Frauen, Fußball, Feminismus: Ein weiter Weg

Wenn ich mich online äußere, passiert das inzwischen vor allem auf Twitter. Manchmal wird mir hinterher bewusst, dafür wäre auch mein Blog ein guter Platz gewesen und so geht es mir auch mit einem gestern veröffentlichten Thread, den ich nun noch hierhin umziehe.

Erinnert ihr euch an den Podcast, in dem Männer erörtern, wie fickbar sie uns FRÜF-Frauen finden? Ich erinnere mich, weil ich entsprechend besprochen wurde. In einer Turnhalle wegzimmern. Das war die Formulierung.

Toll, oder? Leider nicht ganz ungewöhnlich, als Frau im Fußball.

Wie kommen Frauen zum Fußball? (Foto: FRÜF)

Wie kommen Frauen zum Fußball? (Foto: FRÜF)

Wir haben damals auf den Podcast hingewiesen, ohne ihn zu verlinken und zunächst auch, ohne ihn zu benennen. Die Männer sagten, sie hätten darauf einen Shitstorm erlebt, seien bedroht worden. Wir haben uns klar gegen solches Verhalten positioniert. Der Podcast wurde eingestellt, was wir nie gefordert haben. Was ich fast originell fand, war das Entsetzen der Typen darüber, unangenehme Mails zu kriegen und nicht kontrollieren zu können, was über sie gesagt wird. Solche Post bekommen Frauen, die online sichtbar sind, permanent. Und genau diesen Kontrollverlust hatten sie zuvor uns zugemutet.

Nun wird das Geschehen von damals in einem anderen Podcast seziert, gespickt mit vielen Unwahrheiten. Die Quelle ist offensichtlich. Das alleine macht mich schon müde – aber da endet es nicht. Das Verhalten der Männer wird entschuldigt. Alkohol, lustige Herrenrunde, witzig. Wir Frauen sind bloß zu empfindlich. Ist euch das mal aufgefallen? Frauen glauben, Seximus zu sehen, wo gar keiner ist. Wenn Männer in einem Podcast sagen, sie wollen mich in einer Turnhalle wegzimmern, ist das witzig, ich kapiere das nur nicht. Die Podcaster jetzt haben mal gegoogelt, wer damit gemeint gewesen sein könnte: haha.

So wird die Geschichte fortgeschrieben und am Leben gehalten. Die Herren sind sich komplett einig und fühlen sich im Recht. Sie wünschen sich, jemand möge uns den Link zu ihrem Podcast schicken. Hihi. Der Übergriff, den wir erlebt haben, wird wiederholt, bekommt erneut Applaus. Ich möchte den Podcast nicht verlinken und es geht mir auch nicht um das spezielle Format. Worum es mir geht ist der Hinweis darauf, dass sowas immer weiter läuft. Dass wir diese Art von Behandlung permanent erleben. Und dass es einfach absolut nicht in Ordnung ist. Niemals.

Es sind keine singulären Ereignisse. Darin steckt die Überzeugung, Frauen so behandeln zu dürfen. Das ist der Alltagssexismus, von dem wir so oft sprechen. Bitte beteiligt euch nicht daran. Denn das ist der Kampf, den wir führen. Bitte stellt euch dabei an unsere Seite.

Im Nachhinein fiel mir noch die Verbindung zu einem aktuellen Thema ein.

In genau diesem Kontext muss m.E. auch das „Künast-Urteil“ gesehen werden. Es sagt aus: Frauen, die sich in der Öffentlichkeit bewegen, müssen das abkönnen. Schließlich haben diese Aussagen, so die Logik, alle einen Bezugsrahmen. Das ist schon pervers.

Es gab jede Menge Feedback zu diesem Thread, darunter natürlich auch ziemliche Dummheiten.

Die dümmste Bemerkung ist ja, dass Frauen keine Komplimente mehr annehmen können. Knapp dahinter die Aussage, ich würde hier die Falschen treffen. Schlage vor, ihr hört euch mal an, welche Fantasien Honks gerne mit euch ausleben würden. Fieses Gelächter inklusive. Nur so fürs Gefühl. Schafft ein paar hübsche Bilder im Kopf. Ich habe schon oft Post mit derartigen Fantasien bekommen. Aber die Wirkung ist krasser, wenn Leute es echt sagen. On Air. Und es dann Monate später wieder hervorgeholt wird. Das so deutlich zu kritisieren, trifft definitiv die Richtigen.

Insgesamt war die Solidarität mit dem FRÜF-Kollektiv gestern allerdings immens, was unglaublich gut getan hat.

Mit den Aussagen aus dem besagten Podcast nochmal auf diese Weise konfrontiert zu werden, war sehr, sehr unangenehm. Was für eine Welle von Unterstützung meine Tweets zu dem Thema anschließend losgetreten hat, macht mir tatsächlich ein bisschen Mut. Der Weg ist noch lang, aber der eine oder andere Schritt offenbar schon gegangen.

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