Forever my favorite Panda

Da, wo ich herkomme, im hessischen Teil des Odenwaldes, nennen die Leute die „fünfte Jahreszeit“ Fasching. Da, wo ich jetzt lebe, in Wiesbaden, wie sie wollen. Dazwischen achtzehn Jahre Mainz: Fastnacht. Das Wort hatte ich zuvor nie gehört. Nun wurde mir eingebläut, wer andere Begriffe für die närrischen Tage nutzt, werde der Stadtgrenzen verwiesen.

Ich bemühe mich also ums korrekte Wording und die Liebe zur Dollerei; vollends warm bin ich nie damit geworden. Die prägendste Erinnerung an jene Ausnahmetage ist aus der Schulzeit, als zum Schlager „Biene Maja“ plötzlich alle „Biene Mara“ sangen. Zuhause erzählte ich strahlend, ein Song von Karl Gottschalk sei auf mich umgedichtet worden – Namen waren nie meine Stärke.

Jakob verliebt sich in den Bruchweg

Manches ändert sich mit Kindern, in diesem Fall dem Sohn meiner jüngeren Schwester. Der Zauberneffe ist vier Jahre und zwei Monate, als ich ihn zum ersten Mal mit an den Bruchweg nehme, wo er sich unsterblich verliebt. Diese Liebe ist für mich magisch, weil ich ihr viele der schönsten Stunden mit Jakob verdanke.

Zurück zur Fastnacht. Wieso Mainz ein Karnevalsverein ist, musste man mir als Zugezogener natürlich erst erklären. Beleidigung der gegnerischen Fans selbstironisch ummünzen, sowas würde heute jedem Marketingmenschen um die Ohren gehauen, damals hat es funktioniert. Ein echter Don eben.

Jakob findet Fastnacht wundervoll, auch, wenn er sie Fasching nennt. Er verliebt sich in jedes überteuerte Fastnachtstrikot und als er mitbekommt, dass Fans sich im Stadion verkleiden, ist er begeistert: Da müssen wir hin. Ich versuche, herauszufinden, wie dieses gut gehütete Wissen zu ihm durchgedrungen ist, dann fahre ich los, um uns plüschige Riesenkostüme zu kaufen. Wenn ich mir das schon antue, will ich wenigstens nicht frieren.

Pandaaugen, aber in echt

Es ist Februar 2019 und wir stehen als Pandas verkleidet im Block. Jakob, er ist mittlerweile zwölf, liebt alles daran: die Kostüme, die Fahnen, die Fastnachtslieder. Er fragt jeden nicht-kostümierten Fan mit so viel Vorwurf, wieso er normal gekleidet aufgetaucht ist, dass alle Angesprochenen ganz kleinlaut werden. Als ihm irgendwer unvorsichtigerweise erzählt, zum Auswärtsspiel in Berlin kämen die Fans auch im Kostüm, reißt er mit leuchtenden Augen den Kopf zu mir rum: Wir haben Karten für die Partie. Ich ergebe mich innerlich und mache eine mentale Notiz, die Kostüme zu packen.

Drei Tage vor dem Spiel bei Hertha BSC fangen meine Augen an, seltsame Dinge zu tun. Erst schwillt das eine leicht zu, dann das andere stark und am Tag vor der Abreise sehe ich ganz ohne Kostüm aus, wie eine Panda. Ich komme ins Grübeln. Kann ich so mit Jakob die Reise antreten? Er hat sich diesen Ausflug so gewünscht. Auswärts sind wir bisher nur gemeinsam in Darmstadt gewesen, zudem wird es sein erster Flug, er ist total aufgeregt. Ich beschließe, die Entscheidung in allerletzter Sekunde zu treffen.

Am Morgen des Abfluges bekomme ich das linke Auge nur halb auf. Jakobs Blick ist bang. Ich spüre, wie hin und her gerissen er ist: Er will unbedingt nach Berlin, weiß aber nicht, ob er mich darum bitten oder Rücksichtnahme zeigen soll. Ich packe unsere Zahnbürsten in die ansonsten fertigen Koffer, schreibe meiner Familie einen Zettel, knuddle die Katzen – und wir verlassen die Wohnung. Den Zustand des Zauberneffen als aufgeregt zu beschreiben, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts.

„Den kriegen sie ohnehin nicht!“

Weil ich lange nicht geflogen bin, haben wir viel Zeit eingeplant. Am Flughafen finde ich mich trotzdem erstmal nicht zurecht. Irgendwas ist komisch, mir ist nicht klar, wie diese unfassbar langen Schlangen zustande kommen, wo die Menschen anstehen, was da ist. Als Jakob und ich Hand in Hand durch einen Flur laufen, in dem rechts von uns Menschen aufgereiht sind, ahne ich nicht, dass meine Unbedarftheit uns gerade die Reise rettet. Am Morgen ist ein verdächtiges Gepäckstück in einem Terminal gesichert worden, der Flughafen ist komplett überlaufen, die Menschen neben uns stehen an, um in die Halle zu kommen, in die wir so selbstverständlich hineinspazieren.

