I love Blendle

In einer idealen Welt hätte ich jeden Tag mehrere Stunden, um mich mit journalistischen Inhalten zu beschäftigen: Ich würde neben meinen regionalen Tageszeitungen (Wiesbaden und Mainz) auch die relevanten überregionalen durchblättern, auf der Suche nach Themen, die mich interessieren. Ich würde Porträts aus grandiosen Magazinen lesen, in guten Reportagen schmökern, interessante internationale Artikel aufsaugen und die Papiermülltonne unseres Wohnhauses binnen nur einer Woche ganz alleine füllen. Oh, wie wunderbar das wäre!

Die Realität sieht aber leider anders aus, die wenigsten von uns können die Zeit (und das Geld) investieren, um sechs bis zehn Tageszeitungen und ein Dutzend Magazine regelmäßig zu lesen (und ich rede da erstmal von der gedrucken Form…). Also haben wir, jeder für sich, bestimmte Leseverhalten entwickelt. Wir klicken uns ins Onlineangebot von Zeit und Spiegel Online, surfen international beim Guardian oder der New York Times, weisen kicker & Co. feste Browsertabs zu und müssen uns daneben auf Menschen verlassen, die eine gewisse Vorauswahl für uns treffen; oder auf Algorithmen… Denn viele von uns konsumieren Medien mittlerweile aus den sozialen Netzwerken heraus.

So hübsch sieht das aus, bei Blendle. (Screenshot)

So hübsch sieht das aus, bei Blendle. (Screenshot)

Nur darüber nachzudenken, wie viele lesenswerte Hintergrundstücke und Porträts, Reportagen, Investigativstücke oder Studien wir dabei verpassen, ist fast genauso schmerzhaft wie das Wissen darum, niemals alle guten Bücher dieser Welt lesen zu können. Deswegen bin ich mittlerweile ein absoluter Fan von Blendle. Auf deren Homepage kann ich komplette Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften durchblättern und mir die Artikel aussuchen, die mich tatsächlich interessieren. Ich muss keinen kompletten Spiegel bezahlen, um die Titelstory zu lesen, keine Süddeutsche für die Seite 3. Umgekehrt zahle ich aber ganz selbstverständlich für die Artikel, die ich lese. (Theoretisch könnte ich mein Geld bei Nichtgefallen sogar zurückfordern, was ich aber noch nie gemacht habe. Geht im Kino ja auch nicht…)

Ich kann, gerade auch mit meiner beruflichen Prägung, gut verstehen, dass „der Journalismus“ zunächst mal Angst davor hat, seine Produkte auf diese Art zerteilt zu sehen. Aber ich bin sehr froh, dass etliche Medienhäuser sich entschieden haben, ihre Inhalte auf Blendle zugänglich zu machen. Ich glaube, das ist ein guter, wichtiger Schritt, um Leser wieder daran zu gewöhnen, für Journalismus zu zahlen. Einfach, indem man ihnen die Wahl lässt, welche Teile sie gerne kaufen möchte – und was sie wiederum nicht interessiert. Und wichtig finde ich, dass es beide Angebote gibt, denn natürlich kann ich mir GEO auch weiterhin komplett am Kiosk holen, wenn ich mag. Ich muss es aber nicht, wenn ich gerade lediglich Interesse und Zeit für den Aufmacher habe.

Zwei Dinge schätze ich außerdem besonders: Zum einen gefällt es mir, dass ich die Artikel so lesen kann, wie sie in der Zeitung ausschauen. (Man mag das altmodisch finden – dann bin ich aber gerne altmodisch.) Und weil es eben auch wieder ein erheblicher Zeitaufwand wäre, immer alle Medien auf der Blendle-Homepage durchzuschauen, verlasse ich mich unter der Woche oftmals einfach auf die Auswahl, die im Newsletter zusammengestellt wird und kaufe zwei, drei Artikel direkt aus diesem Angebot.

Solltet ihr auch mal probieren.

2 thoughts on “I love Blendle

    • Freut mich! Ich fand die Idee von Anfang an total spannend, hatte aber irgendwie so meinen Schaff damit, das Angebot in meinen Tagesablauf einzubauen. Da war der Newsletter echt prima, seither bin ich viel häufiger dort und finde viele interessante Stücke.

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