Nachgefragt bei… Elke vom MeerBlog

Was treibt Menschen eigentlich an, ihre Freizeit in Blogs, Podcasts und ähnliches mehr zu stecken, statt sie in der Hängematte zu verbringen? Oder von der anderen Seite betrachtet, wieso machen sie ihr Hobby nicht zum Beruf? Künftig kommen hier in der Rubrik Nachgefragt bei… regelmäßig Menschen zu Wort, deren Projekte mir auf der täglichen Reise durchs Netz aufgefallen sind. In Teil sieben spreche ich mit Elke vom MeerBlog.

Liebe Elke, du bist seit vielen Jahren Reisejournalistin und hast als solche für etliche große Medien gearbeitet. War dieser Job immer dein Wunsch, oder hat dich der Zufall einmal in diese Branche und zum anderen zu diesem sehr speziellen Thema geführt?
Es war in der Tat ein Zufall. Nach dem Kunstgeschichtsstudium hatte ich nach einem Thema für die Doktorarbeit gesucht und zwischenzeitlich bei der damaligen LTU-Touristik gejobbt. Nach ein paar Tagen haben sie mich gefragt, ob ich in die Presseabteilung wollte. In der Branche sagt man: Einmal Reise, immer Reise. Und so kam es dann auch. Nach zwei Jahren wechselte ich die Seiten, weil ich lieber schreibe als rede.

Elke in Nicaragua.

Elke in Nicaragua.

Seit einiger Zeit konzentrierst du dich fast vollständig auf deinen MeerBlog. Woher kommt dieser Umschwung?
Ich habe es zwar auch einmal als Redakteurin versucht, aber gemerkt, dass mich eine Festanstellung zu sehr einschränkt. Daher war die Tätigkeit als Freie quasi wegbereitend und führte nahtlos zum Bloggen. Vor mehr als vier Jahren habe ich MeerBlog ins Leben gerufen und kann seither noch stärker bestimmen, wohin die Reise geht. Als Freie war ich von den Themen- und Stilwünschen der Medien abhängig. Nun habe ich das unverschämte Glück, ein Medium selber gestalten und davon leben zu können. Aber es steckt natürlich jede Menge Arbeit dahinter, alles ist noch mal eine Spur härter als bei der Freientätigkeit.

Vom Bloggen tatsächlich leben zu können, bleibt für viele Kollegen ewiger Wunschtraum. Auf welchen Wegen verdienst du mit dem Meerblog Geld und gibt es Tipps, die du anderen Bloggern dafür geben kannst?
Meine Einnahmen kommen hauptsächlich aus den Advertorials, kleinere Beträge aus den eBook-Verkäufen sowie gekennzeichneten Facebook-Posts. Außerdem schreibe ich sporadisch Liebesgeschichten, insgesamt lebe ich also vom Schreiben. Reich werde ich damit momentan nicht, vor allem den Buchsektor möchte ich weiter ausbauen. Allgemeingültige Tipps zu geben, finde ich schwierig. Jeder Blogger hat andere Schwerpunkte, ein anderes Konzept. Wichtig ist vor allem, sich selbst treu zu bleiben. Kooperationen, die nicht passen, lieber abzulehnen. Sich nicht unter Wert zu verkaufen: Preise für Advertorials setzen sich aus drei Komponenten zusammen: Arbeitsaufwand, Marktwert und Kundenbudget. Ich habe auch schon Kooperationen gehabt, bei denen ich im Nachhinein dachte: Der Aufwand war doch größer, als ich es eingeschätzt hatte.

Wie viele Tage im Monat bist du im Schnitt unterwegs? Zählst du die Kilometer noch mit?
Nein, ich zähle weder Tage noch Kilometer. Ich weiß nur: Es ist zu viel. Immer wieder nehme ich mir vor, die Abwesenheiten zu Hause zu reduzieren. Das häufige Reisen zum Beispiel im aktuellen Monat führt auch dazu, dass ich kaum noch zum Schreiben komme. Denn auch die Vorbereitungen, die Organisation und Absprachen für kommende Reisen nehmen viel Zeit in Anspruch. Den Dezember habe ich mir in diesem Jahr bewusst ganz frei gelassen. Ich möchte maximal eine private Tour an einem Wochenende machen und eine Tour in der Region. Schleswig-Holstein kommt leider in der letzten Zeit etwas zu kurz, und das ist zu schade.

