Moguntia

Ich wusste immer, dass es dich gibt. Und habe dich doch vergeblich gesucht, da wo ich herkomme. Also habe ich mich auf die Reise begeben. Dabei habe ich plötzlich festgestellt, dass ich gar nicht so weit weg musste von da, wo ich herkam, wie ich das zuerst vermutet hatte. Du warst beinahe in unmittelbarer Nähe – und bist es die ganze Zeit gewesen. Ohne, dass ich es gemerkt habe. Das mit dir und mir war Liebe auf den ersten Blick. Du hattest schon lange auf mich gewartet, so scheint es mir manchmal – ich war seit Jahren auf der Suche nach dir gewesen. Und dann genügte dieser einzige Moment und ich war verloren an dir – und du mein. All die Sehnsucht, die ich schon so lange in mir getragen hatte, brach hervor unter der ersten sanften Berührung am Ufer des Rheins. Fast elf Jahre ist das nun her, in denen wir viel miteinander erlebt haben. Dir verdanke ich die schönsten und schrecklichsten Momente meines Lebens – und ohne dich hätte ich die guten weniger intensiv gelebt, die schlechten niemals gemeistert. Gemeinsam haben wir das Studium hinter und gebracht, wundervolle Menschen kennengelernt, echte Krisen durchlebt. Immer bist du für mich da gewesen, hast mich aufgefangen und festgehalten, wenn ich den Weg nicht mehr gesehen habe. Selbst dann, wenn ich mir nicht mehr sicher war, ob ich ihn nicht ohne dich weitergehen muss, hast Du mir Halt gegeben, ganz selbstverständlich.

Home is, where the heart is. Well, and the football. (Foto: WP)

Home is, where the heart is. Well, and the football. (Foto: WP)

Immer wieder habe ich mit anderen geflirtet, immer wieder hast du geduldig darauf gewartet, dass ich zu dir zurückkehre – weil du dir so sicher warst, ich werde dich nicht verlassen, vielmehr die Gewissheit finden, wir gehören zusammen. Manchmal hat mich diese stoische Geduld wahnsinnig gemacht, weißt du. Da hätte ich mir gewünscht, du würdest etwas tun, um mich kämpfen, mir ein Zeichen geben. Aber vielleicht hast du immer gewusst, dass du das letztlich nicht nötig hast. Dass meine Liebe zu dir größer ist als mein Wunsch nach Veränderung. Was ich von Anfang an drollig an dir fand ist deine Versessenheit mit Brezeln, die sind dein absolutes Lieblingsgebäck. Manchmal hast du richtig eklige Ideen, was das angeht, zum Beispiel diese glasierten mit Zuckerrand, ich weiß wirklich nicht, wie du die essen kannst. Dazu trinkst du gerne Wein, den du selbst anbaust – worauf du sehr stolz bist. Manchmal habe ich das Gefühl, du bist ein bisschen beleidigt, wenn ich dem mein Bierchen vorziehe – aber im Sommer werden wir auch wieder jede Menge Wein miteinander trinken, versprochen.

Du hast ein sonniges Gemüt, das hat mich von Anfang an fasziniert, und dank deiner warmen, herzlichen Art, geht immer etwas sehr Angenehmes von dir aus – jeder scheint sich wohl zu fühlen in deiner Gegenwart. Mag sein, manch einer findet dich lahm, vermisst an dir die Ecken und Kanten, doch ich weiß, wer so redet hat sich nur nicht die Zeit genommen, dich richtig kennenzulernen, hat nie den Schalk in deinen Augen blitzen sehen oder eine Nacht mit dir durchgetanzt. Denn du bist alles andere als langweilig. Du hast mir die Liebe zum Fußball beigebracht, als du mich vor Jahren das erste Mal mit ins Stadion geschleift hast – diesen Tag werde ich nie vergessen; auch nicht die Begeisterung, für diese Atmosphäre, diesen Verein, die da oben zum ersten Mal Besitz von mir ergriffen hat – und mich seither nie mehr losgelassen. Dort in der Kurve zu stehen hat mich bezaubert – und wie viele der Dinge, die wir miteinander erlebt haben, hatte es etwas von ankommen, Zuhause sein. Einen Platz haben, an den man gehört. Das ist es wohl auch, was mir früher oft fehlte, nun aber hast du es mir beigebracht und dieses Wissen wird mein Herz weiter tragen. Denn du bist meine Liebe, mein Pol und meine Heimat: mein Mainz.

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