Als wir den lichtdurchfluteten Raum betreten, springt uns eine kleine, uniformierte Frau in den Weg und fragt, wohin wir wollen. Ich nenne unser Gate und sie erklärt, wir müssten ans Ende der Schlange zurück und uns anstellen, um korrekt in die Halle zu kommen. Da beginne ich, zu begreifen. Als ich ihr unsere Abflugzeit nenne und frage, ob das wirklich nötig sei, sagt sie: „Den kriegen Sie ohnehin nicht.“ Ich sehe Jakobs aufgerissene Augen, spüre, wie mir ein feiner Schweißfilm den Rücken hinunterläuft und grüble fieberhaft, was ich tun soll.

Als das Funkgerät der Frau knirscht und sie uns den Rücken zudreht, ziehe ich mit dem Mute der Verzweiflung den verdutzten Jakob hinter mir her zu einer Anzeige. Von da bewegen wir uns selbstbewusst auf eine Schlange in der Hallenmitte zu. Ein Ordner kommt und sagt, hier dürften wir erst anstehen, nachdem wir in der vorherigen Schlange… Ich behaupte ohne zu zögern, das hätten wir ja, was das Chaos solle und ob er wisse, wie die Chancen stehen, mit dem Kind, das heute zum ersten Mal fliegt und sich unfassbar freut, noch die Maschine zu kriegen. Dabei ziehe ich den ehrlich verzweifelten Jakob in sein Sichtfeld.

Notlüge für den Zauberneffen

Es müssen dessen große, feuchte Augen gewesen sein: Der Mann lässt uns passieren und gibt uns den Tipp, eine Kollegin anzusprechen, die eben die Schlange abläuft, um Familien mit kleinen Kindern bevorzugt zu behandeln. Jakob flüstert besorgt: „Du hast den Mann angelogen.“ Ich küsse entschuldigend seinen Schopf. „Notfall“, flüstere ich und vermesse mit den Augen die Schlange.

Wir bewegen uns unendlich langsam durch die Halle. Ich habe keine Ahnung, wie nah wir generell am Gate sind und die Zeit tickt unnachgiebig. Irgendwann nähert sich die Ordnerin, der es obliegt zu urteilen, welche Familien sie vorzieht. Ich schubse Jakob in ihre Richtung, der sie fragt, ob er vielleicht weiter vor dürfe, er habe solche Angst, seinen ersten Flug zu verpassen. Dabei weint er und ich möchte mitweinen, weil es ein unvergesslicher Tag für ihn werden sollte, aber bitte nicht so.

Die Frau hat Erbarmen und bugsiert uns mit sich an der Warteschlange vorbei. Je weiter wir Richtung Gate vordringen, umso mehr verkleidete Nullfünfer*innen sehen wir aus der Ferne und es ist eine komplett surreale Situation, zwischen Clowns, Giraffen und Monstern nicht zu lachen und zu tanzen, sondern um jeden Meter zu kämpfen. Mittlerweile sind wir kurz vor der Gepäckdurchleuchtung. Vor uns steht eine sechsköpfige Familie, deren Flieger zwei Stunden nach unserem startet. Auf unsere Frage, ob wir vordürften, verneinen sie. Jakob weint schon wieder und ich blinzle mit meinem zugeschwollenen Auge gegen diesen Tag an.

Als Pandas ins Stadion

Ganz vorn am Band steht ein Mann mit Frau und Kind. Er ruft Jakob zu, ob der Angst vorm Fliegen hätte. „Nein, davor, mit meiner Tante das Flugzeug zu verpassen.“ Der Mann winkt uns vor. Als wir an ihm vorbeilaufen, deutet er auf mein verquollenes Auge: „Für Sie ist das heute nicht der erste beschissene Tag, was?“ Dann lacht er schallend. Ich beiße mir auf die Zunge, wir knallen unser Gepäck aufs Band und einige Minuten später kommen wir mit hängenden Zungen an dem Bus an, der auf die letzten Passagier*innen wartet, um sie zum Flugzeug zu bringen. Sobald wir sitzen, fällt alle Anspannung von Jakob ab. Er erklärt den Umstehenden lachend, dass wir fast den Flieger verpasst hätten. Wir treffen Kerstin, deren Anwesenheit mich unglaublich beruhigt, denn mein Reset dauert länger als das des Zauberneffen.

Im Flieger geben wir unsinnig viel Geld für Essen und Getränke aus und Jakobs Strahlen lässt jedes Flutlicht blass wirken. „Vorhin dachte ich noch, ich fliege nie wieder, aber das ist jetzt schon ganz schön“, erklärt er kauend, während ich immer noch ein wenig nachzittre.

