Die Woche am Bruchweg (22/43): Auf nach München!

Wir schreiben gerade mal Ende Oktober und doch ist in drei Monaten das Fußballjahr in Sachen Bundesliga bereits vorbei. Mit dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am 13. November war es das für 2022. Angesichts der Tatsache, dass es bislang im Stadion noch nicht einmal unangenehm zugig war diese Saison, scheint das schwierig vorstellbar.

Doppelpass incoming. (Foto: Sport1/Montage: Wortpiratin)

Am Samstag geht es indes erstmal zum Rekordmeister nach München. Ich bin ehrlich: In dem Stadion war ich noch nie. Es wird eine Premiere, die vor allem deswegen zustande kommt, weil ich Sonntagmorgen im Sport1-Doppelpass sein werde, neben unter anderem 05-Sportdirektor Martin Schmidt und Heribert Bruchhagen. Ich bin gespannt auf die Runde. Zum ersten Mal jedenfalls gab es bereits vorab Liebesbriefe von Menschen, die finden, Frauen hätten in derlei Sendungen nichts zu suchen. Ich lösche da mittlerweile routiniert.

Wollte ich eine Überleitung erzwingen, würde ich sagen: Genauso routiniert, wie Bo Svensson die Fragen in der Pressekonferenz beantwortet. Beim Aufzählen der Münchner Spieler, denen sein Team in Sachen Verteidigung die volle Aufmerksamkeit widmen müsse, kam er jedenfalls nicht aus dem Tritt. Es ist natürlich allen bewusst, dass ein eigener Sahnetag einem schächeren der Bayern begegnen muss, um gerade in München eine Chance zu haben. Aber schön wäre so ein Dreier in der bayerischen Fremde ja schon mal wieder.

Etwas haspelig kam in der PK derweil Svenssons kurze Einlassung zu den Ereignissen beim Spiel gegen Köln am letzten Freitag rüber – und so, als habe er sich nicht intensiver damit befasst. Zwar sind seine Aufgaben vor allem sportliche, nach derart einschneidenen Vorfällen kann aber in der PK immer eine Nachfrage kommen und dann wäre es nicht ganz doof, das Vereinsstatement zu kennen. Zumal daran sehr viel zu loben ist, was ich in meiner aktuellen Kolumne für die AZ deswegen auch tue.

Pausiert haben zuletzt die #SCHOTTgoes05-Frauen, am Sonntag treten sie auswärts in Ober-Olm an. Es ist das erste Spiel unter ihrem neuen Trainer Takashi Yamashita, dem Torjägerin Nadine Anstatt unter der Woche beim Dreh zu meiner Videokolumne für die Allgemeine Zeitung (VÖ 9.11.) eine sehr gute Ansprache und die nötige Balance zwischen fordern und fördern attestierte. Die Entwicklung des Teams bleibt spannend zu beobachten.

Geschlagen geben mussten sich am vergangenen Wochenende die Meenzer Dynamites beim Bundesligaabsteiger HL Buchholz 08-Rosengarten. Trainerin Niki Nagy sagte hinterher über die Partie: „Das Ergebnis ist zum Schluß etwas zu hoch aufgefallen, denn bis zur 55. Minute haben wir zwei gleichwertige kämpferische Mannschaften gesehen.“ Mit dem 26:24 in der 51. Minute wurde es sogar noch mal richtig spannend, letztlich waren die Gegnerinnen an diesem Tag aber doch zu abgezockt.

Ein richtig starkes Statement hat die Sportliche Leiterin der Dynamites, Eva-Maria Federhenn, im Namen der ganzen Abteilung zu den Berichten um André Fuhr und Übergriffe im deutschen Handball abgegeben. Es ist sehr wichtig, dass Vereine sich in dieser Causa deutlich positionieren. Hier muss dringend aufgearbeitet werden. Es ist furchtbar, dass Vorfälle dieser Art im Sport immer wieder passieren. Und es ist umso wichtiger, dass sie ans Licht kommen, Aufarbeitung erfahren, dass Betroffene geschützt und Täter bestraft werden. Es braucht eine Kultur des Hinsehens, von allen, die sich dem Sport allgemein verbunden fühlen.

In diesem Sinne: Wir lesen uns.

Die Woche am Bruchweg (22/42): Vorfreude aufs Flutlicht

Wenn es um seine Spieler geht, ist Bo Svensson eher selten schmallippig. In dieser Woche aber schon, als ihm nämlich Fragen nach der erneuten Suspendierung von Delano Burgzorg gestellt wurden. Laut kicker sind die „disziplinarischen Gründe“ wiederholtes Zuspätkommen – dass Burgzorg seinen Coach gegen sich aufgebracht hat, war offensichtlich. Svensson ist sicher niemand, der seinen Spielern zweite Chancen verwehrt. Wer sie nicht nutzt, nun ja.

