Gegnerbetrachtung: Mainz 05 beim BVB

Neu im Blog: die Gegnerbetrachtung. Vor den Auswärtsspielen des 1. FSV Mainz 05 spreche ich mit Journalisten, Podcastern und Bloggern darüber, was die 05er in der Fremde erwartet. Für die letzte Folge der laufenden Saison habe ich mit Maurice Morth von Schwatzgelb.de gesprochen.

Maurice von Schwatzgelb.de ist der Junge mit dem Ball. (Foto: privat)

Maurice von Schwatzgelb.de ist der Junge mit dem Ball. (Foto: privat)

Hallo Maurice, danke, dass du dir die Zeit für meine Fragen nimmst. Du schreibst regelmäßig für schwatzgelb.de, das BVB-Online-Fanzine, das weit über die Vereinsgrenzen bekannt ist. Wie organisiert ihr euch untereinander und wie viele Redakteure und Freie machen mit?
Aktuell sind wir an die 50 Mitglieder bei Schwatzgelb.de. Fest besetzt werden bei uns im eigentlichen Sinn nur die Vor- und Spielberichte. Wem etwas auf der Seele brennt, der kann in die Tasten tippen und sich so gut wie sicher sein, dass sein Text auch auf der Homepage erscheinen wird. Wir profitieren davon, dass ein größerer Teil der Mitglieder sich kennt und/oder in Dortmund und Umgebung miteinander vernetzt ist. Organisiert sind wir aber grundsätzlich über das Online-Tool „Slack“.

Du kommst ja aus Hessen, also nicht dem direkten Dortmunder Einzugsgebiet. Wie bist du selbst zum BVB-Fan geworden – und gibt es eine Saison, die dich mit deinem Verein bisher besonders geprägt hat?
Ich weiß noch ganz genau, dass mir im Alter von drei Jahren die Farbe Gelb sehr gut gefallen hat und das in meinem Heimatort der Großteil der Kinder Fans des FC Bayern waren. Da hat das als Pendant damals ganz gut gepasst. Sich eine besondere Saison herauszupicken ist schwer, prägend war für mich aber besonders mein erster Besuch im Westfalenstadion. 1997 in der Champions League gegen Auxerre. Ich war stolz wie Oskar, dass meine Mutter Karten besorgen konnten und für mich war die Fahrt in den Ruhrpott damals wie eine halbe Weltreise. Die Borussia gewann danach den Pokal und um mich war es allerspätestens nach dem Spiel geschehen.

Hinter dem BVB liegen bewegte Jahre mit zwei ehemaligen Mainzer Trainern. Wie oft denkst du noch an Jürgen Klopp? Verfolgst du seine Arbeit mit Liverpool? Und war die Lücke, die er emotional gerissen hat, größer als gedacht? (Für Mainz würde ich das definitiv bejahen.)
Ich denke mittlerweile sehr selten an Jürgen Klopp. Speziell die erste Meistersaison 2011 liegt allerdings gut konserviert zum Abruf bereit, sollte ich mal einen schlechten Tag haben. Wehmut empfinde ich dann allerdings nicht mehr. Ich freue mich, wenn ich sehe, wie erfolgreich er nun auch in Liverpool arbeitet – die Champions League würde ich ihm von Herzen gönnen. Mit der emotionalen Lücke ist das aber eine schwierige Sache. Klopp hat eine Benchmark gesetzt, die Aufgrund seiner stark ausgeprägten Attribute wohl einzigartig ist. Das macht es natürlich für seine Nachfolger schwierig. Ich vergleiche das manchmal mit dem Ende einer Beziehung – erst, wenn du nicht mehr vergleichst, bist du richtig bereit für was Neues. Ich glaube, in Dortmund könnte diese Phase nach Jahren der Entwöhnung jetzt so langsam starten.