Die große Stadt fasziniert Jakob, noch mehr aber begeistert ihn, dass wir an jeder Ecke eine Handvoll verkleideter Nullfünfer*innen treffen. Wir schlüpfen im Hotel in unsere Kostüme und machen uns als Pandas auf zum Stadion. Mein Auge ist mittlerweile Zweidrittel offen. Jakob redet ununterbrochen, ich komme weder gedanklich noch physisch hinterher. So ist das also, wenn man alt wird, denke ich. Der Zauberneffe dreht sich zu mir um. „Weißt du, wenn du irgendwann nicht mehr laufen kannst, fahre ich dich im Rollstuhl zum Stadion. So, wie du mich getragen hast, wenn ich müde war und nicht mehr laufen konnte.“ Ich spüre mein Herz platzen bei der Vorstellung, noch alt und grau mit ihm ins Stadion zu gehen und bin plötzlich gar nicht mehr müde. Als wir am Stadion ankommen, fühle ich mich leicht.

Etwas, das nur uns gehört

Im Block traut Jakob sich, die Jungs von der Szene anzusprechen. Vincent erklärt ihm, wie sie mit Mülltüten die Klappsitze vierfarbbunt einkleiden und er hilft begeistert. Wir verlieren das Spiel komplett unnötig, aber wen interessiert das an so einem Tag? Danach machen wir uns mit Oli auf in die Kneipe des Berliner 05-Fanclubs, in dem an diesem Abend Stefan Hofmann vorbeischaut und von der Arbeit im Vorstand berichtet.

Irgendwann machen wir uns auf den Weg ins Hotel, wo wir im Bett Pizza essen, bis unsere Augen fast zufallen. Ich döse schon, als Jakob plötzlich nach meiner Hand greift. Er hält sie ins Licht und betrachtet sie lange, dann sagt er feierlich: „Mara, weißt du, was das Schönste ist an Mainz 05?“ „Dass wir immer verlieren?“ Ich kichere, Jakob lacht, dann schüttelt er den Kopf und drückt meine Hand. „Dass es uns beiden ganz alleine gehört. Für immer.“ Meine Panda-Augen werden feucht. Ich drücke Jakobs Hand und flüstere ihm ins Ohr: „Für immer.“

Mainz 05: Fehler, die sich wiederholen

Als die damals Verantwortlichen des 1. FSV Mainz 05 am 10. November 2019 die Trennung von ihrem Cheftrainer Sandro Schwarz verkündeten, erklärte Rouven Schröder, der Schritt sei „eine Niederlage, die alle Verantwortlichen betreffe“. In der Pressekonferenz an jenem Sonntag ließ der einstige Sportvorstand sich nur so halb entlocken, wer bei den intensiven Gesprächen, an deren Ende laut Vereinsmitteilung die „einvernehmliche Trennung“ stand, den entscheidenden Schritt gemacht hatte. Letztlich fühlte sich das Auseinandergehen an, wie das Ende eines Abnutzungskampfes, in dem viele Fehler passiert waren.

Identifikationsfiguren, die am Ende gehen mussten: Svensson und Schwarz. (Foto: Imago/Koch)

Der einstige Spieler Schwarz, bei Amtsantritt von den älteren Fans – damit meine ich nicht qua Personalausweis, sondern in Sachen Vereinszugehörigkeit – begeistert aufgenommen, hatte sich im erweiterten 05-Umfeld nie den Rückhalt erarbeiten können, der nötig schien, damit dieses sich in einer echten Krise geschlossen hinter ihn stellte. Der Vorwurf dafür ging damals an die Vereinsführung, die es in turbulenten Zeiten nicht geschafft hatte, den Coach zu befreien vom vermeintlichen Makel, mit der Zweiten Mannschaft aus der 3. Liga abgestiegen zu sein. Immer wieder wurde Schwarz von außen darauf reduziert.

Wie ein Autounfall, der zum zweiten Mal passiert

Als Schröder & Co. damit begannen, den Trainer fürs Umfeld zum einen sichtbar zu stärken, ihn zum anderen aber mit den Anhänger*innen unter anderem bei einem Fanabend in den Austausch zu bringen, war es bereits zu spät. Das in Teilen schwierig gewordene Umfeld des Clubs verweigerte sich dem Zusammenhalt – und Schröder benannte genau das bei jener PK im November 2019 als einen der Gründe, warum es gemeinsam nicht weitergehe.

Von Anfang an keine gute Lobby: Ex-Trainer Sandro Schwarz. (Screenshot: M05)

In gewisser Weise fühlen sich die letzten Wochen an, als habe man denselben Verkehrsunfall ein weiteres Mal beobachtet. Allerdings unter völlig anderen Vorzeichen, was die Sache noch unverständlicher macht. Schröder musste sich nach der Trennung von Schwarz den Vorwurf gefallen lassen, er sei vom „Mainzer Weg“ abgewichen, nachdem er sich diesem doch einige Jahre zuvor scheinbar auch verpflichtet hatte, als er nämlich nach fünf Niederlagen am Stück im Saisonendspurt an Trainer Martin Schmidt festhielt und man so den Klassenerhalt schaffte.