Apropos Chancen, am Freitagabend bietet sich die nächste auf den ersten Heimsieg der Saison. Unter Flutlicht, bei aufklarendem Wetter, gegen Köln. Das könnte ein richtig heilsamer Abend werden, der die guten Ergebnisse der Englischen Woche abrundet.

Eine Heimniederlage mussten am Sonntag die #SCHOTTgoes05-Frauen gegen den 1. FC Saarbrücken hinnehmen. Das 2:3 ist deshalb besonders ärgerlich, weil das Team zuvor 2:0 geführt hatte. Saarbrücken gab allerdings nicht auf, traf vor und zwischen den Toren zudem noch das ein oder andere Mal den physischen Kasten und holte sich, als es kurz vor Schluss nach einem leistungsgerechten Unentschieden aussah, den Sieg.

Wie groß der Ärger gerade bei den SCHOTT-Spielerinnen anschließend war, darf durchaus als positives Zeichen gewertet werden: Dieses Team hat an sich selbst den Anspruch, um den Aufstieg mitzuspielen.

Fest steht unterdessen auch, mit welchem Trainer das passieren wird. SCHOTT hat mit Takashi Yamashita eine Wunschlösung aus dem Hut gezaubert, die nur auf den ersten Blick überraschend ist. „Taka“, so der Spitzname des Fußballlehrers, hat als Spieler für den SV Gonsenheim und die U23 der 05er die Schuhe geschnürt.

Seit 2018 trainiert er den FC Basara Mainz, dessen Mitbegründer und Vorsitzender er ist. Auch Shinji Okazaki gehörte zum Gründungsteam, dritter Gründervater ist Babak Keyhanfar. Sein Team hat Yamashita mittlerweile bis in die Verbandsliga geführt, wo Basara nach zwölf Spielen derzeit auf Platz zehn steht.

Torben Schröder, Kenner der rheinhessischen Fußballszene und als Journalist unter anderem für die Allgemeine Zeitung unterwegs, hat nur Gutes über „Taka“ zu berichten. „Ich hielt ihn bislang für den unterschätztesten Amateur-Trainer der Region. Ein großartiger Ausbilder, der noch aus End-20ern mehr rausholt, als die in ihrer ganzen Karriere aus sich herausgeholt haben.“

Die sportliche Leiterin bei SCHOTT, Nadine Kreß, betont: „Wir sind glücklich, ihn für uns gewonnen zu haben. Er hat in und um Mainz ein sehr gutes Standing sowie Netzwerk.“ Yamashita selbst sagt in der AZ, er habe vor allem darüber nachdenken müssen, ob er „ein guter Trainer“ für den Fußball der Frauen sei. Letztlich hat er sich für das Angebot entschieden.

Journalist Schröder beschreibt den Coach als „recht streng“ und einen Disziplinfanatiker, „aber offenbar auch sehr gut in der Menschenführung, denn nicht mal die Spieler, die bei ihm nicht gespielt haben, sagen ihm was Schlechtes nach.“ Gute Noten für einen, der die Nachfolge von Kurzzeittrainer König antreten wird, der immerhin aufgrund von „Unstimmigkeiten“ mit dem Team seinen Hut nehmen musste. Torwarttrainer Felix Altmayer bleibt ebenso im Staff wie Co-Trainer Alexander Ulbrich, Yamashita bringt zudem Yuya Okuda als zweiten Co-Trainer mit.

Apropos Co-Trainer. Ein bemerkenswertes Interview mit 05-Co-Trainer Babak Keyhanfar haben hat der Verein für seine Medien geführt. Keyhanfar, dessen Eltern aus dem Iran nach Deutschland gekommen sind, der selbst aber hier geboren ist, macht derzeit in den sozialen Netzwerken sehr bemerkenswert auf die Situation im Heimatland seiner Eltern aufmerksam.

Im Interview sagt er dazu: „Ich möchte so als Sportler einen Teil dazu beitragen, die Realität widerzuspiegeln und mich so angemessen und authentisch wie möglich äußern.“ Eine Haltung, die im Fußball nicht selbstverständlich, aber umso wichtiger ist. Danke, Babak.

Die Woche am Bruchweg (22/41): Bäumchen wechsel dich

Manche Dinge wiederholen sich, ohne, dass die Beteiligten das eingeplant hätten. Wenn die Verantwortlichen bei Mainz 05 sich für einen eher kleinen Kader entscheiden, können Ausfälle schneller zu Schwierigkeiten führen.