In einem eurer aktuellen Artikel sprecht ihr an, dass auch in der Mannschaft die emotionalen Antreiber und Identifikationsfiguren fehlen. Inwieweit haben die Bosse da Fehler gemacht?
Im Erfolg macht man die größten Fehler. Ich glaube, es wurde zu lange auf Pferde gesetzt, mit denen man sich aufgrund ihrer Geschichte emotional verbunden sah, die aber ihre beste Zeit bereits hinter sich haben. Zusätzlich wurden wiederum teurere Spieler verpflichtet, die längst nur noch von ihrem Namen, aber nicht mehr von ihrer Leistung profitieren. Insgesamt eine schwierige Gemengelage beim BVB, die bei uns auf der Homepage ja schon massenhaft Seiten gefüllt hat. Den Ursprung des Verlangens nach Identifikation finde ich selbst seltsam. Liegt es daran, dass der große Menschenfänger Klopp nicht mehr da ist? Fühlen sich die Leute in der immer rasanteren Internationalisierung verloren? Schwierig. Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, dass jemand in der Zeit unter Thomas Doll groß nach Identifikation schrie.

Wie viel Identifikation braucht der Fußball? Mainzer Fans beim Auswärtsspiel in Dortmund. (Foto: Meenzer on Tour)

Wie viel Identifikation braucht der Fußball? Mainzer Fans beim Auswärtsspiel in Dortmund. (Foto: Meenzer on Tour)

Die Ära Thomas Tuchel zerfällt in mehrere Puzzleteile. Lass uns zunächst auf den Sport schauen. Wie hat Tuchel den BVB deiner Meinung nach weiterentwickelt? Welche guten Entscheidungen sind unter seiner Ägide getroffen worden?
Er hat es innerhalb weniger Monate geschafft, den Fußball des BVB umzukrempeln. Ich mochte seine Idee des Ballbesitzfußballes, denn ich hatte persönlich den Eindruck, dass sich dieser raidkale Pressingansatz unter Klopp zumindest in der Bundesliga in den letzten Jahren etwas abgenutzt hatte. Lösungen wurden im letzten Spielfelddrittel deutlich weniger gefunden und tiefstehende Gegner bereiteten weitaus größere Probleme als beispielsweise noch 2012. In der ersten Tuchel-Saison zahlte sich die Umstellung zum kleinteiligen Kurzpassspiel aus, der BVB wurde der beste Zweitplatzierte der Geschichte und sezierte die Gegner phasenweise in seine Einzelteile. Nach den Abgängen von Gündogan, Hummels und Mkhitaryan wurde es nach dem Sommer dann natürlich schwierig. Hier hat gerade Dembélé viel dazu beigetragen, dass sich die Saison nicht zu einem fußballerischen Offenbarungseid entwickelt, wie wir sie aktuell erleben (immer daran gemessen, wie viel Geld man investiert).

Neben dem Platz war es für und mit Tuchel in Dortmund, so schien es, von Anfang an eher schwierig. In Mainz gab es zwischen Kloppo und Tuchel natürlich auch eine Art emotionalen Bruch, weil beide sehr unterschiedlich sind. Bei euch schien mir das aber tiefer zu gehen.
Auf der einen Seite der Menschenfänger Klopp und auf der anderen Seite Thomas Tuchel, dem etwas Klinisches und Wissenschaftliches anhaftet. Ich habe ja eben schon angesprochen, vor welche Probleme Nachfolger von Klopp gestellt werden. Das konnte auf Dauer einfach nicht gut gehen. Gerade die Nähe zu den Fans war vielen Leuten unter Klopp sehr wichtig. Tuchel konnte das durch seine distanzierte Art schlicht nicht bieten – wollte es vielleicht auch gar nicht.