Die Parallelen der Entwicklung zu 2019 sind auffällig

Im November 2023 sind bei Mainz 05 aber Menschen in der Verantwortung, die den Mainzer Weg quasi erfunden haben. Und natürlich kann man nach der offiziellen Kommunikation der letzten Stunden sagen, dieser wurde doch gar nicht verlassen, denn was können Heidel und Schmidt dafür, dass Bo Svensson von seinem Amt zurücktritt. Die Frage muss aber doch sein, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Und da sind die Parallelen zu 2019 frappierend.

Wer den zunehmend mitgenommenen Svensson in den zurückliegenden Wochen, ob analog oder digital, bei den Pressekonferenzen erlebte, stellte sich irgendwann die Frage, wieso der Trainer auf dem Podium keine Unterstützung erhielt. Es ist in unruhigen Zeiten schließlich nicht unüblich, dass auch ein Sportverantwortlicher dort Platz nimmt, um Fragen abzufedern, die sich um die Zukunft des Coaches drehen. In der Mitgliederversammlung hat Christian Heidel am Montag gesagt, kein Journalist traue sich, ihm die Trainerfrage zu stellen. Seinem Coach aber wurde sie permanent gestellt, anfangs in Sachen Verlängerung des Vertrages, später in der Erwartung, er möge die eigene Tauglichkeit bewerten. Warum hat man ihn mit diesem Thema Woche für Woche alleine gelassen?

Svensson und Schwarz: Selbst ihre stärksten Kritiker

Was Svensson und Schwarz typmäßig sicherlich eint, ist die Tatsache, dass keine Kritik oder Analyse von außen härter mit ihnen umspringen kann als jene, die beide im Inneren selbst anlegen. Das Gefühl, vollumfänglich für eine Situation verantwortlich zu sein und in einer Krise immer wieder zuerst und mit voller Härte bei sich selbst anzusetzen, kann lähmend sein. Es ist eine Lähmung, die sich bei beiden Trainern in der Schlussphase ihrer Tätigkeit bei Mainz 05 beobachten ließ – und aus der ihnen nicht herausgeholfen wurde.

Am Ende alleine gelassen? Ex-Trainer Bo Svensson vorm Pokalspiel. (Screenshot: M05)

Natürlich kann man in beiden Fällen auch trefflich darüber streiten, ob die Trennungen nicht notwendig waren, ob neue Impuls nicht doch hilfreich sind, ob die These von einem Mainzer Weg, der beinhaltet, gemeinsam in die Krise hinein und aus ihr herauszugehen im heutigen Fußball einfach keinen Platz mehr hat. Man kann sich dann aber auch fragen, was die Identität eines Clubs wie Mainz ausmachen soll, wenn nicht diese inneren Besonderheiten. Und auf diese Frage sollten die Verantwortlichen möglichst ein paar Antworten finden. Denn wenn selbst Bo Svensson, der sich seit 16 Jahren als 05er versteht, der den Verein mit jeder Faser seines Wesens lebt, der ihn aus einer schier unmöglichen Situation im Winter vor drei Jahren gerettet hat, wenn also selbst dieser Trainer und Mensch im erweiterten Umfeld des Clubs in der ersten ernsthaften Krise seiner Amtszeit so wenig Kredit hat, wie zuletzt zu beobachten war: Wer hat hier dann überhaupt noch über eine guten Tag hinaus Kredit?

Und natürlich spielt die Frage nach diesem Kredit eine Rolle für das, was passiert ist, denn es braucht nun wirklich niemand glauben, dass ein Trainer zurücktritt, der spürt, er ist getragen im Vertrauen und es gibt eine Basis für den gemeinsamen Weg aus der Krise.

Woher soll die notwendige positive Wucht kommen?

Als Christian Heidel im Dezember 2020 zurückgekehrt ist zu 05 hat er offen darüber geredet, wie verändert er das Umfeld des Clubs wahrnehme. In seiner Amtszeit seither betont er ab und an, die Fans hätten sich wieder hinter 05 versammelt, er nehme in der Stadt eine ganz andere Stimmung hinsichtlich des Vereins wahr. Am Montag bei der Mitgliederversammlung bedankte er sich sogar für das gute Gespür der 05-Anhänger*innenschaft in der schwierige Situation. Das klang da schon, als sei der Wunsch Vater dieses Gedankens. Der Vergleich zur Lage des Vereins kurz vor der Trennung von Schwarz wurde an jenem Abend auch gezogen, allerdings von Fanseite. Die Verantwortlichen selbst können ihn vielleicht nicht ziehen, weil sie damals nicht in Verantwortung waren und sich die Vorgänge im Nachhinein womöglich nicht erarbeitet haben. Anders jedenfalls ist nur schwierig zu erklären, wieso niemandem die Parallelen aufgefallen sind, als die Sache noch zu retten gewesen wäre.

