Podcastliebe: Was hörst du denn?

Kürzlich habe ich auf Twitter in einem längeren Thread die Podcasts vorgestellt, die ich aktuell gerne hören und deshalb weiterempfehlen möchte. Auf vielfachen Wunsch – damit das nicht untergeht und ich die Liste bei Gelegenheit erweitern kann – ziehe ich diese Zusammenfassung nun auch in den Blog um.

120minuten. Das Portal für Fußball-Longreads. (Foto: 120minuten)

120minuten. Das Portal für Fußball-Longreads. (Foto: 120minuten)

1. Ich darf Teil sein von 120minuten und empfehle euch unsere Seite natürlich von Herzen, die Podcastst, die vor allem Alex Schnarr und Oliver Leiste da regelmäßig unter anderem mit unseren Partnern ballesterer und Magazin Zeitspiel produzieren, sowieso. 2. Der Tod gehört zum Leben, darüber zu sprechen, ist trotzdem seltsam tabuisiert. Damit räumt Bianca Hauda mit Bestatten: Hauda ganz wunderbar und mit sehr tollen Gästen auf. Unbedingt anhören! 3. „It may not be the feminist podcast you want, but it’s the feminist podcast you need.“ Diese Selbstbeschreibung von Burn It All Down sagt eigentlich schon alles. Unfassbar tolle Crew, wahnsinnig wichtig Arbeit. Anhören! Und: „Burn on, but not out.“

4. Wie oft habt ihr Friends schon von vorne bis hinten durchgeschaut? Oder von hinten bis vorne… Ich trage es mit der Steppy gerade in die nächste Generation. Deshalb liebe und empfehle ich euch Central Pod, wo Maik und Phil alle Folgen hörenswert besprechen. 5. Diese beiden brauchen keine weiteren Empfehlungen oder Worte, dennoch seien sie hier mit Trommelwirbel erwähnt: Klaas Reese und Alex Feuerherdt sind die einzig wahren Erben Collinas und hauen mit Collinas Erben regelmäßig Folgen vom Feinsten heraus. Pflichtprogramm! 6. Ein Podcast wie ein Radiofeature, unfassbar klug und interessiert gemacht, mit Themen, bei denen ich jedes Mal ganz viel neues lerne. Hört den Denkangebot-Podcast von Katharina Nocun, jede Folge lohnt sich.

Collinas Erbe Alex war auch schon in meiner Videokolumne zu Gast. (Foto: Malino Schust)

Collinas Erbe Alex war auch schon in meiner Videokolumne zu Gast. (Foto: Malino Schust)

7. Alle zwei Wochen gibt’s eine spannende neue Folge des Lila Podcasts – und für alle, die Katrin Rönicke und Susanne Klingner nicht von Anfang an gelauscht haben, bietet das Archiv viele tolle Themen für lange Herbstabende. Ein absoultes Muss in Sachen Feminismus-Weiterbildung. 8. Wir sind nicht verantwortlich für das, was einst in diesem Land passiert ist. Aber dafür, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Darum ist es so wichtig, sie zu kennen. Die Anachronistin leistet dazu einen ganz wichtigen Beitrag. Ein stiller, schmerzhafter, wichtiger Podcast. 9. Was beschäftigt eigentlich Menschen, die schreiben? Wie sind sie zu ihrem Beruf gekommen? Welche Tipps haben sie und wo kann man sie bei Lesungen treffen? Um solche und andere Fragen geht’s in „Die Schreibenden“ von und mit Anja Goerz. Ganz toll!

10. Miteinander über das Sprechen, was ein Tod im engsten persönlichen Umfeld auslöst – und gleichzeitig Themen behandeln, die der Tod berührt: Das tun Susann Brückner und Caroline Kraft im Endlich-Podcast auf berührende und wohltuende Weise. Unbedingte Empfehlung. 11. Einmal im Monat nehmen Maxi und Alice uns in ihrem Podcast Feuer und Brot mit auf eine Gedankenreise zu unserer Gesellschaft, über Alter, Geschlecht, kulturelle Aneignung, Ängste, Feminismus, Hoffnungen. Das ist gleichermaßen intim und politisch und deswegen immer lehrreich. 12. Mehr Kultur für alle – und niemand spricht darüber so wunderbar nordisch und zugleich leidenschaftlich wie Herr Martinsen und Frau Eichler in Feuilletoene. Die Dialoge der beiden sind ein Hochgenuss und ihre Tipps immer einen zweiten Blick wert. Wunderbar.