Dem Reisejournalismus haftet der Ruf einer gewissen Käuflichkeit an, weil die meisten Trips von Anbietern, Airlines usw. finanziert werden. Wer könnte sich den Job sonst auch leisten… Wie gehst du in deiner Arbeit mit diesem Thema um?
Das ist korrekt, fast alle meine Reisen werden von Destinationen etc. gesponsert. Das ist bei den meisten Medien und nicht nur in Deutschland so. Trotzdem muss man sagen, dass sich professionelle Kooperationspartner niemals in die Berichterstattung einmischen würden oder mir vorschreiben würden, was ich zu schreiben habe und was nicht. Und es ist mir in den vergangenen 16 Jahren auch nicht einmal passiert. Allerdings sollte man Reisejournalismus auch nicht mit investigativem Journalismus vergleichen. Er hat weitgehend eine unterhaltende und informierende Funktion. Ich würde sagen, am meisten beeinflusst das Sponsoring die Auswahl der Ziele, denn nicht jede Destination investiert gleichermaßen in Pressereisen. So wurde ich leider noch nie nach Grönland eingeladen. Wenn ich in Urlaub fahre, schreibe ich ebenfalls darüber. Und ich möchte behaupten, dass sich eine selbst finanzierte Reise von einer gesponserten in meiner Berichterstattung nicht unterscheidet. Was ich grundsätzlich nicht mag, sind Lobhudeleien. Artikel sollten authentisch sein, das ist bei Bloggern ein noch größeres Thema, da sie mit ihrer Person für den Inhalt gerade stehen und eine Marke bilden. Ich nehme nur Einladungen an, wenn ich denke, dass die Reise zum Blogkonzept und zur Zielgruppe passt.

Man kann überall neue Freunde machen.

Man kann überall neue Freunde machen.

Obwohl es sehr viele etablierte Blogs gibt, ist die Reaktion auf Blogger bei Akkreditierungen und ähnlichem oft deutlich zurückhaltender als auf Journalisten. Wie geht es dir da im Umgang mit Reiseveranstaltern und ähnlichem? Und hilft es dir, dass dich einige von früher kennen und zumindest wissen, was sie bei dir in Sachen Qualität bekommen?
Ja, ich denke, das hilft. Anfangs habe ich auch einige Presseleute sagen hören, dass sie Blogger mit journalistischem Background bevorzugen, doch das vermischt sich zusehends. Qualität ist ja auch erkennbar, ohne den Background zu kennen. Zur Zeit sind Blogger ausgesprochen gefragt für Kooperationen, wir erleben seit zirka anderthalb bis zwei Jahren einen regelrechten Boom. Selber kooperiere ich mit vielen Agenturen, die ich zuvor nicht kannte. Das gilt auch und vor allem für Werbeanfragen und beschränkt sich nicht auf Deutschland, die Zusammenarbeit ist international.

Gibt es umgekehrt auch Anbieter, die gezielt auf dich zukommen mit dem Wunsch nach einer Kooperation? Was bietest du da konkret an, wie kennzeichnest du solche Beiträge und welche Rolle spielen sie für deine Finanzierung? Gibt es auch Formen, die du komplett ablehnst?
Es gibt sehr viele solcher Anfragen, und nicht alle führen wirklich zu einer Zusammenarbeit, wie man so schön sagt, auf Augenhöhe. Oftmals möchte sich ein Unternehmen präsentieren, ohne dafür eine Gegenleistung zu bringen, man glaubt es kaum. Ein Beitrag, der Werbung enthält, wird bei mir als „gesponserter Beitrag“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet, der Kunde wird genannt. Selbst, wenn es sich um einen NoFollow-Link mit Anchortext handelt, der in einem geeigneten Kontext untergebracht werden soll. Mit gefällt diese Art von Werbung, da sie nicht aufpoppt oder blinkt und weil sie einfach unaufdringlich ist. Jeder kann selbst entscheiden, ob er sich ein Advertorial durchliest oder nicht. Oder einem Tipp folgt. Der Leser ist erwachsen und kann selbst entscheiden. Es ist gut, unterschiedliche Werbekunden zu haben, so bin ich von keinem einzigen abhängig.

Dein Blog hat knapp 5.500 Fans auf Facebook und knapp 5.000 Follower bei Twitter. Bist du manchmal selbst baff, wie schnell dein Baby gewachsen ist?
Ich denke, das ist in über vier Jahren keine Hexerei. Mir kommt es eher langsam vor, wenn ich mir andere, stärker SEO-optimierte Blogs anschaue. Aber ich gebe mein Bestes und möchte mir treu bleiben, in jeder Hinsicht. Also kein Magazin, keine ständigen Autoren, kein Hauptsponsor.

Branchenweisheit: Einmal Reise, immer Reise.

Branchenweisheit: Einmal Reise, immer Reise.

Was die sozialen Medien angeht, können viele Journalisten bei etablierten Medien etliches von den Bloggern lernen. Wie erklärst du dir diese sehr langsame Hinwendung zu diesem Thema? Gerade in Sachen Reichweite müssten die Verlage das doch jauchzend annehmen.
Viele tun es inzwischen auch sehr erfolgreich und haben dafür wesentlich mehr Manpower als der einzelne Blogger. Einige machen den Fehler, die Social Media als Einbahnstraße zu betrachten. Aber Facebook, Instagram & Co. beruhen auf Interaktionen. Gerade Instagram wird vielfach unterschätzt, das betrifft auch die Destinationen. Würde ich heute noch in einer Pressestelle arbeiten, wär die Pflege eines Foto-Accounts genauso wichtig wie die Facebook-Seite. Und ich sehe künftig großes Potenzial für visuelles Storytelling, etwa durch Steller.