Nach der Trennung von Schwarz haben es die Spieler um Kapitän Danny Latza damals geschafft, sich aus dem Gefühl der Ohnmacht zu befreien, ihren Trainer komplett im Stich gelassen zu haben – und eine kurzzeitige Leistungsexplosion hingelegt. Langfristig war die Trennung von Schwarz dennoch der Auftakt in eine in der 1. Liga beispiellose Vereinskrise im Innen und Außen, die erst gestoppt wurde, als Christian Heidel, Martin Schmidt und Bo Svensson wieder zu Mainz 05 kamen. Damals war es die ungebremste Euphorie über die Rückkehr der drei Identifikationsfiguren, von der die Kraft ausging, diese schier ausweglose Krise gemeinsam zu meistern.

Wovon genau soll eine ähnliche positive Wucht, die ja zweifellos nötig ist, jetzt ausgehen? Es ist eine Frage, auf die Antworten besser gestern als heute gefunden werden müssen. Ebenso wie auf diese: Wenn die Ansage lautet, der Verein steht über allem und allen – was ja nicht falsch ist: Wofür genau möchte Mainz 05 in Zukunft stehen?

WM-Aus der DFB-Frauen: Vergleiche zur Unzeit

Das historisch frühe Aus der deutschen Nationalelf bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland ist extrem schmerzhaft. Die öffentlichen Reaktionen sind es allerdings auch.

Es hatte sich im Vorfeld der WM schon eine unheilvolle Sicht aufs Turnier angekündigt, als es plötzlich vielfach hieß, die Frauen sollten in Australien „den deutschen Fußball retten“. Oder: Man wolle doch mal sehen, ob sie es besser hinbekommen würden, als zuletzt die Männer: Vorrunden-Aus in Russland und in Katar, Vorrunden-Aus bei der U21. Das müssten die Frauen besser können. Nicht?

Die WM als schmerzhafte Erfahrung. Aber an Alexandra Popp hat das frühe Aus ganz sicher nicht gelegen … (Foto: IMAGO / Eibner)

Selbstverständlich ist der Anspruch des Teams, das da nach Australien gereist ist, eine Vorrunde zu überstehen. Übrigens völlig unabhängig von deren Besetzung. Aber wieso müssen sich die Spielerinnen in Sachen Leistung plötzlich permanent mit den Männern vergleichen lassen, auch von denen, die in Sachen Geld und Strukturen gerne betonen, Vergleiche führten nirgendwo hin?

Immerhin, der – sportlich sicher zu hoch ausgefallene – 6:0-Sieg gegen Marokko im ersten Spiel ließ eine Welle der Euphorie durch deutsche Wohnzimmer schwappen. Die ja geteilt sind in Sachen Fußball der Frauen: Da sitzen einerseits Fans, deren Begeisterung über Jahre quasi mitgewachsen ist, zum anderen jene, die sich haben anstecken lassen von den tollen Spielen bei der Europameisterschaft in England.

Begeisterung ist viel mehr als ein Hype

Die Reaktionen auf das erst ein Jahr zurückliegende Turnier zu verkürzen auf einen „Hype“ um den Fußball der Frauen ist falsch und schädlich, zumal dem Begriff in Sachen Wortbedeutung immer auch die Unterstellung einer Übertreibung innewohnt. Die Fußballerinnen haben hier in Deutschland aber mit der EM 2022 und weltweit gesehen – Stichwort US-Team – auch schon mit der WM 2019 lediglich begonnen, Früchte zu ernten, die über sehr lange Zeiträume gereift sind.

Sie tun das gegen enorme Widerstände, das gilt sowohl historisch, als auch noch in der Gegenwart (und wiederum für viele Länder gleichermaßen). Es ist wichtig, diese Tatsache in die aufkommende Häme nach ihrem Ausscheiden hinein wieder und wieder zu betonen. Wer die derzeitige Debatte verfolgt, könnte leicht auf die Idee kommen, mit dem Aus des DFB-Teams in der Vorrunde sei ein übermäßig gepampertes Projekt gescheitert. Nichts ist ferner von der Wahrheit.

Denn ja, es spielt bis heute eine Rolle, dass es Frauen innerhalb des DFB von 1955 bis 1970 verboten war, Fußball zu spielen. Sie haben in dieser Phase parallele Strukturen gebildet, Menschen für sich begeistert, für ihre Belange gekämpft. Der DFB hat sie halbherzig unter sein Dach geholt, damit sie nicht ungehindert wachsen, ihnen die Spielzeit verkürzt und monatelange Winterpausen eingeführt. Diese doppelte Blockade wirkt nach. (Für die Situation in anderen Ländern empfehle ich diese Lektüre.)

Wer wollte bestreiten, wie fabelhaft sich die Männer in der Zeit, unter stetiger Förderung, entwickeln konnten? Debatten wie jene um Equal Pay und Equal Play sind deswegen kein kurzfristiges Phänomen aufgrund einer guten EM, sie sind vielmehr überfällig und kommen nun Verband für Verband mit einer Generation von Spielerinnen zusammen, die sie mutig auf den Plan bringt.