Wie kommen Frauen zum Fußball? (Foto: FRÜF)

Wie kommen Frauen zum Fußball? (Foto: FRÜF)

13. Noch ist die Filterbabbel nicht zurück aus der Sommerpause, weil Frau Büüsker und Karolin Schwarz rundherum so viel zu tun haben. Aber im Herbst sind nicht nur ihre klugen Blicke auf wichtige digitale Themen zurück, sondern es tönt auch wieder „Cyber, Cyber“. Das wird bestimmt spitze. 14. Eigenlob stinkt bekanntlich, aber weil ich einfach die famosen Kolleginnen empfehle, kann da gar nichts passieren: Hört unbedingt den Podcast FRÜF – Frauen reden über Fußball! Die Leidenschaft, das Fachwissen, die Liebe und Energie dieser Frauen ist einfach unglaublich. Beste Crew der Welt. ? 15. Von Beatrice Frasl habe ich endgültig gelernt: Vorbilder können auch viel jünger sein, als man selbst. Große Töchter und She Who Persisted sind wunderbar lehrreich und für die Energie, die sie auf Insta in Stories zu Feminismus und Gesellschaft steckt, bewundere ich sie. Heldin.

16. Den etwas anderen Blick auf Mainz 05 bieten Boos, Buddi und Berts mit dem Hinterhofsänger-Talk nach jedem Heimspiel. Und manchmal gibt’s mit Jasmina sogar prominente Unterstützung. Da kann man ruhig mal klatschen. 17. Als bekennendes Heike-Borufka-Fangirl höre ich mit großer Neugierde und Freude Verurteilt. Spannend, wie sie mit Basti Kriminalfälle aufrollt und bespricht. Ein ungewöhnliches, mutiges Format, das ich nur empfehlen kann. 18. Was wären wir eigentlich alle ohne den Rasenfunk? Ich weiß es nicht. Klar ist, Max-Jacob Ost und Frank Helmschrott haben da vor gut fünf Jahren ein Projekt aus der Taufe gehoben, das nicht wegzudenken ist, das Maßstäbe gesetzt hat und sich immer wieder selbst übertrifft. Tausend Dank!

Wer den Rasenfunk finanziell unterstützen möchte, kann das im Supporters Club tun. (Logo: Rasenfunk)

Wer den Rasenfunk finanziell unterstützen möchte, kann das im Supporters Club tun. (Logo: Rasenfunk)

19. Es ist etwas still geworden um Ladies First Pod – Wise Women Talking, seit die Macherinnen von einem Ozean getrennt sind. Aber einstweilen könnt ihr euch alle auf das Archiv stürzen, in dem wunderbare Gespräche mit Frauen jenseits der 75 warten, die ihre inspirierenden Lebensgeschichten erzählen. 20. Fußball ist Fußball, und doch: Wenn Frauen gegen den Ball kicken, läuft das viel zu oft unter dem Radar. Wie gut, dass es Juliane und Sven gibt, die das mit Lottes Erbinnen seit Jahren mit viel Energie, Herz fürs Thema und natürlich Know How ändern. Anhören! 21. Ein Podcast aus Mainz, über Mainz und für Mainz – aber auch den Rest der Welt. Ich bin wirklich verliebt in die wunderbaren Episoden von Mainz gehört und kann euch allen dieses Herzensprojekt von zwei tollen Frauen aus Mainz nur empfehlen.

22. Frauen sichtbarer machen und ihnen Raum dafür zu geben, ihre Geschichten zu erzählen, das tut die famose Nora Hespers mit Mensch, Frau Nora. Darin stellt sie die richtigen Fragen, lässt tolle Frauen zu Wort kommen und überrascht mich immer wieder neu. Herzensempfehlung. 23. Der Blick aufs Politische und die Gesellschaft startet immer sehr privat und ihren persönlichen Blick teilt Daniela Ishorst in Plauschgewitter. Das ist interessant, oftmals witzig, manchmal leicht chaotisch und dabei immer absolut hörenswert. 24. Fußball ist politisch. Wer etwas anderes behauptet, folgt mir sicher längst nicht mehr. Allen, die noch hier sind, empfehle ich Polikick, wo Stefan, André, Jenny, Jan und Norbert (nun ohne mich) aufs Geschehen an und um den Ball schauen.

Jason und Mirco. (Pressefoto: Sabrina Nagel)

Jason und Mirco. (Pressefoto: Sabrina Nagel)

25. Meine Playlist ist ziemlich fußballlastig, aber sie kann noch mehr. Unter anderem dank Popmillionäre mit der tollen Sonja Riegel und ihrem Kollegen Sven van Thom, die wunderbar hörenswert, oft lakonisch und immer überraschend über Musik sprechen. 26. Die Reise des Wochenendrebellen Jason mit Papsi Mirco verfolge ich seit vielen Jahren und hatte auch schon mehrfach die Freude, sie zu treffen. Ihren Podcast „Radiorebell“ höre ich besonders gern, weil ich davon lerne, dabei lache, auch heimlich weine und immer sehr gut unterhalten bin. 27. In Rice and Shine habe ich mich ab dem ersten Hören sturzverliebt. In ihrem vietdeutschen Podcast sprechen Minh Thu und Vanessa hörenswert über Themen wie deutsche Ersatzverwandte, Yellowfacing und Rassismus. Danke für die wichtigen Einblicke. Listen and learn.

