Es existiert ein Video von der Studienfahrt meines Jahrgangs nach Griechenland, auf dem ich unter anderem dabei zu sehen bin, wie ich auf einem Zeltplatz ein Kätzchen beschmuse. Das wusste ich nicht mehr, aber als ich den Ausschnitt vor wenigen Jahren wieder mal gesehen habe, dachte ich: passt. Katzen waren als Thema immer da.
Zwei Jahre später war ich zum ersten Mal auf Kreta, mit zwei Freundinnen aus dem Studium. Die beiden zogen nachts mit anderen Urlaubern durch die Hotelanlage, ich adoptierte an Tag zwei die Poolkatze, die fortan jede Nacht in unserem Dreierzimmer schlief.
Im Sommer 2019 waren wir als Familie auf Kreta und die Katzen waren überall. Glückliche, schmale, unruhige, gepflegte, hungrige, ausgesetzte, verschmuste. Am liebsten hätte ich jede einzelne von ihnen mit nach Hause genommen. Und mit der Idee bin ich nicht alleine.
Es gibt viele Organisationen, die sich um das Wohl der Straßenkatzen auf Kreta kümmern. Die Initiative geht in den meisten Fällen von Einzelpersonen aus, die sich mit der Zeit ein Netzwerk bauen. In Chania ist Piroska eine dieser Menschen. Seit vielen Jahren hat sie ihre Leben fast vollständig den streunenden Kätzchen der Insel verschrieben.
Rund einhundert sind es, um die Piroska sich bei ihren täglichen Fahrten kümmert. Wer rund um Chania unterwegs ist, findet ihre Hinweiszettel an den Futterplätzen der verschiedenen Kolonien. Kurze Informationen zur Fütterung der Tiere sind das, und wo Piroska und ihre Fellschützlinge in den sozialen Medien zu finden ist, falls jemand Kontakt aufnehmen möchte. Beispielsweise, um ein Tier zu adoptieren.
Wo es möglich ist, stattet Piroska die Futterstellen so aus, dass das Fressen dort wettergeschützt ist und eine Möglichkeit für die Tiere besteht, sich auch mal unterstellen zu können. Jeden Tag ist sie mit dem Lastenrad unterwegs, bringt den Tieren Futter, schaut nach ihrem Wohlergehen und spürt ausgesetzte Kitten auf. Offensichtlich kranke oder verletzte Kätzchen nimmt Piroska mit zu dem Tierarzt, mit dem sie arbeitet, kümmert sich auch um Kastrationen und Sterilisationen, damit die Tiere sich nicht ungebremst vermehren.
Im Sommer gehe es den Katzen meistens gut, erzählt Piroska bei einem Treffen. Sie sitzt auf der dunklen Bank bei einer der Kolonien, die Tiere streifen um sie herum, beobachten interessiert die Menschen, die da sitzen und sich unterhalten, streifen ihrer Beschützerin um die Beine oder lassen sich auf ihrem Schoß nieder. Ein Stück den Hang hinab, im kleinen Eckladen, gibt es Produkte aus Olivenöl – und das Besitzer*innenehepaar unterstützt Piroska, wenn diese Hilfe braucht.
Sie streichelt die Vierbeiner*innen, spricht flüsternd mit ihnen. Da ist eine große Zärtlichkeit in der Stimme der Frau, die im Mittel mit sechs bis acht ihrer Fellfindelkinder zusammenlebt, bis sie für die Kätzchen Adoptivfamilien gefunden hat. Während sie erzäht, stellt Piroska jedes Tier, das sich auf sanften Pfoten nähert, mit Namen vor. Denn Namen haben sie alle: Eine Familie eben.
Zurück zu den Jahreszeiten.
Auch wenn nicht alles, was Tourist*innen an die Vierbeiner verfüttern, wirklich geeignet ist für die Kätzchen, sind diese doch im Sommer besser versorgt als in den Wintermonaten, wenn die Insel sich leert. Das gilt auch in Sachen Schmuserei, denn viele Urlauber*innen bleiben bei den Tieren stehen, streicheln sie, spielen mit ihnen, bevor sie weiterziehen zum Strand oder ins Restaurant. Die Katzen genießen die Kuscheleinheiten und kommen gerne mit zu den Kneipen der Insel, in der Hoffnung, dass beim Abendessen etwas für sie abfällt.
Piroska erzählt von ihrer großen Müdigkeit. Sie trägt eine enorme Verantwortung, sagt sie, die sie natürlich selbst aufgenommen hat, aus der aber längst eine feste Verpflichtung erwachsen ist, die ihr bleiben wird. Manchmal macht sie sich Gedanken, was aus den Kätzchen werden soll, wenn sie mal nicht mehr kann. Zudem ist das, was sie tut, auch eine finanzielle Verantwortung, denn nicht nur das Futter kostet Geld, auch die Besuche beim Veterinär.
Ihre Katzenpflege finanziert Piroska komplett über Spenden. Die investiert sie ausschließlich ins direkte Wohl der Tiere. In diesem Spätsommer musste sie außerdem sammeln, um ihr Rad wieder instand zu setzen: Ohne den Drahtesel wäre es nicht möglich, all die Kolonien regelmäßig zu versorgen oder aber die Katzen zum Tierarzt zu bringen. In einer Gruppe auf Facebook teilt Piroska all solche Themen, das Feedback ist meist sehr zahlreich, nicht immer folgt aber auch praktische Hilfe für sie und die betreuten Katzen.
Adoptionen organisiert Piroska in enger Abstimmung mit der neuen Familie der Tiere. Sie hat sehr gute Kontakte nach Österreich, Finnland und in die Schweiz, auch einige nach Deutschland. Wenn eines ihrer Schützlinge ein Zuhause findet, ist das ein Feiertag, sagt die Griechin. Wichtig ist ihr, zu wissen, wo die Tiere landen, um zu sehen, dass sie einen liebevollen Ort gefunden haben. Über Fotos der Kätzchen in ihrem neuen Heim freut sie sich deshalb sehr. Vor alle aber freut die Katzenmama aus Chania sich über Unterstützung.
Wer selbst Katzen heiß, weiß, diese verhungern im Schnitt dreimal täglich. Für die Versorgung der Tiger ist Piroska auf Spenden angewiesen. Nur so kann sie sich weiterhin gut um die Kätzchen kümmern. Wer zu Weihnachten noch eine gute Tat für Tiere in Not tun möchte, kann sie hier via Paypal unterstützen.