Mangel an den elementarsten Strukturen

Dem Fußball der Frauen mangelt es weiter an den elementarsten Strukturen. Das beginnt schon im Nachwuchs, wo Leistungszentren wie bei den Jungs nicht bloße Zukunftsmusik sind, sondern fast schon wie Science-Fiction klingen. Mal ganz abgesehen davon, in wie vielen Regionen es für Mädchen gar keine Angebote gibt, sie als Kinder mit den Jungs spielen – und dann aus dem System fliegen, stundenlange Fahrten auf sich nehmen müssen oder aufhören.

Dass die schlechteren Ausbildungsmöglichkeiten, Versorgungen und medizinischen Strukturen eng mit dem hohen Verletzungsaufkommen bei den Spielerinnen zusammenhängen, ist längst zur Binsenweisheit geworden, gegen die aber viel zu wenig unternommen wird.

Wie nachrangig die Frauen weiterhin auch im DFB behandelt werden, ließ sich ganz wunderbar an der Nachfolgeregelung für Oliver Bierhoff ablesen: Rudi Völler verantwortet die Nationalteams der Männer und der U21 als Direktor, denen mit Blick auf die EM 2024 im eigenen Land besondere Bedeutung zugemessen wird. Die WM 2023 wurde einfach ignoriert.

Der strukturelle Mangel betrifft die Vereine und geht weiter beim Blick in die Ligen, ignoriert und unterversorgt in quasi allen relevanten Themen. All das liegt seit langem offen auf dem Tisch, ohne, dass viel passieren würde. Auch Sichtbarkeit bleibt ein Problem: Wer soll sich für Spiele begeistern, die wenn überhaupt meist im Pay-TV oder wackligen Streams zu sehen sind? Selbst die Übertragung der WM stand in vielen Ländern bis zuletzt auf der Kippe.

Wenn nun aber eine selbstbewusste Generation von Spielerinnen die eigene Sichtbarkeit in sozialen Medien nutzt – die für sie aufgrund der eklatanten Gehaltsunterschiede eine viel größere Bedeutung hat, als für die Männer –, wird der Vorwurf formuliert, derlei habe sie vom besseren Spielen abgelenkt. Wer Koalas häkelt, bringt demnach keine Leistung. Und wenn der DFB mit der Serie „Born for this“ endlich auch einen Fokus auf seine Frauen lenkt, heißt es, damit habe man ihre Bedeutung überhöht.

Spielerinnen haben immer Themen neben dem Platz

Gleichzeitig ist zu vernehmen, die Pleite der Spielerinnen wiege schwerer als jene der Männer, weil sie sich aufs Turnier konzentrieren konnten und nicht abgelenkt waren von Debatten wie der um die One-Love-Binde. Was wirklich witzig ist, denn anders als die überbezahlten männlichen Profis müssen die Frauen sich immer parallel zum Fußball mit anderen Dingen beschäftigen, allein schon, weil die meisten von ihnen nur vom Sport nicht leben können.

Und wenn doch, dann nicht über ihre Zeit als Spielerin hinaus.

Diese „Argumentation“ übersieht zudem, dass Themen wie die Frage nach der Übertragung der Spiele natürlich ebenfalls hineinwirkten in das Team. Oder dass sich die Spielerinnen bewusst für jene Binde entschieden haben, die mahnt vor Gewalt gegen Frauen. Das ist nicht einfach so passiert, sondern aus dem Bewusstsein heraus, was diese vielfach erleben müssen. Es ist keine Symbolpolitik, sondern zeigt ein Bewusstsein für Verletzlichkeit in einer männlich dominierten Gesellschaft.

Zur intensiven sportlichen Aufarbeitung des Turniers gehört Kritik an den teils rätselhaften Leistungen nicht nur dazu, sie ist auch wichtig. Doch sie sollte eben nicht passieren, ohne zugleich die Strukturen anzusprechen. Denn wie weit die DFB-Spielerinnen unter den mangelnden Voraussetzungen in all den Jahren immer wieder gekommen sind, ist das eigentlich Erstaunliche. Dies gilt übrigens auch nach wie vor: Die U19 ist gerade fast unbemerkt von der größeren Öffentlichkeit Zweite bei der EM geworden.

Es ist aberwitzig, nun so zu tun, als ob die noch sehr neue Gleichstellung in Sachen Unterkünften und Vorbereitung rund um große Turniere alles aufwiegen würde, was in den Jahren zuvor versäumt worden ist. Wer gerade jetzt anfängt, den Fußball der Frauen mit jenem der Männer zu vergleichen – oder gar gleichzusetzen – beteiligt sich an einer wichtigen Debatte allenfalls populistisch.