28. Mit großen Engagement betreibt Phil Tagscherer mit dem „Schlüsselspieler Podcast“ das etwas andere Format zum Dauerbrenner Fußball. Super interessante Gespräche mit tollen Gästen, die ich sehr gerne höre. 29. Ich habe das schon häufiger gesagt, aber: Diesen beiden Frauen beim Denken zuzuhören, ist ein Privileg. Oftmals behandeln Nora und Rita im Was Denkst Du Denn-Podcast Themen, die mich selbst beschäftigen, genauso oft überraschen sie mich. Immer ist es ein Hochgenuss. Danke! 30. Natürlich gibt es noch viele andere wunderbare Podcasts. Gerne empfehle ich noch die DLF-Sportgespräche, „Das F-Wort“ mit Pola und AK Rose, den „Hörfehler“ von Docokocha, „Girls with Balls“ mit Ali Riley und viele mehr. Für heute soll es das aber gewesen sein. Ihr könnt die Podcaster*innen eures Vertrauens und Interesses unterstützen, in dem ihr über ihre tolle Arbeit schreibt, sie empfehlt, ihnen Rezensionen verfasst oder ihnen etwas überweist. Alles, was ihr tut, ist Ansporn. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. ❤️?

Interview: Mainz 05-Krimi „Im Schatten der Arena“ – Homosexualität im Fußball darf kein Tabu mehr sein

Vor genau einem Jahr bist du in die letzte intensive Schreibphase an deinem Mainz-05-Krimi Im Schatten der Arena gestartet. Was ist seither passiert?
Viele wunderbare Dinge. Zum einen habe ich den Roman vier Wochen später abgegeben, so dass er am 5. Mai erscheinen konnte. Im Hugendubel in Mainz am Brand fand die Premiere statt und das war ein wirklich schöner Abend. Auch insgesamt waren die Lesungen in den letzten Monaten ganz speziell, sei es die tolle Veranstaltung mit Lotto Rheinland-Pfalz zugunsten der DKMS, der Abend mit Mainz 05 hilft e.V. und den Classics in der Opel Arena oder die Lesung im Fanhaus Mainz. Das waren viele besondere Begegnungen und ich habe tolle Rückmeldungen bekommen.

_DSC5390_1

Dein Buch ist in der Sparte Regionalkrimi verortet. Welche Vorteile siehst du darin – und was können wiederum Nachteile sein?
Ein Vorteil ist definitiv, dass Regionalkrimis ein bestimmtes Publikum haben. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob die ein Buch mit Fußballbezug auch so selbstverständlich lesen. Beim Schreiben ist es einfach schön, sich bewusst durch eine vertraute Umgebung zu bewegen und reale Orte einzubeziehen in die Handlung – eben diese Wiedererkennungseffekte sind für viele Leser auch ein Reiz bei Regionalliteratur. Ein Nachteil ist umgekehrt wohl, dass es schwieriger ist, Leute zu erreichen, die weder mit Mainz noch mit den 05ern so viel am Hut haben, obwohl im Buch auch noch ganz andere Themen stecken.

Es wäre verfehlt, ‚Im Schatten der Arena‘ schlicht als Fußball-Krimi mit Lokalkolorit ins Regal zu sortieren. Mara Pfeiffer schafft es, mit den Mitteln des Genres und einer fluffig schnörkel- und hemmungslosen Schreibe ein nach wie vor großes gesellschaftliches Tabu zu thematisieren: Homosexualität im Profifußball.
Meike Kolodziejczyk, Frankfurter Rundschau

Welche sind das? Und warum hast du dich für genau diese Schwerpunkte entschieden?
Dafür muss ich ein bisschen ausholen. Die Idee für den Mainz-05-Krimi gab es im Societäts-Verlag ja schon, bevor klar war, dass ich die Autorin sein würde. Das hat sich dann in den Gesprächen zwischen mir und Verlagsleiter René Heinen herauskristallisiert. Ich habe mir also erst nach der Zusage konkrete Gedanken gemacht, was mir im Roman wichtig ist. Da waren einige Dinge sehr schnell klar, zum Beispiel, dass ich eine starke weibliche Hauptfigur erschaffen möchte. Das war eine ganz bewusste Entscheidung, auch, weil Frauen nach wie vor viel zu wenig stattfinden als zentrale Figuren, wie generell im Literaturbetrieb und den Medien (Lese-Empfehlungen dazu hier und hier). Außerdem hat sich für mich sehr schnell herauskristallisiert, dass ich mich dem Thema Homophobie im Fußball widmen möchte.

