Freigang. Deren ersten Schuss konnte Sindermann noch abwehren, im zweiten Versuch aber war die Torhüterin geschlagen.

Auf dieses achte Saisontor hätte Frankfurts Nummer Zehn in der 66. Minute sogar das neunte folgen lassen können, als sie nach Sindermanns Foul an Anyomi zum Elfmeter antrat. Doch Essens Torhüterin ahnte die Ecke und hielt den Strafstoß souverän.

Weitere Tore der Eintracht wäre möglich gewesen, unter anderem bei einer Chance von Shekiera Martinez, die Arnautis in der 78. Minute für Lara Prasnikar brachte. Aber wenn sich die Adlerinnen in diesem Spiel etwas vorwerfen lassen müssen, dann die Chancenverwertung. Freigang erklärte anschließend treffend: „Im Endeffekt haben wir drei Punkte und das zählt.“ Essens Torhüterin Sindermann stellte sichtlich bedient fest, man belohne sich nicht für die eigene gute Arbeit.

Einen emotionalen Schlusspunkt hatte es in der Partie noch mit der Einwechslung von Geraldine Reuteler gegeben, die nach ihrer Verletzung auf den Platz zurückkehrte. Mit der 22-jährigen Géry hat die SGE erst Ende Januar den Vertrag um zwei weitere Jahre verlängert.

Letícia Santos bleibt über den Sommer hinaus Adlerin. (Foto: Eintracht Frankfurt)

Eine weitere Vertragsangelegenheit konnte die SGE unter der Woche verkünden: Letícia Santos, seit 2019 am Main, hat ihren ursprünglich bis zum Sommer laufenden Kontrakt bereits bis 2024 verlängert. Sportdirektor Siegfried Dietrich erklärt: „Als schnelle Außenverteidigerin ist ‚Le‘ durch ihre internationale Erfahrung mit der brasilianischen Nationalmannschaft bei einer WM und den Olympischen Spielen 2021 ein wichtiger Eckpfeiler für diese junge Mannschaft.“

Wir halten als Team zusammen und arbeiten hart daran, unsere Ziele zu erreichen. Es bereitet mir einfach unglaubliche Freude, mit dieser Mannschaft auf dem Platz stehen zu können. Ich fühle mich von Beginn an sehr wohl in Frankfurt und habe das Gefühl, sehr gut in die Stadt und die Mannschaft zu passen.“

Letícia Santos

Santos, auch als Patin der Eintracht Frankfurt Pausenliga ein wichtiges Aushängeschild des Vereins, sagt: „Ich bin sehr froh, weiterhin ein Teil dieser tollen Mannschaft zu sein und einen Beitrag dazu leisten zu können, dass wir gemeinsam bei der Eintracht erfolgreich sind. Wir haben das große Ziel, die Champions League zu erreichen, und kämpfen alle zusammen dafür.“

Trainer Arnautis lobt seine schnelle Außenspielerin, die auch zu den ELF-en der Woche gehört, nicht nur für ihre Technik und Dynamik, sondern auch als Teamplayerin. „Es ist sehr schön, einen solchen Charakter mit ihrer Qualität weiterhin für Eintracht Frankfurt spielen zu sehen.“

Der gemeinsame Traum von Team und Staff von der Champions League jedenfalls hat mit diesem Spieltag neue Nahrung bekommen. Nach dem eigenen Sieg sowie der Niederlage der TSG bereits am Samstag steht die Eintracht momentan auf dem entscheidenden Rang drei. Turbine Potsdam konnte sich an Hoffenheim vorbei auf den vierten Platz schieben. Frankfurt hat nun allerdings mit Bayern München bereits am Freitag sowie dem VfL Wolfsburg am 18. Spieltag zwei große Herausforderungen vor der Brust.

Abseits des Platzes lohnt der Blick auf den 44. DFB-Bundestag, der am 11. März in Bonn stattfand. Neben der Wahl eines neuen Präsidiums wurden dabei auch Leitplanken zur Stärkung des Fußballs (f) beschlossen und Siegfried Dietrich als Ausschussvorsitzender der Frauen-Bundesligen wiedergewählt. Damit folgte der Bundestag einem Abänderungsantrag zum Antrag des Fußball-Verbands Rheinland auf Ausgliederung.