Das Risiko ist positiv kalkulierbar, weil andererseits weniger Spieler auf der Bank sitzen. Treffen Verletzungen & Co. einen Mannschaftsteil besonders empfindlich, muss Bo Svensson kreativ werden, neue Lösungen finden, dem Nachwuchs vertrauen. Das gehört zu seinen Aufgaben.

Die besonderen Herausforderungen in der Defensive nach dem Abgang von Moussa Niakhaté und durch Krankheiten und Sperrungen sind hinlänglich bekannt. Es sind tatsächlich nur noch sechs Ligaspiele bis zur Winterpause, dazu die Partie im Pokal. Gut möglich, dass die 05-Verantwortlichen bereits nach Verteidigern Ausschau halten, mit denen sie ihre Truppe in der langen spielfreien Zeit verstärken können.

Die Personaldecke ist indes sogar dünner geworden, weil zum einen Silvan Widmer zunächst fehlt. Und dann hat der Verein unter der Woche den Ausfall von Maxim Leitsch bekanntgegeben, der an körperlicher und mentaler Erschöpfung leidet.

Offen mit Krankheiten umgehen

Sein Coach wollte sich in der Pressekonferenz nicht weiter dazu äußern ­ und das ist mit Blick auf die Privatsphäre des Spielers sicher nicht verkehrt. Andererseits ist es positiv und bestärkend, wenn mit Krankheiten des Körpers und der Seele im Fußball offener umgegangen wird.

Kurzer Exkurs: Chelsea-Managerin Emma Hayes hat gerade verkündet, für eine gewisse Zeit krankheitsbedingt auszufallen. Zuvor hatte sich Hayes die Gebärmutter entfernen lassen. Sie leidet seit längeremt an Endometriose, einer Krankheit, die bei vielen Menschen, die mit Uterus geboren wurden, mit Schamgefühlen, Fehlinformationen und Leid einhergeht.

Hayes Schritt ist deshalb wichtig. Krankheiten und Ausfallzeiten auch im Fußball zu normalisieren, kann im Sport selbst einen positiven Effekt haben – und von dort in die Gesellschaft ausstrahlen.

In Bremen wird es am Wochenende das erste Spiel der Mainzer gegen die Norddeutschen in Grün-Weiß, nachdem diese Claudio Pizarro mit einem Abschiedsspiel noch einmal haben hochleben lassen. Ob es den 05ern hilft, dass Pizarro nun auch nicht mehr im Sinn dabei ist – Tore gegen Mainz kann er ja schon länger nicht mehr netzen – bleibt abzuwarten.

Gegen die gut aufgelegte Werner-Truppe ist wirklich alles drin, im Guten wie im Negativen. Viel wird davon abhängen, ob Svenssons Team auf den Platz bringt, was der Trainer von ihnen erwartet.

Dominik Kohr hat beim Dreh für meine AZ-Videokolumne „Wortpiratin rot-weiß“ beteuert, wenn der Mannschaft das schnell wieder und dann vor allem dauerhaft gelingt, seien die europäischen Plätze drin. Das sind ungewohnt selbstbewusste Töne und daran muss nichts schlecht sein.

Selbstbewusst können auch die #SCHOTTgoes05-Frauen um Kapitänin Heiðrún Sigurðardóttir beim Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken antreten. Das 3:1 in Bad Neuenahr durch Tore von Nadine Anstatt (2) und Lisa Gürtler (1) war der sechste Sieg im sechsten Spiel. Damit steht die Truppe mit 18 Punkten und 25 zu drei Toren weiter souverän auf dem ersten Platz.

Es gibt diese Teams, über die Expert*innen scherzen, sie trainierten sich selbst. Die SCHOTT-Frauen scheinen zumindest unerschütterlich gegen Weschel auf der Trainer-Position. Die Frauen sind mit Coach Nicolai König in die Saison gegangen, der – wie berichtet – nach dem vierten Spiel gehen musste, worauf die Sportliche Leiterin Nadine Kreß und Co-Trainer Alexander Ulbrich das Training übernahmen.

In der Partie am vergangenen Sonntag nun musste Marc Kreß, letzte Saison noch U13-Trainer bei Mainz 05, für seine erkrankte Frau einspringen. Am Sonntag wird es wieder sie sein, die mit dem Team arbeitet – und natürlich gewinnen möchte gegen Saarbrücken. (14 Uhr, Karlsbader Straße). Die Spielerinnen derweil lassen sich von nichts beirren – und gewinnen einfach weiter.