Warum war dir das so wichtig? Gab es konkrete Anlässe oder Personen, die als eine Art Vorbild dienten?
Ich finde die Diskussion um homosexuelle Liebe insgesamt aberwitzig und im Fußball nach wie vor zugespitzt katastrophal. Wir schreiben das Jahr 2019 und einige diskutieren ernsthaft darüber, ob Frauen auch Frauen oder Männer auch Männer lieben dürfen, das kann ich nicht nachvollziehen. Die Vorstellung, dass Menschen das Gefühl vermittelt wird, sie dürften einen elementaren Teil ihres Wesens nicht ausleben, dieses aufgezwungene Versteckspiel, generell das gesellschaftliche Ansinnen, da Vorschriften zu machen oder die Arroganz, sich ein Urteil zu erlauben, wenn es um die natürlichste Sache der Welt geht, das kotzt mich alles komplett an. Bewegt haben mich in den letzten Jahren dazu zwei konkrete Anlässe, zum einen das Coming-Out von Thomas Hitzlsperger im Januar 2014. Zum anderen der Song „Der Tag wird kommen“ auf der Soloplatte von kettcar-Sänger Marcus Wiebusch, der das Thema großartig behandelt.

Hattest du mit den beiden im Vorfeld Kontakt?
Tatsächlich habe ich Marcus Wiebusch kontaktiert, um zum einen abzuklären, ob ich seinen Song im Buch verwenden darf. Zum anderen habe ich ihn für ein Interview angefragt, das im Krimi eine Rolle spielt bei den Recherchen der Hauptfigur Jo. Beidem hat er glücklicherweise zugestimmt, wofür ich ihm sehr dankbar bin.

Wie sind denn die Reaktionen auf den Krimi ausgefallen?
Insgesamt habe ich sehr viel positives Feedback bekommen, was mich ehrlich freut. Unter anderem habe ich eine Leserunde bei Lovelybooks veranstaltet, auf Amazon finden sich einige Rezensionen und es gab Besprechungen in verschiedenen Blogs und Zeitungen. Kritik gab es vor allem an einem Punkt, nämlich, dass gegen Ende alles etwas zu schnell geht. Das war tatsächlich auch mein Gefühl, ohne, dass ich es im Schreibprozess konkret fassen konnte. Letztlich ist das (m)ein Lernprozess in Bezug auf weitere Bücher, den ich aus der Erfahrung dieses ersten Romans mitnehme. Insgesamt hatte ich mir ehrlich gesagt erhofft, gerade das Thema Homophobie im Fußball würde rund um das Buch etwas intensiver diskutiert, weil ich die Auseinandersetzung nach wie vor unfassbar wichtig finde. Auf der anderen Seite gibt es wunderschöne Besprechungen, in denen Details aufgegriffen sind, die mich echt baff machen, wie im Podcast „2 READ or not 2 READ“, der dem Thema Trauer im Roman sensibel nachspürt. Meike Kolodziejczyk hat den Krimi für die FR wunderbar analysiert, im Literatur-Podcast Feuilletöne gab es eine wunderbare Kritik und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr schöne Beispiele fallen mir ein.

Am allerbesten finde ich, dass endlich das Thema Homosexualität im Fußball aufgenommen wird. Ich arbeite jeden Tag mit Jugendlichen zusammen und die brauchen Vorbilder (…) und die Gewissheit, dass es okay ist, dass sie sind, wie sie sind. Und wenn sie transgender oder homosexuell oder bisexuell sind, dann muss das genauso normal sein. Und das muss vorgelebt werden. Nicht nur von Menschen in ihrem Umfeld, sondern auch von berühmten Persönlichkeiten. Die dazu stehen. Und die kein Problem haben, darüber zu sprechen. Danke als Lehrerin, dass Du das Thema ansprichst.
Eva Gehrlein

Also hinterlässt dich das, was rund um den Krimi passiert ist, wunschlos glücklich?
Fast. Ich würde mir unbedingt wünschen, dass wir gesellschaftlich nicht weitermachen mit der Rolle rückwärts, die sich in einigen Bereichen in den letzten Monaten angedeutet hat, sondern gemeinsam einstehen für ein gutes Miteinander, eine offene Gesellschaft ohne Vorurteile und Mauern im Kopf. In Sachen Roman dürften gerne die Verkaufszahlen noch ein bisschen steigen. Insofern freue ich mich, wenn alle, die das Buch mochten, schamlos dafür trommeln. Wer weiß, vielleicht bekommt die Geschichte dann sogar eine Fortsetzung…

[Was noch zu fragen war: Selbstinterview.]