Dietrich kommentiert dazu: „Mit den im Antrag festgehaltenen Leitplanken sind die Grundlagen sowie wesentlichen Aspekte und Maßnahmen zum Erreichen unserer kurz-, mittel- und langfristigen Ziele durch das höchste DFB-Organ legitimiert. Das ist ein Meilenstein für uns.“ An diesen Worten werden die Verantwortlichen sich messen lassen müssen.

Aus dem Adlerinnenhorst (22/10): Chance auf Platz 3

Die Frankfurter Eintracht ist an diesem 16. Spieltag der Bundesliga erst am Sonntag im Heimspiel gegen die SGS Essen gefordert, Verantwortliche und Team dürften aber bereits die Partie am Samstag mit besonderem Interesse verfolgen. Dann nämlich tritt die TSG Hoffenheim zuhause gegen die Tabellenführerinnen aus München an – und in Frankfurt dürfte man wohl dem Gastteam die Daumen drücken.

Die Adlerträgerinnen haben dank ihres 3:2-Heimsieges gegen Hoffenheim am vergangenen Samstag zur TSG aufgeschlossen und liegen nun punktgleich (31), aber mit der schlechteren Tordifferenz, auf Rang 4. Cheftrainer Niko Arnautis sagte im Anschluss an den Sieg: „Wir sind nun sieben Spiele vor dem Ende mitten im Kampf um den dritten Platz – genau davon haben wir im Sommer geträumt.“ Denn seit der Reform der UEFA Women’s Champions League zur laufenden Saison berechtigt jener Rang 3 zur Teilnahme an der Königsklasse (Voraussetzung ist eine Platzierung unter den besten sechs Verbänden der UEFA-Rangliste).

Frohms-Nachfolgerin gefunden

Vom kommenden Gegner haben die Eintracht-Verantwortlichen unter der Woche Torhüterin Stina Johannes verpflichtet. Die 22-Jährige stand seit der Saison 2018/19 in Essen unter Vertrag. Zu Beginn ihrer ersten Saison bei der SGS verletzte Johannes sich schwer und es dauerte fast anderthalb Jahre, bis die gebürtige Niedersächsin auf den Platz zurückehren konnte. In der darauffolgenden Saison 2019/20 etablierte sie sich in der Rückrunde zur Stammspielerin, im Frühjahr 2021 wurde sie erstmals ins A-Nationalteam berufen.

Trainer Arnautis mit Neuverpflichtung Johannes und Sportdirektor Dietrich. (Foto: SGE)

Zuletzt musste Johannes nach einer Rückenverletzung erneut länger pausieren. In der laufenden Saison hat sie kein Spiel für die 1. Mannschaft gemacht, kam aber in einigen Spielen für die U20 zum Einsatz. Nun wechselt die Torhüterin am letzten Tag des Transferfensters in Japan zu INAC Kobe Leonessa, derzeit Spitzenreiterin der Women Empowerment League, bevor sie dann im Sommer zu den Adlerinnen stößt.

Stina bringt große Qualitäten auf der Linie, im Eins-gegen-eins und im Spielaufbau mit. Darüber hinaus ist sie unglaublich ehrgeizig und motiviert, möchte gemeinsam mit dieser Mannschaft wachsen.

Niko Arnautis, Cheftrainer

„Ich freue mich sehr, dass wir für den Start in die Saison 2022/23 mit Stina Johannes die Torfrau verpflichten konnten, die bei uns ganz oben auf der Wunschliste stand und die mit ihren sportlichen Qualitäten und ihrer Persönlichkeit in die Gesamtentwicklung unserer Mannschaft passt“, erklärt Sportdirektor Siegfried Dietrich.

Was sonst noch los ist

Johannes äußert sich freudig: „Meine Vorfreude ist riesig, mich gemeinsam mit der Eintracht weiterzuentwickeln.“ Es wird spannend, in der kommenden Saison zu erleben, wo sich die Neue in der Hierarchie der Torhüterinnen einsortieren wird. Merle Frohms wird Frankfurt dann bekanntlich gen Wolfsburg verlassen.

Neben dem Platz dürfte der Blick am Ende der Woche besonders auf den 44. DFB-Bundestag gehen. Neben der Wahl eines neuen Präsidenten wird es um die Zukunft des Fußballs (f) gehen. Ursprünglich hatte der Fußballverband Rheinland einen Antrag gestellt, wonach die 1. und 2. Liga aus dem DFB ausgegliedert werden sollten. Dieser ist nun zurückgestellt und durch einen Abänderungsantrag des Ausschusses der Frauen-Bundesliga zur Förderung innerhalb des DFB ersetzt worden.