Horst Hülß: Abschied von einer echten 05-Legende

Was ich von Horst besonders in Erinnerung behalten werde: seine Begeisterungsfähigkeit, den schalkigen Humor, seine Zugewandtheit und die übergroße Liebe zu seinem Verein, dem 1. FSV Mainz 05. Im Alter von 84 Jahren ist er am Freitag gestorben und er hinterlässt eine Lücke, die bleiben wird. Menschen wie ihn, aber auch Vereinsikonen wie ihn, gibt es nur noch wenige und mit jedem von ihnen, der geht, verschwindet ein Stück gelebter Geschichte, ein Teil von 05.

Einer der schönsten Momente, die ich mit Horst miterleben durfte, war die Feier zu seinem 80. Geburtstag vor vier Jahren in Bretzenheim. Er war da voll und ganz in seinem Element, lauschte mit roten Wangen und strahlenden Augen den Festtagsreden, dirigierte später seinen eigenen Geburtstagschor und war sehr glücklich über die vielen Gratulant*innen, unter ihnen ehemalige Spieler, Mitspieler und Größen des Sports ebenso wie Freund*innen und Familie. Es war ein Tag ganz nach seinem Geschmack.

Auf dem Weg ins Stadion oder auch mal nach dem Spiel habe ich ihn häufig im Hasekaste gesehen. Da gab es dann ein kurzes Schwätzchen übers aktuelle Team, die Leistung der Trainer, das eigene Wohlbefinden, seins wie meins. Manchmal waren das nur kurze Momente, manchmal ein längerer Plausch, immer waren die eigenen Schritte beschwingter, nachdem man mit ihm geredet hatte. Am schönsten war es, wenn er Scherze machte, die hörte ich gern.

Als Spieler ging es für Horst Hülß 1965 zu Mainz 05. Der Verein hatte da gerade Schlagzeilen gemacht mit der goldenen Pokalgeneration, zudem konnte er in Mainz sein Studium fortsetzen. „Die Schule war immer das Wichtigste“, hat er 2018 bei den Dreharbeiten zu meiner Videokolumne erzählt. Drei Jahre spielte er im 05-Trikot, ging dann zum VfB Ginsheim und trainierte gerade den VfR Nierstein, als er bei Mainz 05 als Nachfolger von Gerd Menne ins Gespräch kam.

Er hat „keine Sekunde gezögert“. Allein die Gelegenheit, in der 2. Liga zu arbeiten, war Anreiz genug. Und dann noch seine 05er! Mit denen erlebt er ein Novum, als der Verein sich 1976 aus wirtschaftlichen Gründen aus der 2. Liga zurückzieht. Ein harter Schritt, auch für Trainer und Team. „Meine Schüler haben Unterschriften für den Ligaverbleib gesammelt.“ Er macht den Abstieg mit und bereut das nie. Das zweite Trainerintermezzo bei 05 Ende der Achtziger ist wenig erfolgreich, seine Liebe zum Verein bleibt ungebrochen, bis zum Schluss.

Nicht immer wird die so erwidert, wie Horst Hülß sich das wünscht. Er nennt den Umgang seiner 05er mit den Ehemaligen eine „wunde Stelle“ und glaubt, der Verein müsse da „in sich gehen und noch mehr machen“. Als Mitglied des Ältesten- und Ehrenrates gehört er lange zu denjenigen, die Vereinsmitglieder an halbrunden und runden Geburtstagen mit einem Strauß Blumen überrascht. Kontakt halten, Wertschätzung zeigen, darin war er wirklich gut und immer kam das von ganzem Herzen. Das ist eine Gabe, die er aber immer auch als Aufgabe begriffen hat.

Horst Hülß wird fehlen. Er hat das zuletzt schon an allen Ecken und Enden, weil er nicht mehr so konnte. Zu wissen, dass er nun wirklich nie mehr an der Ecke vor der Arena oder seinem Platz auf der Pressetribüne sitzen wird, ist sehr traurig. Wie der Verein ihn heute würdigt, das wäre ganz nach seinem Geschmack. Möge die Erde dir leicht sein, lieber Horst. Es war ein Privileg, dich zu kennen. Danke für alles.

Die Woche am Bruchweg (22/37): Stimmung, schwankend

Stimmungstechnisch war das eine komische Fußballwoche. Angefangen mit dem unschönen Spiel in Sinsheim, das auch durch die „Heimspiel in Hoffenheim“-Nummer des Vereins bei mir lange nachgewirkt hat. In meiner 05-Kolumne für die Allgemeine Zeitung setze ich mich damit intensiver auseinander (erscheint am Freitag hier).

