Was treibt Menschen eigentlich an, ihre Freizeit in Blogs, Podcasts und ähnliches mehr zu stecken, statt sie in der Hängematte zu verbringen? Oder von der anderen Seite betrachtet, wieso machen sie ihr Hobby nicht zum Beruf? Künftig kommen hier in der Rubrik Nachgefragt bei… regelmäßig Menschen zu Wort, deren Projekte mir auf der täglichen Reise durchs Netz aufgefallen sind. In Teil acht spreche ich mit Petzi von Die Liebe zu den Büchern.
Hallo Petzi! Als du angefangen hast zu bloggen, ging es dir um Die Liebe zu den Dingen, seit 2012 heißt dein Blog Die Liebe zu den Büchern. Warum hast du dich ausgerechnet darauf festgelegt?
Als ich mit dem Bloggen angefangen habe, war der Plan eigentlich, über alles zu berichten, was ich liebe. Der Blog sollte sich eher in die Lifestyle-Richtung bewegen. Ich hatte damals noch keine Ahnung vom Bloggen und der Blogwelt, und weil ich eben auch nicht auf ein Thema spezialisiert war, war es nicht so einfach, Leser zu finden. Also habe ich überlegt, was ich noch gerne mag – und musste mich letzten Endes zwischen Büchern und Kochen entscheiden. Heute verbinde ich mit „Die Liebe zu den Büchern“ auch ein bisschen meine Kochleidenschaft, was man an den Kochbüchern und meinem Instagram-Account ganz gut sehen kann. Für mich eine Herzensangelegenheit.
Hast du noch einen Überblick, wie viele Bücher du schon rezensiert hast?
Ja, ich führe eine Liste auf dem Blog, in die alle rezensierten Bücher nach Autoren sortiert eingetragen werden. Früher wollte ich immer jedes gelesene Buch rezensieren, aus Zeitgründen bin ich aber mittlerweile von diesem Kurs abgewichen. Wenn es mir gar nicht gefallen hat oder mir einfach die Worte fehlen, dann lass ich die Rezension auch gerne mal sein.
Auf welchen Wegen erreicht dich die Lektüre für den Blog? Wirst du eher von Verlagen oder den Autoren angeschrieben, und wie viele Bücher kaufst du außerdem selbst?
Nur ganz selten frage ich direkt beim Verlag ein Buch an. Vielmehr werde ich per Mail von den Verlagen oder auch Autoren angeschrieben und entdecke dadurch interessanterweise eine Menge Bücher, die ich so gar nicht auf dem Schirm hatte und die mir letzten Endes sehr gut gefallen. Die überwiegende Anzahl meiner Bücher kaufe ich aber tatsächlich selbst. Ich will mir auf jeden Fall die Freiheit erhalten, ein Buch auch einmal nicht rezensieren zu müssen.
Mein Eindruck ist, dass viele Verlage die Blogger inzwischen sehr schätzen, auch weil sie verstanden haben, welche Reichweiten sie so für ein Buch bekommen können. Wie nimmst du das wahr? Und gibt es manchmal auch Anfragen, die dich richtig ärgern?
Dein Eindruck ist sicher richtig. Als ich damals angefangen habe, waren Blogger bei vielen Verlagen nicht gerade beliebt. Das ändert sich aber mittlerweile stetig und Blogger haben von den Verlagen einen immer höheren Stellenwert eingeräumt bekommen. Ich persönlich finde die Zusammenarbeit extrem spannend, begrüße das sehr und bin auch gespannt, wie es sich in Zukunft weiterentwickeln wird. Anfragen, die mich richtig ärgern, gibt es natürlich auch immer wieder. Die kommen in der Regel aber nicht von Verlagen, sondern von Selfpublishern (und ich will damit natürlich nicht alle über einen Kamm scheren, denn es gibt auch viele positive Ausnahmen.) Die meisten Blogger haben da so ihre Erfahrungen gemacht.
Du bewertest nach einem Punktesystem. Wie funktioniert das genau? Und fällt es dir schwer, schlechte Bewertungen zu vergeben – gerade vielleicht bei Verlagen, mit denen du oft zu tun hast? Ich könnte mir vorstellen, da muss man erstmal reinwachsen, oder?