„Im Schatten der Arena“ unterm Weihnachtsbaum

Kurz nach der Veröffentlichung von „Im Schatten der Arena“ im Mai hatte ich bereits ein FAQ rund um den Krimi verfasst. Pünktlich zur Vorweihnachtszeit gibt’s eine kleine Aktualisierung für alle, die Interesse daran haben, den Krimi beispielsweise am 24. Dezember unter den geschmückten Baum zu legen. Mit ein bisschen Mühe passt er vielleicht sogar in den Nikolausstiefel…

Im Schatten der Arena

Wo sollen wir den Krimi kaufen, damit du am meisten davon hast?
Wer das Buch signiert oder mit einer Widmung möchte, kann es gerne per Mail direkt bei mir bestellen. Für alle Bestellungen, die mich bis zum 17. Dezember erreichen, spende ich 50 Cent an die DKMS Deutschland, die ich schon länger unterstütze. Generell freue ich mich, wenn ihr es der Buchhandlung eures Vertrauens besorgt, um den lokalen Handel zu unterstützen. Wer gerne online bestellen will, kann das zum Beispiel im Shop der Autorenwelt tun, die sehr fair abrechnen – oder auf der Homepage des Verlags.

Bekomme ich für mein/e/n Blog/Podcast/Zeitung nach wie vor ein Rezensionsexemplar?
Meldet euch gerne direkt bei mir, ich leite die Anfragen an den Verlag weiter. Grundsätzlich freuen wir uns natürlich über jede Besprechung und die meisten Anfragen sind machbar.

Montage 3

Wird es weitere Lesungen geben?
Aber klar! Die Premiere war am 18. Mai im Hugendubel Mainz. Seither war ich mit dem 05-Krimi schon unter anderem in der Loge von Lotto Rheinland-Pfalz, auf der Buchmesse oder im Fanhaus zu Gast. Am Donnerstag, 15. November, lese ich auf Einladung von Mainz 05 hilf e.V. in der Arena, Voranmeldungen bitte an classics@mainz05.de. Tags darauf ist Vorlesetag und im Rahmen der Aktion „Mainz liest bunt“ besuche ich das Schlossgymnasium. Auch für diese Lesung wird um Voranmeldung per Mail (sekretariat@verwaltung.schloss-online.de) gebeten.

Wie kann ich dich unterstützen?
Ich freue mich über jeden, der einfach Lust hat, mein Buch zu lesen. Wer zusätzlich eine kleine Rezension – zum Beispiel bei Amazon oder LovelyBooks – hinterlässt oder anderswo trommelt, macht mir natürlich eine besondere Freude. Sehr schön finde ich auch, wenn mich per Mail oder über die sozialen Netzwerke Bilder davon erreichen, wo der Krimi überall unterwegs ist.

Vielen lieben Dank für euer Interesse!

Ein Blog, ein Buch, ein Brunnen: Rebellenlesung in Mainz

Würde man eine Lesung der Wochenendrebellen vorab inszenieren wollen, wäre das eine heikle Angelegenheit. Die Einsätze! Das Timing! Die Gags! Die Regie hinter der Bühne käme vermutlich ziemlich ins Schwitzen. Doch es gibt keine Inszenierung, ergo auch keine Regie und bei der Lesung im Fanhaus Mainz nicht mal eine Bühne, da ohne mehr Interessierte ins Kick’n Rush, die ureigene Kulturkneipe, passen. Stattdessen einen Tisch, an dem Jason sich ausgebreitet und Vater Mirco (s)ein Eckchen zugewiesen hat, damit „das Setting hier gleich mal die Hierarchie in der Familie klarmacht“, wie Letzterer schmunzelnd verkündet. Und es gibt natürlich Regeln, unter anderem die, dass der Sohnemann bestimmen darf, wie es läuft.

Das Kick'n Rush ist die Kulturkneipe im Fanhaus Mainz. (Foto: WP)

Das Kick’n Rush ist die Kulturkneipe im Fanhaus Mainz. (Foto: WP)

Jason erkundigt sich denn auch direkt selbstbewusst nach der Gästeliste, da es aufgrund einer aktuellen Grippewelle einige kurzfristige Absagen bei der von der Fanabteilung des FSV Mainz 05 organisierten Lesung gegeben hat. Die Namen wolle er auf seine Hassliste setzen, erklärt er, wobei es ihm am liebsten wäre, Papsi würde vorher überall anrufen, um zu klären, wer begründet und wer gedankenlos abgesagt hat. Denn er hasst zwar Unzuverlässigkeit – Ungerechtigkeit ist ihm aber gleichfalls zuwider. Ein paar der Gäste wirken verunsichert. Ist das jetzt ein Scherz? Doch Jason verzieht keine Miene, stattdessen liest er die Einführung aus Wir Wochenendrebellen, dem Buch, das Vater und Sohn gemeinsam geschrieben haben.

