Die Woche am Bruchweg (22/37): Stimmung, schwankend

Stimmungstechnisch war das eine komische Fußballwoche. Angefangen mit dem unschönen Spiel in Sinsheim, das auch durch die „Heimspiel in Hoffenheim“-Nummer des Vereins bei mir lange nachgewirkt hat. In meiner 05-Kolumne für die Allgemeine Zeitung setze ich mich damit intensiver auseinander (erscheint am Freitag hier).

Irritiert hat mich unter anderem die Diskussionskultur. Kein wirklich neues Thema, wenn aber einer wie Christoph Kessel, der seit Jahren viel Zeit und Liebe in sein Treiben rund um Mainz 05 steckt, so rüde angegriffen wird wie unter der Woche, weil er Kritik anbringt, macht mich das nachdenklich. Schließlich sind Vereinsverantwortliche keine Götter – und Christoph ist nun wirklich niemand, der draufhaut. Woher also diese schnaubende Wut, sobald jemand mal „ausschert“?

Die offenbar wirklich heftige Fußverletzung von Jonathan Burkardt war ein weiteres Thema, das mich nicht wirklich losgelassen hat. Mir ist schon klar, das ein Regelwerk nicht situativ ist, sondern allgemeingültig, dass aber der Verursacher das Spiel beenden durfte, wirkt falsch. Wie so vieles im derzeitigen Fußballzirkus und vielleicht bin ich einfach etwas business-müde.

Wirklich groß: die 05-Stempelkarte. (Foto: Rheinhessen on Tour)

Abseits von Mainz 05 sind es auch nachdenklich stimmende Zeiten im Fußball. Noch scheint nicht ganz absehbar, wohin der Shift in einigen Fanszenen führen wird, der mutmaßlich durch die Corona-Pause mit ausgelöst wurde. Die aufflammende Gewaltbereitschaft bietet, bei aller weiterhin bestehenden Notwendigkeit zur Differenzierung, Anlass zur Sorge. Einen sehr guten Text haben die Kollegen Felix Tamsut und Matt Ford dazu für die Deutsche Welle geschrieben.

Der Wochenausklang dürfte kompliziert bleiben emotional. Die Rückkehr von Sandro Schwarz in die Bundesliga ist eine schöne Erfolgsgeschichte für den Mainzer, auch wenn ich keine gesteigerten Sympathien für Hertha BSC hege. Ihn erstmals seit seinem unfreiwilligen Abschied als Trainer des Gegners an der Seitenlinie zu sehen, hat dennoch eine spezielle Wucht. Wie mag sich das wohl erst für ihn anfühlen?

Bo Svensson hat in der Pressekonferenz jedenfalls die richtigen Worte gefunden, was seine Erwartung an das Publikum angeht: „Ich freue mich, ihn zu sehen. Ich glaube, es ist auch ein besonderes Spiel für ihn. Ich hoffe auch, dass er hier gut empfangen wird von den Fans, weil, es ist ein besonderer Mensch, der jetzt hier zurückkehrt. So viele von der Sorte haben wir in Mainz nicht. Da verdient er schon, dass er die Anerkennung von den Leuten bekommt, egal ob er jetzt Trainer woanders ist.“

Wir haben immer ein gutes Verhältnis. Kommen gut miteinander klar. Werden wir sehen, ob das über die 90 Minuten dann auch so funktioniert. Wir sind auch bekannt dafür, dass wir nicht die allerruhigsten Typen sind.“

Bo Svensson über die Rückkehr von Sandro Schwarz nach Mainz

Meine Gedanken sind tatsächlich zu Wolfgang Frank gewandert anlässlich der Rückkehr von Schwarz. Der beerbte Frank ja einst in Wiesbaden – und das letzte Spiel seines Mentors als Coach des SVWW war just jenes gegen 05. Schon erstaunlich, wie sich Kreise auch immer wieder schließen. Das ist am Ende vielleicht die gute Nachricht.

Weitere gute Nachrichten lauten wie folgt: Die #SCHOTTgoes05-Frauen, in der Regionalliga Südwest ungeschlagene Tabellenführerinnen, treten am Sonntag um 14 Uhr zuhause gegen den 1. FC Riegelsberg an. In der ersten Tischtennis-Bundesliga sind die 05er am Sonntag zeitgleich gefordert.

Und die Meenzer Dynamites, nach einem im Handball eher seltenen Unentschieden zum Saisonauftakt, spielen am Samstag um 18 Uhr auswärts in Regensburg. Da sind die Möglichkeiten, die Abteilungen zu unterstützen, mal wieder zahlreich.

Als Möglich-Macher in Sachen Unterstützung des Vereins bei Spielen in fremden Stadien sind derzeit im besten Sinne die Supporters unterwegs. Sowohl nach Freiburg als auch Bremen organisieren sie coole Angebote. Sagt nicht, ihr hättet von nichts gewusst.

Wir lesen uns.

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