Bei jeder Rezension bewerte ich nach eigenen Maßstäben, die bei einem anderen vielleicht schon wieder ganz anders ausfallen können. Genau dies finde ich aber auch so spannend. Mein Punktesystem orientiert sich an den klassischen 5 Sternen und wird auf meiner Über mich-Seite näher erklärt. Interessanterweise fallen mir richtige Verrisse immer am leichtesten. Und weil einfach nicht alles gefallen kann, dürfen die auch sein. Was Verlage davon halten, interessiert mich weniger. Wichtig ist es für mich, dass ich meine Meinung klar vertreten kann und keinem etwas vormache. Wenn die Kritik konstruktiv ist und nicht beleidigend wird, dann ist das auch völlig okay. Was mir allerdings immer ziemlich weh tut, sind schlechte Bewertungen bei Autoren, die ich persönlich kenne. Jeder Autor steckt schließlich eine Menge Zeit und Geduld in sein Werk – und liebe Menschen möchte man einfach ungerne kritisieren.
Du interviewst auch regelmäßig Autoren, deren Bücher du rezensiert hast. Wie kommt der Kontakte zustande? Und wie offen erlebst du auch die Autoren inzwischen im Umgang mit den Bloggern?
Alle Autoren, die ich bisher kennenlernen durfte, waren ausnahmslos nett und freundlich und sind Bloggern gegenüber sehr aufgeschlossen. Wenn mir ihre Bücher sehr gut gefallen haben und ich das Gefühl habe, ich möchte noch etwas über den Autor schreiben und meine Begeisterung mit der Welt teilen, dann frage ich ganz gerne mal an, ob ein Interview möglich ist. Bisher war jeder Autor damit einverstanden und teilweise haben sich sehr interessante Gespräche ergeben, die auch für mich als Leser äußerst spannend waren. Das ist aber immer situationsabhängig und wird im Vorfeld nicht von mir geplant.
Wenn du nicht gerade deine Nase in Bücher steckst, was machst du dann eigentlich beruflich? Wie bekommst du beides unter einen Hut? Und wie viel Zeit fließt in deinen Blog?
Ich hätte am liebsten viel mehr Zeit fürs Bloggen, aber mit Vollzeitjob und sonstigen Verpflichtungen kommt der einfach oft zu kurz. Jede freie Zeit, die ich aber irgendwie abzweigen kann, wird in meinen Blog investiert. Beruflich bin ich im medizinischen Bereich tätig und habe damit das totale Kontrastprogramm zur Bücherwelt, was meist aber gar nicht so verkehrt ist. Wobei ich natürlich nicht abstreiten kann, dass ich zu gerne mal in einer Buchhandlung o.ä. arbeiten würde. Das Zauberwort, um alles unter einen Hut zu bekommen: Zeitmanagement. Wobei ich das auch mehr schlecht als recht beherrsche. Aber wenn man mit Leidenschaft dabei ist, bekommt man es immer irgendwie hin, die nötige Zeit zu finden. Würde ich die Zeit jetzt hochrechnen, dann komme ich in der Woche sicher auf zehn bis zwanzig Stunden, die ich in Blogarbeit (inkl. Mailverkehr, Social Media usw.) investiere. Auch hier gilt aber, es ist immer abhängig von der Situation, mal mehr und mal weniger.
Die Bücherblogger scheinen auf mich besonders gut vernetzt und lesen sich sehr häufig auch gegenseitig. Welche Rolle spielt die Vernetzung? Und welche anderen Blogs empfiehlst du?
Vernetzung ist in meinen Augen das A und O. Meiner Meinung nach kann man davon nur profitieren und das gilt im Prinzip für alle Bereiche, nicht nur für die Blogger. Bedingt durch den Blog habe ich in ganz Deutschland so viele wunderbare Menschen kennengelernt, dass ich es bisher noch keinen Tag bereut habe, damit angefangen zu haben. Gemeinsame Leidenschaft verbindet eben. Ich lese leidenschaftlich gerne andere Buchblogs und kann mich kaum auf bestimmte festlegen. Ein Blick in meine Blogroll lohnt sich daher auf jeden Fall. Sehr erwähnenswert sind aber Buzzaldrins Bücher, Herzpotenzial, Read Pack, Die Büchernische, Das Bücherkaffee, Primeballerina’s Books und Brösels Bücherregal. Du siehst, ich kann mich einfach nicht entscheiden.