Darin geht es um die gemeinsamen Fußballreisen der beiden, in deren Mittelpunkt Jasons Suche nach „seinem“ Fußballverein steht. Daneben erzählt das Buch die Geschichte einer Familie, zu der neben Vater und Sohn auch Mutter Fatime und Tochter Lani gehören, von der großen Liebe, die sie verbindet, der Herzenswärme, die sie einander entgegenbringen.

Die Rebellen bei einem früheren Mainz-Besuch. (Foto: WP)

Die Rebellen bei einem früheren Mainz-Besuch. (Foto: WP)

Und es geht auch um etwas, was Jason selbst für sein Leben als „Behinderung und Behilflichkeit“ beschreibt: Er ist Asperger-Autist. Für die Lesung liefert diese Tatsache zahlreiche Anekdoten über die Erfahrungen, die sie als Familie bereits mit der Presse gemacht haben. Mirco erzählt davon, wie schwierig es sei, die gängigen Klischees aufzubrechen und zu verhindern, dass Jason als skurriler Sonderling porträtiert wird, der am Leben leidet, Zahlen jongliert und in seiner eigenen Welt lebt. „Er lebt in derselben Welt wie wir.“

Zwar ist Autismus eine Diagnose, aber man spricht weder von Krankheit noch von Behinderung, sondern einem „Spektrum“. Es gibt übereinstimmende Merkmale, doch letztlich ist jeder Autismus anders. Man unterscheidet zwischen frühkindlichem und atypischem Autismus, der Autismus-Spektrum-Störung und eben: Asperger-Autismus. „Entwicklungsstörung“, schreibt Mirco im Buch und es ist spürbar, wie seine Stirn unwillige Falten schlägt. „Ein Fachbegriff, der nicht nur meine Frau und mich ratlos zurücklässt. Wir sehen da nichts Störendes in seiner Entwicklung.“

Die Rebellen bitten um ihr Handzeichen! (Foto: WP)

Die Rebellen bitten um ihr Handzeichen! (Foto: WP)

Jason selbst erklärt dem Publikum in Mainz, er hätte gerne einen Bruder wie sich und will von Papsi wissen, wie der das sieht. Dass sie die geplante Abstimmung im Publikum zu der Frage am Ende der Lesung vergessen haben, dürfte ihn später noch geärgert haben. Aber immerhin wird darüber abgestimmt, welche Kapitel an dem Abend vorgetragen werden und zum Glück gehört dazu jenes, in dem das Duo zunächst im Nachtzug unterwegs ist und dann ein Spiel auf St. Pauli sieht. Die Beschreibung des Vaters über das Glück der ungewohnten Nähe mit seinem Sohn, der Körperkontakt meidet, wo es geht, im engen Schlafwagen-Bett, gehört zu den berührendsten Stellen im Buch. Die Pinkel-Problematik auf dem Stadionklo wiederum macht schmerzhaft klar, welche Hindernisse der Alltag oft stellt.

Wer das große Vergnügen hatte, die zwei schon häufiger zu erleben, sieht an einem Abend wie diesem, welchen Weg Jason und mit ihm die Familie schon gegangen ist. Er wirkt recht vergnügt, hat das Spiel mit dem Publikum durchaus verstanden und genießt es, Papsi zur Verzweiflung zu bringen, indem er immer wieder verzögernde Elemente bringt. Das Publikum wiederum fremdelt anfangs kurz, ist dann aber vollends gefangen von der Show-Lesung der beiden, die sich auf die Suche nach einem Verein für Jason machten und dabei so viel mehr gefunden haben als das.

Es ist ganz viel Liebe unterwegs an diesem Abend im Fanhaus, der mit Mircos Appell endet, sich dem Guten zuzuwenden. Aufrecht zu sein und klar in Worten und Taten, sich dem, was in dieser Gesellschaft aktuell schiefläuft, entschieden entgegenzustellen.

Schon 56 Brunnen in Gemeinden und 57 Brunnen inklusive Sanitäranlagen an Schulen hat die Stiftung realisiert. (Foto: Screenshot)

Schon 56 Brunnen in Gemeinden und 57 Brunnen inklusive Sanitäranlagen an Schulen hat die Stiftung realisiert. (Foto: Screenshot)

Die Welt zu verbessern, das ist auch ein Wunsch des Sohnemanns, und deshalb unterstützen die Wochenendrebellen die Neven Subotic Stiftung. Insgesamt 25.000 Euro für eine Sanitäranlage wollen sie am Ende spenden, über 16.000 Euro sind schon zusammen. Wer kann, sollte die beiden und den ehemaligen Mainzer Spieler unterstützen. Worte sind wichtig, Taten bringen uns (noch) weiter. Und natürlich dabei nicht vergessen, „Wir Wochenendrebellen“ zu kaufen, zu lesen und am besten noch zehn bis zwanzig Mal zu verschenken. Ein wichtiges Buch, das zu berühren vermag.

