Die Woche am Bruchweg (19/20): Eine neue Situation

Die Bundeliga ist zurück – oder zumindest fast. Am 16. Mai wird der Spielbetrieb wieder starten, so hat es die DFL verkündet. Gerne hätte man bereits am Freitagabend gekickt, was aber nicht möglich ist, da die Politik einen Start erst in der zweiten Maihälfte erlaubt hatte. Derlei Feinheiten sind wichtig in Tagen, in denen der Fokus der Politik auf den Fußball nicht überall für Begeisterung sorgt. Manch eine*r springt dabei freilich zu kurz und lässt Frust ausgerechnet in Richtung der Fans ab, von denen sich so viele gegen die Wiederaufnahme – auf diese Art und Weise und zum jetzigen Zeitpunkt – positioniert hatten. Nun denn. Die Entscheidung ist also gefallen und natürlich ist das Aufatmen der Vereine verständlich. Sie stehen nun in der Verantwortung, zu beweisen, dass ihre Konzepte auch in der Praxis funktionieren.

Seit Donnerstag dürfen sich die Spieler wieder so nahekommen. (Foto: Archiv)

Der 1. FSV Mainz 05 gehörte mit Werder Bremen zu den Vereinen, die einen späteren Termin für den Wiedereinstieg favorisiert hatten. Trainer Achim Beierlorzer hatte von Beginn der Krise an betont, er sehe es als erforderlich an, vor einem Neustart der Liga zwei Wochen Zeit für den regulären Trainingsbetrieb zu haben. Nun sind es also anderthalb – das Team ist seit dem heutigen Donnerstag wieder im Mannschaftstraining. Beierlorzer und Sportvorstand Rouven Schröder standen den Journalist*innen am Nachmittag zur mittlerweile schon fast gewohnten Skype-Runde zur Verfügung. Der Coach erklärte, am Montag stehe der Umzug ins Mannschaftshotel an. Auch für die Zeit dort gibt es natürlich strenge Regelungen in Sachen Hygiene, das geht schon damit los, wer Spieler und Staff beim Essen überhaupt bedienen darf. Einer muss nicht umziehen: Jeffrey Bruma wohnt als Leihspieler aktuell sowieso im Favorite Parkhotel.

„Als Sportler freuen wir uns, jetzt wieder loszulegen“, brachte Schröder die Stimmung auf den Punkt. Das aus 05-Sicht sehr frühe Einstiegsdatum habe man als Teil des Großen Ganzen zu akzeptieren. Beierlorzer sieht für die Vereine der Liga grundsätzlich dieselben Voraussetzungen gegeben. Er betonte: „Wir wollen optimal in Köln die Restsaison starten.“ Fragen zu einer erhöhten Verletzungsgefahr nach der langen Pause begegnete der Coach mit der Feststellung: „Eine Pause hatten die Spieler überhaupt nicht.“ Es habe keine Woche gegeben, in der sie nicht etwas tun mussten. Prinzipiell geht es für Beierlorzer, der schon zu anderen Zeiten betont hat, ein absoluter Optimist zu sein, vor allem um eins: „Die Situationen, die da kommen, zu 100 Prozent anzunehmen und das Beste daraus zu machen.“

Schon ein vertrautes Bild: Sportvorstand und Coach via Skype. (Foto: Screenshot)

Natürlich zu rundherum veränderten Bedingungen, die im DFL-Konzept alle minutiös aufgelistet sind. Die ausfallenden Handshakes, eine reduzierte Zahl von Balljungen oder der veränderte Jubel werden aber sicher weniger ins Gewicht fallen, als die Spiele vor leeren Rängen. Auf die veränderte Akustik werde man sich mit Training im Bruchwegstadion vorbereiten, sagte Beierlorzer. Schröder erklärte, es sei eine Situation, die niemand wolle, aber: „Wir müssen uns dauerhaft an dieses Thema gewöhnen.“ Glücklicherweise wirkt man in Mainz dem Eindruck entgegen, Fans würden sich rund um die Partien künftig mit unvernünftigem Verhalten übertreffen. Die Anhänger*innen wissen hoffentlich, dass auch darin eine Verantwortung liegt – diesmal für sie. Geisterspiele bleiben für Fans aber eine absolute Notlösung, viele lehnen sie vollständig ab. Die sich hier auftuenden Risse zu kitten, wird eine langfristige Aufgabe sein, für die vor allem die Vereine gefordert sind.

Die nächste Runde der PCR-Tests steht bei den 05ern nach den ersten beiden am Donnerstag und am Montag nun am Freitag, 8. Mai an. Bislang seien alle Ergebnisse negativ, so Schröder. Sofern es vor einem Spiel je zu einem positiven Text komme, sei es aber grundsätzlich so, „dass wir das der Öffentlichkeit nicht mitteilen“. Er gehe aber davon aus, die fände das so oder so heraus, sagte er – und wirkte da kurz ein wenig genervt. Die letzten Wochen dürften am Sportvorstand auf eine ganz neue Art und Weise gezerrt haben, aber Schröder ist keiner, der meckert, sondern einer, der macht und das ist sehr angenehm. Wie der Fußball sich durch die Krise verändere, in diese Kristallkugel wollte er abschließend nicht zu tief schauen. In vielen Aspekten gelte es gerade, die Entwicklung auch ein Stück abzuwarten.

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