Die Woche am Bruchweg (26/20): Schröder als Gesicht

Es ist schon ein Weilchen her, dass Rouven Schröder so gelöst wirkte in der 05-Medienrunde wie am Montag nach dem Klassenerhalt. Kein Wunder, denn auch, wenn der Sportvorstand der 05er betonte, er habe nie gezweifelt, dürfte ihm gleich eine ganze Gebirgskette vom Herzen gefallen sein nach dem Sieg gegen Werder Bremen am Samstag. Deutlich wurde dies bereits bei seiner emotionalen Ansprache an das Team nach Abpfiff.

Da geht’s lang. Schröder, der Macher, nach der letzten Vertragsverlängerung. (Foto: Mainz 05)

Die letzten Wochen sind überhaupt symbolisch dafür, wie sehr der Sauerländer erneut in einem komplizierten Moment zum Gesicht des Vereins geworden ist. Denn natürlich gehört der Kampf um die Klasse in Mainz zum Kerngeschäft, diese Saison war er aber von besonderer Unruhe im und um den Verein begleitet. Doch wie schon in jener Phase, als es nach der Wahl von Johannes Kaluza zum Vereinsvorsitzenden nicht rund lief bei Mainz 05 und der gerade erst gelandete Schröder zu seinen Kernaufgaben die Repräsentation des Vereins übernahm (was diesem sehr gut tat), ging er auch um die letzten Spieltage besonders in die Verantwortung.

Schröder ist dabei keiner, der andere aus einem etwaigen Rampenlicht verdrängt oder redet, um gerade seine Stimme in die Welt auszusenden. Vielmehr bringt er, abseits von kleinen Momenten der Dünnhäutigkeit, die in dieser Situation durchaus verständlich sind, die notwendige Ruhe und Seriosität mit, um solche Phasen gut zu moderieren. Diese Konstante ist wertvoll für den Verein.

Ein Saisonfazit wollte der Sportvorstand freilich nicht ziehen, immerhin steht am Samstag noch eine letzte Partie gegen Bayer Leverkusen an, die nicht einfach zum Auslaufen genutzt werden soll. Er erinnerte diesbezüglich ans Saisonfinale gegen Werder Bremen vor zwei Jahren, vor dem einige den Klassenerhalt schon so ausgiebig gefeiert hatten, dass dieses Spiel unnötig verloren ging. Tatsächlich könnte Mainz 05 je nach Ergebnissen auch auf den anderen Plätzen am 34. Spieltag sogar noch Elfter werden – und bekanntlich bedeutet jeder gutgemachte Platz in der Tabelle Mehreinnahmen aus den TV-Geldern.

Schröder, der am Sonntag mit Lebensgefährtin zu den Kindern im Norden geflogen war, wo er mal nicht übers Transfergeschehen reden musste, wie er lachend erzählte, mochte zu diesem Thema auch am Montag noch nicht allzu viel sagen. Nur so viel, eine Bruma-Rückkehr nach Wolfsburg sei sehr wahrscheinlich, Stefan Bell und Daniel Brosinski hätten im Saisonendspurt noch mal stark angeschoben, Brosinski auf dem Platz, Bell von hinten, auch Gespräche mit Taiwo Awoniyi stehen natürlich an.

Wie die Transferphase unter Corona aussehen werde, sei derzeit noch schwierig einzuschätzen, aber als Mainz 05 stehe natürlich eine Analyse der Kaderzusammensetzung an. Zu der gehöre auch die Frage, ob im aktuellen Mix vielleicht ein, zwei Perspektivspieler zu viel sind, ließ der Macher sich ins Blatt schauen, betonte aber erneut die Identifikation seiner Truppe mit dem Verein. Und erinnerte in der Diskussion um die vermeintlich ständige Neu-Zusammensetzung des Teams daran, dass vor der aktuellen Saison mit Jean-Philippe Gbamin nur ein Stammspieler den Verein verlassen hatte.

Wie wird das Gesicht der Mannschaft aussehen? (Foto: WP)

Klar sei, eine Mainzer Mannschaft müsse all das, was in den letzten Spielen zu sehen war, in der Summe noch mehr ausstrahlen und immer alles abrufen. Klar ist demnach auch, die Analyse wird zwar noch nicht öffentlich geführt, hat aber intern natürlich längst begonnen und der Sportchef ist bereits dabei, Lehren aus der durchwachsenen Saison zu ziehen.

Dass die mit dem Klassenerhalt erfolgreich beendet werden konnte, wurde aufgrund der besonderen Situation nur im kleinen Rahmen gefeiert, wobei in Sachen Gefühlslage wohl Erleichterung der größte gemeinsame Nenner war; aber nicht nur. Daneben herrschte auch berechtigter Stolz auf die Leistung, nun zum zwölften Mal erstklassig zu spielen. Und das, so betonte Schröder, nächste Saison hoffentlich wieder vor Zuschauern.

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