Du machst (fast) alle Fotos für deinen Blog selbst. Hast du dir das Fotografieren selbst beigebracht? Mit welcher Kamera arbeitest du?
Zur Zeit fotografiere ich mit einer Samsung NX 300M und mit dem iPhone 6. Eigentlich wollte ich als Kind Fotografin werden, habe dann aber Kunstgeschichte studiert. Dementsprechend fehlt mir die praktische Ausbildung. Vieles hat sich geändert oder wird dank moderner Technik ein wenig ausgeglichen. Ein Profi hat mir mal gesagt, ich hätte einen Blick für den Bildausschnitt. Wenigstens das! Es macht mir einfach Spaß zu fotografieren, doch am wichtigsten ist mir der Text.

Im Blog schreiben neben dir auch deine tierischen Kolumnisten. Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Schon ganz zu Anfang. Wir sind ans Meer gezogen, MeerBlog stand in den Startlöchern und plötzlich auch ein eigenwilliger kleiner Hund auf der Matte. Ich musste mich an Julchen erst gewöhnen, mochte aber ihren Pippi-Langstrumpf-Charakter sofort. Sie ist zur Kolumnistin geboren. Ihr Kumpel Janni kommt eher wie ein relativ normaler Hund herüber, und eigentlich sollte er nie diktieren. Doch die Community wollte es so, und außerdem bildet Janni ein Gegengewicht zu Julchen. Die beiden geben gute Vorlagen ab, doch schon als Kind habe ich gerne Figuren erfunden. Als ich Rastaschaf Luis sah, war die Sache klar: Er avancierte zum Beachblogger. Leider muss man seinen Stories hinterher rennen, und jetzt hat er sich auch noch ein Sabbatical genommen!

Die Redaktion in Dänemark. (Fotos: privat/Elke Weiler)

Die Redaktion in Dänemark. (Fotos: privat/Elke Weiler)

Die Abenteuer deiner Beardies hast du auch als eBooks veröffentlicht. Welche Erfahrungen hast du mit dem Self-Publishing gemacht?
Bislang keine ruhmbringenden! Die eBooks von Julchen stellen eine kleine Nebeneinnahme dar, es fehlt jedoch am Marketing, um ein größeres Publikum damit zu erschließen. Im Prinzip ist der Aufwand zu hoch, doch viele Leser hatten mich danach gefragt. Die nächsten Bücher sollen daher auch als Paperbacks bzw. Verlagsbücher erscheinen. Für nächstes Jahr habe ich ein kleines Projekt mit Julchen in der Planung – hoffentlich klappt alles!

Hast du so etwas wie Lieblingsziele? Welche Reise hat dich zuletzt besonders glücklich gemacht? Und wo muss man unbedingt gewesen sein?
Der Norden macht mich generell glücklich. Die frische Luft, die Weite, die Ruhe der Menschen. Grundsätzlich mag ich gerne Inseln, Küsten und sämtliche Meere. Zum Aufwärmen sind Mittelmeer und Karibik ganz wunderbar. Auch der Rhythmus ist ein anderer, für mich ist das wie Futter für Körper und Seele. Doch das Herz ist im Norden, egal ob Island, Norwegen, Dänemark, Finnland, Schweden. Zuletzt war ich sogar kurz auf den Färöer Inseln und möchte sehr gerne mal nach Schottland. Meine Tipps: Island in der Nebensaison, wenn die Nordlichter tanzen. Marokko im Winter, und unter den Fernzielen Ecuador, weil es die nettesten Menschen hat. Das schwedische Malmö für einen Städtetrip, Radfahren in Kopenhagen, das innovative Rotterdam erleben, mit einer Ente durch die Provence fahren und in Kappadokien wandern. Istanbul erleben…

Vielen Dank für deine Zeit!

Im achten Teil von Nachgefragt bei… spreche ich mit Petzi über Die Liebe zu den Büchern. Über den an Terminen und Projekten prallgefüllten, bunten Herbst macht die Reihe dann eine Auszeit, danach ist sie (hoffentlich) zurück. Ihr habt ein großartiges Projekt, über das ihr im Winter mit mir reden wollt? Dann schreibt mir doch eine Mail.

2 thoughts on “Nachgefragt bei… Elke vom MeerBlog

  1. Hallo Mara,
    dein Interview mit Elke in „Nachgefragt bei ..“ motiviert sehr, sich von der Idee einer Festanstellung zu befreien! Einfach tun, was man möchte & gut kann.
    Mehr und mehr treffen wir auf interessante Bloggerinnen, die sich schon aus dem Hamsterrad befreit haben und vor allem tun wozu sie Lust haben – und das ist gleichwohl faszinierend & inspirierend!! Dein Blog gehört sicherlich auch zu dieser Kategorie :-)

    Liebe Grüße aus München
    Birgitta und Alex

    • Danke für dieses schöne Feedback. Es freut mich, wenn mein Blog ein wenig als Inspiration dienen kann! Alles Gute für euch und euer Vorhaben! Liebe Grüße, Mara

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