Ende Legende: Jürgen Klopp ist beim BVB längst Vergangenheit. (Foto: Christopher Neundorf/Wikipedia)

Ende Legende: Jürgen Klopp ist beim BVB längst Vergangenheit. (Foto: Christopher Neundorf/Wikipedia)

Wir beide haben schon mehrfach festgestellt, dass wir beim Thema Thomas Tuchel recht weit auseinanderliegen. Vielleicht haben wir ihn unterschiedlich erlebt, sicher hat er auch hier und dort nicht identisch agiert. Woher kommt deine kritische Haltung?
Gleich vorab zwei Dinge: Sportlich bin ich von Thomas Tuchel absolut überzeugt. Ein toller Taktiker, der sich bis zum Zerreißen Gedanken darüber macht, in welcher Variation er seine elf Spieler jeden Spieltag aufstellen sollte. Wir von schwatzgelb.de sind in Dortmund eben auch ganz gut vernetzt. Intern sind Dinge vorgefallen, die nicht den Weg an die Öffentlichkeit gefunden haben und auch nicht finden sollten, als Ausnahme sei zum Beispiel die Causa-Mislintat genannt, dem Tuchel den Zugang zum Trainingsgelände verwehren wollte. Innerhalb des Vereins machen sich Manche mittlerweile Vorwürfe, im Fall Tuchel nicht viel früher die Notbremse gezogen zu haben – weit vor dem Anschlag. Intern wurde die Trennung von dem Großteil der Mitarbeiter mitgetragen – also von den Leuten, die Tuchel täglich erlebten. Ich finde da einen Aspekt ganz wichtig: Je näher die Leute am Verein dran sind, desto mehr Verständnis besteht für die Trennung von Tuchel. Dass der BVB mittlerweile mehr Leute hat, die ihm aufmerksam folgen und dadurch die Entlassung nicht nachvollziehen konnten, ist eben dem Erfolg und Wachstum des letzten Jahrzehnts geschuldet.

Du hast das Ereignis gerade schon angedeutet: Vor etwas mehr als einem Jahr wurde auf den Mannschaftsbus des BVB ein Anschlag verübt. Der beschäftigt den Verein auf verschiedenen Ebenen noch heute. Zunächst abschließend zu Tuchel: Glaubst du, der finale Bruch zwischen ihm und dem BVB wäre auch ohne das, was um den Anschlag herum passiert ist, gekommen? Oder wäre er dann zu verhindern gewesen?
Das kann ich knapp beantworten: Ja, der Bruch war schon weit vor dem Anschlag da.

Damals musste sehr schnell entschieden werden, wann das Champions League-Spiel gegen AS Monaco stattfindet und es fiel die Entscheidung, es bereits am Folgetag, dem 12. April, nachzuholen. Wie kam das damals bei den Fans an und wie beurteilst du es heute?
Ich hätte jedenfalls nicht in der Haut der Entscheider stecken wollen. Es bestand keine Klarheit, ob es sich um einen islamistisch motivierten Anschlag handelte oder nicht – dementsprechend der Druck auch aus den obersten Regierungsreihen der Bundesrepublik. Da wurde dann davon gefaselt, dass man ein Zeichen gegen den Terror setzen müsse. Nur so als Beispiel. Dazu Spieler, die in diesem Moment sicherlich nicht einmal selbst wussten, was für sie das Beste ist. Und das wiederum in einem Business, in dem Schwäche nicht toleriert wird. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Wir hätten einfach nicht antreten und ausscheiden sollen – statt die Spieler dieser absurden Situation auszusetzen.

Aktuell läuft in der Angelegenheit der Prozess. Die wie ich finde sehr offenen und mutigen Aussagen von Spielern wie Weidenfeller oder Schmelzer offenbaren, was eigentlich jedem empathischen Menschen hätte klar sein müssen, nämlich, dass der Anschlag längst nicht verarbeitet worden ist. Aus der Ferne wirkt es, als böte der Verein seinen Profis da wenig Hilfe an, auch die Kommunikation ist dürftig. Was glaubst du, woran das liegt?
Der Anschlag hat im Jahr 2017 einen Präzedenzfall geschaffen. Es gibt kein Beispiel dazu, wie man den Leistungsbetrieb aufrechterhält und gleichzeitig den Opfern die beste Betreuung bietet. Die Kommunikation des Vereins mag sicherlich nicht optimal sein – vielleicht ist es auch schlicht etwas Hilflosigkeit. Intern wird aber jedem Einzelnen Hilfe angeboten, es liegt an den Menschen, diese Hilfe anzunehmen oder die Sache mit sich zu klären.