Wie die meisten Blogger, bespielst du auch Profile bei Facebook, Twitter und Instagram. Gibt es Phasen, in denen dir all die Öffentlichkeit auch mal zu viel wird, du abtauchen magst? Und wie offensiv kommunizierst du solche Auszeiten?
Interessanterweise hatte ich diese Phase wirklich noch nie so richtig. Ich würde mich selbst als totalen Social Media Junkie bezeichnen, der mehrmals am Tag sein Handy checkt und immer versucht, über möglichst vieles Bescheid zu wissen. Auszeiten gönne ich mir bewusst, aber selten länger als zwei Tage. Und selbst dann lese ich im Hintergrund irgendwie noch mit. Blogauszeiten hatte ich schon öfter, oft auch mit entsprechender Ankündigung. Social Media geht aber irgendwie immer. Mein einziges Problem: Es ist ein ziemlicher Zeitfresser.
Dein Blog hat eine angenehm schlichte Optik, ist aber doch recht aufwändig. Programmierst du selbst oder hast du da Hilfe?
Momentan ist mein Blog noch bei Blogger zu Hause und im Prinzip will ich schon lange zu WordPress umziehen und selbst hosten. Wenn man aber erst mal eine Menge an Beiträgen angehäuft hat, dann versucht man sich doch immer wieder davor zu drücken, weil der Arbeitsaufwand einfach enorm wäre. Aus diesem Grund versuche ich mein bisheriges Blogzuhause eben so schön wie möglich zu machen und das würde mit den normalen Möglichkeiten von Blogger einfach nicht funktionieren. Ein befreundeter Buchblogger (Skys Buchrezensionen) ist das Genie an meiner Seite und hilft mir immer wieder, meinen Blog optisch so gut wie möglich an meinen Geschmack anzupassen und das Möglichste herauszuholen.
Gretchenfrage für viele Blogger ist die Finanzierung. Verdienst du mit deinem Hobby Geld? Welche Kooperationen pflegst du, was kannst du dir auf diesem Gebiet noch vorstellen – und was ist für dich überhaupt nicht denkbar?
Bisher ist mein Blog reines Hobby, mit dem ich keinerlei Geld verdiene, dafür aber immer wieder Ausgaben (Domain usw.) habe. Grundsätzlich kann ich mir Kooperationen, die zu mir und dem Blog passen und mich überzeugen, aber durchaus vorstellen. Erst kürzlich war ich auf einem Blogworkshop, in dem auch dies zur Sprache kam. Ich habe den Eindruck, als sei im Buchbloggerbereich Geld verdienen immer ein Tabuthema, an das sich keiner herantraut. In anderen Blogbereichen ist das eine Selbstverständlichkeit, die keiner hinterfragt oder gar kritisiert, und das finde ich auch richtig so. Wenn man sich etabliert hat, eine gewisse Qualität bietet und zu dem steht, was man tut, ist es in meinen Augen vollkommen legitim. Neider wird es aber leider immer geben, und damit auch die Leute, die alles von vorneherein schlecht machen. Eine positive Meinung kann man bei mir allerdings nicht erkaufen, das wäre etwas, wofür ich überhaupt nicht zu haben bin.
Welches Buch steht aktuell ganz oben auf deiner Wunschliste? Und was kannst du für die kommenden Herbstabende unbedingt empfehlen?
Auf meiner Wunschliste stehen so viele Bücher, dass ich kaum sagen kann, welches den höchsten Stellenwert hat. Ganz aktuell kann ich aber zwei Bücher empfehlen, die man in meinen Augen unbedingt lesen sollte. „Lasse“ von Verena Friederike Hasel ist ein sehr berührendes und nachdenklich stimmendes Buch und „Nachts“ von Mercedes Lauenstein ein starkes Debüt in einer wunderbaren Sprache mit Geschichten über interessante Menschen. Ansonsten wird man aber bestimmt auch auf meinem Blog fündig.
Vielen Dank für deine Zeit!
Vielen Dank für das Interview.
Über den an Terminen und Projekten prallgefüllten, bunten Herbst macht die Reihe eine Auszeit, danach ist sie (hoffentlich) zurück. Ihr habt ein großartiges Projekt, über das ihr im Winter mit mir reden wollt? Dann schreibt mir doch eine Mail.