Irritiert hat mich unter anderem die Diskussionskultur. Kein wirklich neues Thema, wenn aber einer wie Christoph Kessel, der seit Jahren viel Zeit und Liebe in sein Treiben rund um Mainz 05 steckt, so rüde angegriffen wird wie unter der Woche, weil er Kritik anbringt, macht mich das nachdenklich. Schließlich sind Vereinsverantwortliche keine Götter – und Christoph ist nun wirklich niemand, der draufhaut. Woher also diese schnaubende Wut, sobald jemand mal „ausschert“?

Die offenbar wirklich heftige Fußverletzung von Jonathan Burkardt war ein weiteres Thema, das mich nicht wirklich losgelassen hat. Mir ist schon klar, das ein Regelwerk nicht situativ ist, sondern allgemeingültig, dass aber der Verursacher das Spiel beenden durfte, wirkt falsch. Wie so vieles im derzeitigen Fußballzirkus und vielleicht bin ich einfach etwas business-müde.

Wirklich groß: die 05-Stempelkarte. (Foto: Rheinhessen on Tour)

Abseits von Mainz 05 sind es auch nachdenklich stimmende Zeiten im Fußball. Noch scheint nicht ganz absehbar, wohin der Shift in einigen Fanszenen führen wird, der mutmaßlich durch die Corona-Pause mit ausgelöst wurde. Die aufflammende Gewaltbereitschaft bietet, bei aller weiterhin bestehenden Notwendigkeit zur Differenzierung, Anlass zur Sorge. Einen sehr guten Text haben die Kollegen Felix Tamsut und Matt Ford dazu für die Deutsche Welle geschrieben.

Der Wochenausklang dürfte kompliziert bleiben emotional. Die Rückkehr von Sandro Schwarz in die Bundesliga ist eine schöne Erfolgsgeschichte für den Mainzer, auch wenn ich keine gesteigerten Sympathien für Hertha BSC hege. Ihn erstmals seit seinem unfreiwilligen Abschied als Trainer des Gegners an der Seitenlinie zu sehen, hat dennoch eine spezielle Wucht. Wie mag sich das wohl erst für ihn anfühlen?

Bo Svensson hat in der Pressekonferenz jedenfalls die richtigen Worte gefunden, was seine Erwartung an das Publikum angeht: „Ich freue mich, ihn zu sehen. Ich glaube, es ist auch ein besonderes Spiel für ihn. Ich hoffe auch, dass er hier gut empfangen wird von den Fans, weil, es ist ein besonderer Mensch, der jetzt hier zurückkehrt. So viele von der Sorte haben wir in Mainz nicht. Da verdient er schon, dass er die Anerkennung von den Leuten bekommt, egal ob er jetzt Trainer woanders ist.“

Wir haben immer ein gutes Verhältnis. Kommen gut miteinander klar. Werden wir sehen, ob das über die 90 Minuten dann auch so funktioniert. Wir sind auch bekannt dafür, dass wir nicht die allerruhigsten Typen sind.“

Bo Svensson über die Rückkehr von Sandro Schwarz nach Mainz

Meine Gedanken sind tatsächlich zu Wolfgang Frank gewandert anlässlich der Rückkehr von Schwarz. Der beerbte Frank ja einst in Wiesbaden – und das letzte Spiel seines Mentors als Coach des SVWW war just jenes gegen 05. Schon erstaunlich, wie sich Kreise auch immer wieder schließen. Das ist am Ende vielleicht die gute Nachricht.

Weitere gute Nachrichten lauten wie folgt: Die #SCHOTTgoes05-Frauen, in der Regionalliga Südwest ungeschlagene Tabellenführerinnen, treten am Sonntag um 14 Uhr zuhause gegen den 1. FC Riegelsberg an. In der ersten Tischtennis-Bundesliga sind die 05er am Sonntag zeitgleich gefordert.

Und die Meenzer Dynamites, nach einem im Handball eher seltenen Unentschieden zum Saisonauftakt, spielen am Samstag um 18 Uhr auswärts in Regensburg. Da sind die Möglichkeiten, die Abteilungen zu unterstützen, mal wieder zahlreich.

Als Möglich-Macher in Sachen Unterstützung des Vereins bei Spielen in fremden Stadien sind derzeit im besten Sinne die Supporters unterwegs. Sowohl nach Freiburg als auch Bremen organisieren sie coole Angebote. Sagt nicht, ihr hättet von nichts gewusst.

Wir lesen uns.