Schwatzgelb.de bietet einen intensiven Blick auf die Borussia. (Foto: Schwatzgelb.de)

Schwatzgelb.de bietet einen intensiven Blick auf die Borussia. (Foto: Schwatzgelb.de)

Ihr habt kürzlich einen sehr interessanten Artikel darüber veröffentlicht, dass dieses Thema natürlich auch die Fans betrifft: Wie geht man mit der Mannschaft um, wie kann man sie am besten unterstützen. Seid oder kommt ihr darüber, vielleicht auch von schwatzgelb.de, auch in einen Dialog mit Spielern?
Mir ist kein solcher Dialog bekannt. Wenn man sich die neuerliche Reaktion auf die Druck-Aussage von Per Mertesacker ansieht, dann verwundert das aber nicht weiter. Im Fußball ist keine Schwäche erlaubt. Würde ein Spieler offen zugeben, dass er der Belastungssituation, jeden Spieltag im Bus sitzen zu müssen, nun nicht mehr standhält, dann wäre seine Karriere mit einem Schlag vorbei. Wer würde ihn nach dem Auslaufen seines Vertrages noch verpflichten? Marc Bartra wurde bei dem Anschlag schwer verletzt. Er hat vor Gericht zugegeben, dass er noch Probleme habe, nach dem Gerichtstermin revidierte er seine Aussage schleunigst per Social Media und teilte mit, dass er falsch zitiert worden sei. Er sei nur gewechselt, weil Stöger ihn so wenig eingesetzt hätte. Dabei ist es in dem Fall auch einfach naheliegend, dass eine räumliche Veränderung erwünscht war.

Auch wenn der Anschlag nun ein Jahr zurückliegt, wird man das Gefühl nicht los, der Verein insgesamt müsste sich nochmal mit dem Thema auseinandersetzen, quasi den erneuten Neustart in vielen Belangen auch abseits des Platzes. Wie siehst du das und was könnten Maßnahmen sein, die da helfen?
Ich bin leider kein Psychologe und Traumaspezialist. Dementsprechend schwer fällt es mir auch, etwas zu diesem Thema zu sagen. Welch schwerer Schlag den gesamten Verein getroffen hat, das wird man vielleicht erst in einigen Jahren ganz genau sehen. Eine psychologische Betreuung ist aber sicherlich im jetzigen Moment das A und O.

Kredit verspielt, ja. Kredit aufgebraucht, mitnichten: Michael Zorc. (Foto: Tim Reckmann/CC-BY-SA-3.0)

Kredit verspielt, ja. Kredit aufgebraucht, mitnichten: Michael Zorc. (Foto: Tim Reckmann/CC-BY-SA-3.0)

Wie stehen aktuell eigentlich Aki Watzke und Michael Zorc bei den Fans da? Hat sich die Sicht auf die beiden im vergangen Jahr verändert? Und welche Fehler haben auch sie aus deiner Sicht gemacht?
Beide haben Fehler gemacht, beide haben aber auch durch ihre vorherigen Leistungen einen ordentlichen Kredit. Sie sind sicherlich wieder mehr in die Schussbahn geraten, als es noch unter Klopp der Fall war, die Kritik erfolgt meiner Meinung nach aber in geregeltem Maße. Ich hatte mich vor nicht allzu langer Zeit in einem Artikel ausführlich mit den Fehlern und fehlerhaften Entwicklungen auseinandergesetzt. Das würde an dieser Stelle etwas den Rahmen sprengen. So viel sei aber gesagt: Borussia musste über eine Dekade kontinuierlich die besten Spieler abgeben, irgendwann konnte man den Leistungsverlust mit den Zukäufen nicht mehr gänzlich abfangen. Eben steigende Kaderkosten bei stagnierender und/oder fallender Leistungsfähigkeit. Hohe Ablösesummen für Spieler, die die beste Zeit hinter sich haben, wurden auch gezahlt. Und nach Klopp hat der der Verein keinerlei Idee mehr ausgearbeitet, für welchen Fußball der Verein Borussia Dortmund allumfassend stehen möchte. In den Zusammenhang fällt dann auch der Zuwachs an spielerischer Armut.