Podcastliebe: Fußball aus dem Hinterhof

Der geneigte 05-Fan auf Twitter rubbelte sich in den letzten Wochen verwundert die Augen: Da ploppte plötzlich ein neuer Account auf, folgte allen aus dem Umfeld des Vereins, quatschte Fans und Journalisten von der Seite an und tickerte die Auswärtsspiele. Der Name des Neulings, „Die Hinterhofsänger“, gab ebenfalls Rätsel auf. Wer sind die Menschen zu diesem Account? Und was haben sie vor? Ein Gespräch über Fußball, Kultur und was das alles miteinander zu tun hat.

AccountHallo ihr drei! Auf Twitter nennt ihr euch Buddi, Berts und Boos. Verratet ihr, wer sich hinter diesen Spitznamen versteckt? Und was ist ihre Bedeutung?
Felicitas: Grundlegend stammen die Spitznamen von unseren Nachnamen, wobei nur meiner nicht verniedlicht wurde. Also: Bene Engel-berts, Jan Budde und Felicitas Boos.

Wie ist euer Bezug zu Mainz und dem Verein? Und woher kennt ihr euch untereinander?
Bene: Felicitas und ich sind gebürtig aus Rheinland-Pfalz, Jan hingegen kommt aus Wuppertal. Wie der hierhin gekommen ist, fragen wir uns eh immer wieder. Wir haben uns im R-Block beim Streiten kennengelernt, damals noch über die Leistung von Júnior Díaz. Seitdem standen wir jedes Mal zusammen und haben uns schließlich angefreundet. Jan und Felicitas studieren beide in Mainz und sind deswegen auch hierhin gezogen.

Logo? Logo! (Design: Jan Budde)

Logo? Logo! (Design: Jan Budde)

Jan, Felicitas, ihr studiert beide Buchwissenschaften. Wie lang müsst ihr denn noch? Wie seht ihr die Verbindung zwischen Kultur und Fußball? Und was macht Bene eigentlich?
Felicitas: Wir müssen beide noch unsere Masterarbeit schreiben.
Jan: Kultur wird von vielen immer mit Bildung gleichgesetzt, aber das sehen wir drei nicht so. Kultur hat was mit der Lebensart jedes einzelnen zu tun. Auch Fußball ist für uns Kultur – unabhängig von Status und Herkunft. Felicitas und ich stammen ja aus der Buch- respektive Kulturbranche. Da lernt man zwangsläufig, mit bescheidenen Mitteln das Maximum aus seinen Möglichkeiten zu machen. Mainz 05 geht es nicht anders und den FSV macht diese Tatsache auch so interessant. Bene hat ja schon erwähnt, dass ich aus Wuppertal stamme. In Nordrhein-Westfalen gibt es im Gegensatz zu Rheinland-Pfalz riesige freie Szenen. Mainz ist diesbezüglich leider kulturelles Ödland. Das hat viel mit kreativem Freiraum in der Stadt, mit Mieten und einigem mehr zu tun. So blieb uns eigentlich nur dieser Online-Kanal, bei dem keine Kosten entstehen, um kulturell aktiv zu werden. Und da ist Bene als Informatiker unser Hausherr.
Bene: Gut, dass du nicht Hausmeister gesagt hast (lacht). Ich arbeite bei einem Anbieter für geförderte Weiterbildung in Wiesbaden. Wie Jan gerade schon gesagt hat, ist Fußball für uns Kultur – und so wie wir uns kennengelernt haben, steht er eben auch für Streitkultur.

Wie seid ihr auf den Namen „Die Hinterhofsänger“ gekommen? Der Untertitel „Wenn Klatschpappen reden könnten“ erscheint ja schon fast selbsterklärend …
Felicitas: Die Hinterhofsänger sind ja eigentlich nicht nur wir drei, sondern ein Freundeskreis aus dem R-Block. Wir haben wahnsinnig viel Spaß, machen allerlei Spökes und unterhalten immer alle in unserer näheren Umgebung. Der Name ist ganz klar an die Mainzer Hofsänger angelehnt und wir 90er-Kids haben Fußball noch in Hinterhöfen und nicht nur an der Konsole gespielt. Außerdem: Hinterhof ist genau das Gegenteil von höfisch vornehm. Du siehst, hier findet sich auch wieder unser Verständnis von Fußball als Kultur wieder.