Schwimmbaddusche

Unter der Schwimmbaddusche
sind die Körper
aller Frauen
genau richtig.
Die alten und jungen
die großen und kleinen
die weichen und muskulösen.
Unter der Schwimmbaddusche
wogt ein Meer aus Brüsten
zart und mächtig
spitz und flach
hängend und aufrecht
in friedlichem Einklang.
Unter der Schwimmbaddusche
grüßen Stimmen
so freundlich
wie Schweigen
hängen Gedanken
neben Träumen
in der schwülen Luft.
Unter der Schwimmbaddusche
verschwimmen Grenzen
verschwindet Scham
ist alles ein großes Wir
hier drinnen
die wir das Geheimnis des Beckens teilen
da draußen
und davon, was passiert
wenn unsere Herzen
unter Wasser
die Luft anhalten.
Unter der Schwimmbaddusche
sind alle Körper
genau richtig
genau glücklich.

Die Worte, die bleiben

Manchmal bin ich mir nicht sicher, welche Erinnerungen an dich echt sind und welche aus der Sehnsucht und dem Vermissen der Jahre ohne dich entstanden. Dann frage ich mich, was das eigentlich heißt: echt. Die Bilder, Geräusche und Düfte, die in mir aufsteigen, wenn ich an dich denke, sorgen schließlich dafür, dass meine Liebe für dich nach all der Zeit nicht ins Leere läuft. Dass es etwas gibt, woran sie sich festmachen kann, woran ich mich halten kann, auch wenn du schon so lange fort bist.

Viele Erinnerungen sind schemenhaft, manche nicht mehr als ein Gefühl. Andere sind voller Bilder und oft sind du und meine kleine Schwester darauf zu sehen. Ihr wart euch sehr ähnlich, denke ich, und dass dir die Verbindung zu ihr deshalb besonders leichtgefallen ist.

Als du 50 geworden bist, sind wir als Familie zusammen in den Urlaub geflogen. Vier Erinnerungen haben sich mir eingebrannt, eins: Ich habe zum ersten Mal Flip-Flops, sie sind pink und ich verliere einen, als ich völlig naiv eine vierspurige Straße überquere, um schnell zum Hotel zu kommen. Der Teer ist unfassbar heiß unter meinen Füßen und ich kann Bilder abrufen, in denen der verlorene Schuh an der Straße festschmilzt, auch wenn ich weiß, das ist so nie passiert.

Zwei, die permanenten Streitigkeiten zwischen dir und Mami, beiderseitig getrieben von einer heftigen Eifersucht, die wir Kinder nicht begreifen können. Ihr schleicht umeinander wie Tiere, schreit wütend und stehlt euch aus dem Hotelzimmer. Dazwischen Versöhnungen, die ebenso verwirrend sind in ihrer Wucht wie die Auseinandersetzungen zuvor und danach.

Drei, Nina lernt schwimmen. Sie hat unglaubliche Angst vor dem Meer und fängt jedes Mal an zu brüllen, wenn du mit ihr am Strand auch nur in die Nähe des Wassers gehst. Als wir alle es schon aufgegeben haben, verliebt sie sich beim Abendspaziergang auf der Promenade in eine absurd hässliche Schwimmweste. Du versprichst, sie ihr zu kaufen, wenn sie es ins Meer schafft.

Noch am selben Abend müssen wir zurück an den Strand. Nina, besessen von der Weste, sitzt auf deiner Hüfte, die Arme fest um deinen Hals geschlungen. Sie brüllt, aber immer, wenn du stoppst, fordert sie unter Tränen, dass du weiter ins Wasser gehen sollst. Bis deine Hose nass ist und dein Hemd, ihre Füße und Knie – da hört sie plötzlich auf zu schreien, stattdessen strahlt sie, du strahlst auch und euch umgibt wieder dieser besondere Glanz.

Vier, wir verlassen Disney Land. Ich habe keinerlei Erinnerungen an den Tag im Freizeitpark, nur an diesen Moment des Abschieds, und dass mir plötzlich einfällt, ich möchte einen Goofy aus Plüsch haben, unbedingt. Zu spät sagt ihr, wir gehen jetzt, erklärt ihr, das hättest du dir früher überlegen müssen. Und ich trotte im Griff der müden Enttäuschung hinter euch her und sage keinen Ton. Da drehst du plötzlich ab, trabst vorbei an dem Mann mit den knallbunten Luftballons, entgegen der Laufrichtung aller Menschen um uns herum – und bist verschwunden.

Gerne würde ich erzählen, wie du wieder aufgetaucht bist mit dem Goofy in der Hand und ich mich gefreut habe, aber der Moment ist mir verloren. Ich weiß nicht, ob ihr Erwachsenen euch darüber gestritten habt, Nina eifersüchtig war, du mir das Plüschvieh erst im Hotel gegeben hast. Aber ich spüre noch die Wärme, die in mir aufgestiegen ist, als du inmitten der Menschen auf dem Absatz kehrtgemacht hast und etwas in mir ahnte, du tust das für mich.