Zur neuen Saison kam Peter Bosz, der wirkte, als könne er gleich zwei Paar Schuhe füllen, also emotional an die Zeiten unter Kloppo anknüpfen und sportlich an Tuchel. Letztlich war die Aufgabe aber zu groß und er musste bereits im Dezember gehen. War Bosz einfach ein Missverständnis? Oder ist er (auch) an den Langzeitwirkungen des Anschlags gescheitert?
Bosz’ Idee vom Fußball benötigt Spieler, die bis auf den letzten Mann gewillt sind, den Weg mitzugehen. Während der radikalen Umsetzung dieses Spielsystems hat Bosz die Mannschaft ab einem gewissen Zeitpunkt verloren. Man glaubte nicht mehr daran, mit diesem System erfolgreich zu sein. Inwieweit da der Anschlag eine Rolle spielte, das kann ich nicht sagen und darüber möchte ich auch nicht spekulieren. Ich war zu Saisonbeginn schon skeptisch, ob sich dieser Spielstil so implementieren ließe, aber als Konsequenz des totalen Einbruchs war die Trennung vom sympathischen Bosz dann leider folgerichtig.

Die Verpflichtung von Peter Stöger, der kurz zuvor bei Köln gehen musste, hat dann viele überrascht und inzwischen ist auch klar, dass er nicht über die Saison hinaus bleiben wird. War er für dieses halbe Jahr trotzdem die richtige Idee? Warum? (Oder eben, warum nicht?)
Auf dem Trainermarkt war im Winter sehr wenig zu holen. Erst recht niemand, der eine langfristige Lösung für Borussia Dortmund gewesen wäre. Ich bin Peter Stöger sehr dankbar, dass er direkt nach dem harten Niedergang mit Köln bei uns anheuerte, glaube aber auch, dass er keine langfristige Lösung der Probleme bewerkstelligen wird. Entweder macht die Mannschaft nicht das, was er möchte, oder der Fußball, die Flexibilität und die Vorgaben sind arg limitiert.

Entscheidend ist auf dem Platz. Aber damit es da klappt, müssen die Bedingungen stimmen. (Foto: Meenzer on Tour)

Entscheidend ist auf dem Platz. Aber damit es da klappt, müssen die Bedingungen stimmen. (Foto: Meenzer on Tour)

Was ist aus deiner Sicht nun besonders wichtig bei der Suche nach einem neuen Trainer? Und wie kann es gelingen, generell wieder Ruhe in den Verein zu bringen?
Meiner Meinung nach muss ein Trainer gefunden werden, der Flexibilität verkörpert. Der aber gleichzeitig auch ein Spielsystem mitbringt, in dem sich der Kader wiederfindet und das allen Spielern wieder mehr Sicherheit auf dem Feld gibt, zum Beispiel durch klar einstudierte Laufwege. Ruhe wirst du in den Verein nur bekommen, wenn wieder Erfolg eintritt. Das ist leider die negative Seite, wenn einmal langfristig am Erfolg geschnuppert wurde.

Sportlich ist der BVB in dieser Saison sicher hinter den Erwartungen, auch den eigenen, zurückgeblieben. Weil die Liga insgesamt schwächelt, steht man trotzdem auf dem 3. Platz. Inwieweit kann das Erreichen der Champions League der erste Schritt sein, um wieder zurück in die Spur zu finden?
Es ist einfach ein wichtiger Faktor, um Spieler nach Dortmund zu locken. Der Verein und sein Stadion haben immer noch genügend Strahlkraft, aber gerade für jüngere Spieler ist es doch toll, wenn man sich bereits in dem Alter auf dem höchsten internationalen Niveau beweisen kann. Mit der Europa League dürfte das etwas schwieriger werden.