Klatschpappen können zwar nicht reden, treffen aber manchmal trotzdem eine Aussage. (Foto: WP)

Klatschpappen können zwar nicht reden, treffen aber manchmal trotzdem eine Aussage. (Foto: WP)

Im Vorfeld der ersten Sendung habt ihr bereits fleißig euren Twitter-Account befüllt, Spiele getickert oder nachverfolgt, was ehemalige 05er in ihren Vereinen so treiben. Was ist euer Ansatz? Wie oft wollt ihr produzieren? Und trefft ihr euch dafür, oder nehmt ihr online auf?
Jan: Wir degustieren die Heimspiele.
Bene: Exakt. Generell ist alles, was um Mainz 05 herum passiert, für uns interessant, aber auch, was die Stadt angeht. Dadurch, dass wir uns die Heimspiele vorknöpfen, wird es wohl mehr oder weniger ein Zwei-Wochen-Rhythmus. Wir treffen uns in der Innenstadt und bereiten die Spiele nach. Wie die Profis brauchen wir halt einen Tag Regenerationspause und müssen noch verarbeiten, was wir erlebt haben. Der Folgetag ist dann kommunikatives Ausradeln, das heißt spielen wir samstags, erscheinen wir montags.

In eurer Twitter-Bio schreibt ihr: „Der Hinterhofsänger-Talk, die Super Slow-Mo unglücklicher Zusammenpralle unter den Talks, ab Oktober online“. Was genau habt ihr inhaltlich vor? Und ist euer Ansatz eher Zahlen & Statistik oder Spaß & Emotion – oder beides?
Jan: Sowohl als auch und noch viel mehr. Wir greifen auf unseren Erfahrungsschatz zurück. So wird es unter anderem auch eigene Hörspiel-Sequenzen geben. Zahlen und Statistiken verwenden wir nur dann, wenn es auch Sinn ergibt. Dass wird halt ein lustiger Haufen sind, wird sich wohl kaum verschweigen lassen. Wir wollen das Heimspiel besprechen. Das beinhaltet Kritik, Emotion und reicht von der eigenen Haustür über die Stadionwurst bis hin zum Pressespiegel.

Wird es auch Gäste in der Sendung geben?
Bene: Ja …
Felicitas: Nein, es wird noch nichts verraten.

Kultur braucht Raum. Der kann auch virtuell sein. (Foto: WP)

Kultur braucht Raum. Der kann auch virtuell sein. (Foto: WP)

Welche Podcasts hört ihr selbst? Gibt es klassische Vorbilder? Und wo ordnet ihr euch in der Szene ein?
Felicitas: Klassische Vorbilder gibt es in dem Sinne nicht. Unser Ziel ist es, unterhaltsam zu sein, ohne langatmig zu werden. Ich finde das furchtbar, wenn man Menschen 60 Minuten lang nur beim Denken zuhört, obwohl ich persönlich gerne „Fest und Flauschig“ höre. Aber ich meine, dass ein Talkformat unheimlich davon profitiert, wenn es aus drei Personen besteht. Wir wollen kompakt, kommunikativ und unterhaltsam sein, und da Jan und ich unter anderem für RPR1 gearbeitet haben, wollen wir uns mehr am Radio als am typischen Podcast orientieren.

Wie informiert ihr euch über den Verein? Gibt’s schon eine Rückmeldung zu eurem Tun?
Bene: Wir informieren uns vielfältig: in der Tageszeitung, beim Online-Lesen, beim Radio-Hören oder wie letztens, als wir unseren neuen Marketing-Chef in der Innenstadt gesehen haben. Aber klar, auch in Gesprächen mit Fans und Freunden.
Jan: Die Rückmeldungen sind bisher tatsächlich durchweg positiv und wir stoßen auf großes Interesse. Das freut uns natürlich mega, aber erhöht auch den Druck für die Premiere. Uns hat vor kurzem eine Expertin und Kolumnistin irgendwelche Fragen per Twitter zugeschickt …
Felicitas: Kennst du die … Moment, hier steht’s irgendwo: Wortpiratin?
Bene: Mir kein Begriff.
Jan: Egal.

Haha. Jetzt verstehe ich das auch mit dem lustigen Hauf… Äh. Apropos Rückmeldungen: Wie erreicht man euch und können die Hörer Fragen stellen, die ihr in der Sendung aufgreift?
Felicitas: Klar, schreibt uns, merkt was an oder wenn ihr eine Idee habt, meldet euch unter horschemol@hinterhofsaenger.de
Jan: Kritik landet im Spamordner.
Bene: Neben Twitter und Soundcloud geht hoffentlich ab dem 8. Oktober dann auch unsere Internetseite online.
Jan: Hört einfach ab Montag rein.

Vielen Dank für das Gespräch und ganz viel Erfolg mit dem Auftakt!