Ich habe mich schon oft gefragt, wieso dieser Urlaub so viel Raum einnimmt in meinem Erinnern, wie ein Film, der gar nicht mal so gut ist, aber einem im Regal immer wieder in die Hände fällt. Die Wahrheit ist, ich wollte erst zwei Gegebenheiten erzählen, dann fiel mir eine dritte ein und eine vierte, nun tanzen immer mehr Bilder vor meinen Augen. Die Muschelketten, die wir Mädchen trugen. Die Hitze nachts im Zimmer. Der Pool. Die Blumen im Hotelgarten, groß und pink, vor denen wir Fotos machten.

Vielleicht stehen diese zwei Wochen für das Ende von etwas und auch für einen Anfang, so ist das schließlich immer. Oder vielleicht haben sie keine besondere Bedeutung und es sind ihre bunten Bilder und fremden Gerüche, die sie so fest in meiner Erinnerung verankert haben. Auf manchen haben weder du noch Mami ein Gesicht, seid ihr bloß Schatten. Nur Nina, die sehe ich immer. Nina und die Blumen, dieses verdammte Pink, das ganz Florida eingefärbt hatte.

Wie das Kleid, das ich auf meinem Lieblingsfoto von uns trage, von dem ich nicht mal weiß, wieso es mein Lieblingsfoto ist, denn wir besuchen dich im Krankenhaus, wenige Monate vor dem Urlaub. Du sitzt in deinem blauen Bademantel im Rollstuhl, was wir Kinder nicht begreifen, schließlich ist doch dein Herz krank und nicht deine Füße. Ich war so froh, dich zu sehen. Etwas schien für immer verändert, nicht durch die Krankheit, sondern weil du plötzlich Eis essen wolltest, jede Menge Eis, das wir dir in großen Bechern brachten und mit dir teilten.

An dieses Foto denke ich, wenn ich an dich denke, nachdem der alte Urlaubsfilm sich abgespult hat und dann denke ich an das letzte Foto mit dir. Du trägst darauf ein Hemd, das dir nicht passt, Nina und ich habe es dir gerade zu Weihnachten geschenkt. Es ist zu klein, aber du tust so, als fiele es dir nicht auf, du ziehst an den Knöpfen, um sie zu schließen, dann machen wir ein Foto und du lachst.

Auf beiden Bildern, im Krankenhaus und an Weihnachten, sind wir zu dritt. Wir Kinder rahmen dich ein, Nina links, ich rechts, das ist mir bis eben nie aufgefallen. Beide Fotos sind entstanden in Phasen mit großem Kummer und Angst davor, was kommen würde. Es waren keine frohen Tage, doch es sind glückliche Bilder, irgendwie, weil wir zusammen sind, einander noch halten können, für einen kleinen Moment, denn nur wenige Wochen nach dem zweiten bist du gestorben.

Vier Erinnerungen. Eins, dein warmes, atmendes Gesicht im Türrahmen deines neuen Zuhauses, der gewisperte Dank, die Umarmungen, du nennst mich Mädel, das hast du lange nicht. Zwei, das Telefonat wenige Tage später, nur durch ein Missverständnis, deine vertraute Stimme, dein Lachen, die Witze, die du seit Jahren wiederholst. Zwischendurch Ernsthaftigkeit, Tränen und geflüsterte Entschuldigungen. Ich habe so viel zu sagen, du hast so viel zu erzählen, wir hören einander zu und haben alle Zeit der Welt, denken wir.

Drei, der Anruf, der mir dein ewiges Schweigen verkündet, fallen, ohne aufzukommen. Vier, deine kalte Hand, meine, warm und hilflos, auf deinem vertrauten Gesicht. Wie verabschiedet man sich zum letzten Mal, wo gehen all die Worte hin, die nicht gesprochen wurden.

Ich denke nicht mehr jeden Tag bewusst an dich – und doch vergeht kaum ein Tag, ohne dass du mir irgendwie begegnest. Meist macht mich das froh, nur manchmal vermisse ich dich noch mit solcher Wucht, dass es mir die Luft nimmt, wache ich auf aus Träumen einer Begegnung, die es nicht geben wird, formuliert mein Herz Worte, die meinen Mund nie verlassen, weil du sie nicht hören kannst.

Vermissen ist wie erinnern, verwirrend und schön, nicht greifbar und doch irgendwie tröstlich. Im Erinnern und Vermissen kann ich Zeit mir dir verbringen, nicht so, wie es einmal war, aber so, wie es nun mal ist. Ich überlege an solchen Tagen manchmal, ob ich deinen Lieblingskuchen backen soll, an einen Ort fahren, den du mochtest oder Spatzen beobachten, die hattest du gern.

Am Ende erinnere ich dich immer in Worten. Vielleicht sind es die, die nicht gesprochen wurden. Und die, die ich dir nicht mehr sagen kann, nicht so, wie es einmal war, nur so, wie es nun mal ist. Alles Gute zum Geburtstag, Paps. Ich hab dich lieb.