Über die Bedeutung des Anschlages haben wir gesprochen. So wichtig da eine Aufarbeitung ist, hat der sportliche Schluckauf sicher auch andere Gründe. Welche siehst du und wie kann eine Wiederholung eventueller Fehler vermieden werden?
Ich hatte es schon erwähnt: Der gesamte Verein braucht endlich eine klare Vorstellung davon, wie er wieder Fußball spielen möchte. Dementsprechend müssen dann auch Veränderungen im Kader vollzogen werden. So lange man sich nur darüber im Klaren ist, dass die einzige Idee der Erfolg ist, wird es in Dortmund nicht in Ruhe weitergehen.

Mainz 05 und den BVB verbindet die Unruhe der letzten beiden Jahre und der Wunsch nach neuer Konstanz. (Foto: Meenzer on Tour)

Mainz 05 und den BVB verbindet die Unruhe der letzten beiden Jahre und der Wunsch nach neuer Konstanz. (Foto: Meenzer on Tour)

Wie zufrieden warst du mit den Transfers vor und innerhalb der Saison und welche Mannschaftsteile müssen aus deiner Sicht im Sommer besonders verstärkt werden?
Viele Spieler waren langfristig verletzt, haben allerdings gute Ansätze gezeigt. Genannt werden können hier vor allem Maximilian Philipp und Jadon Sancho. Vielversprechend sind auch die Leistungen von Akanji gewesen. Großes Problem ist aber das zentrale Mittelfeld des BVB. Julian Weigl findet sich seit seiner schweren Verletzung nicht richtig zurecht, Dahoud ist neu und zeigt vielversprechende Ansätze, Castro und Sahin fehlt es an Geschwindigkeit. Gemeinsam mit dem Sturm, wo der ausgeliehene Batshuayi bis zu seiner Verletzung gute Leistungen zeigte, wird das zentrale Mittelfeld eine der größten Baustellen werden.

Das Rückspiel im Derby hat der BVB auf Schalke mit 0:2 verloren. Natürlich tun im Kampf um die internationalen Plätze die verlorenen Punkte weh. Wie sehr bitter ist es darüber hinaus aber auch emotional, nach der Schalker Aufholjagd im Hinspiel diese Partie zu verlieren bzw. wie viel Rückenwind hätte umgekehrt ein Sieg für den Saisonendspurt gebracht?
Die Mannschaft tritt in dieser Saison insgesamt so verunsichert auf, dass auch ein Sieg im Derby keinen großen Unterschied gemacht hätte. Beim BVB geht es in dieser Rückrunde ganz stark darum, mit welchen Mitteln auch immer, die Champions League zu erreichen. Aus diesem Grund hat mir die Niederlage auch nicht bedeutend mehr weh getan als andere.
Richtige Antworten wurden dann aber nach dem Derby in den Spielen gegen Leverkusen und Bremen gegeben. In beiden Spielen zeigte der Kader endlich wieder, zu welchem Fußball er eigentlich fähig ist. Dementsprechend zuversichtlich gehe ich auch in die letzten zwei Saisonspiele.

Aus den beiden genannten Spielen hat der BVB vier Punkte geholt. Mainz hat in Augsburg verloren, am Sonntag aber eine starke Partie gegen Leipzig gezeigt und drei Punkte geholt. Wie erwartest du den BVB nach diesen beiden Leistungen im letzten Heimspiel der Saison am Samstag gegen die 05er und was erwartest du von Mainz?
Mit einem Sieg im Heimspiel gegen Mainz wäre der BVB sicher für die Champions League qualifiziert und es wäre fatal, sollte er diese Chance nicht wahrnehmen. Der Sieg der Mainzer gegen Leipzig sollte ihnen zwar für die letzten Partien Aufwind geben, geht der das Spiel mit der nötigen Ernsthaftigkeit an, gibt es für mich aber nur einen logischen Spielausgang.

Danke für das Gespräch!

|| Mit großem Dank an Meenzer on Tour für seine tollen Fotos im Saisonverlauf! ||

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