05-Liebe (8) | Für eine Beziehung mit Charakter

Das hier ist für alle, die FÜR etwas sind – nämlich unsere 05er –, und die das auch zeigen möchten. Lasst uns das Netz mit ganz viel Liebe für den Verein fluten. Lasst uns laut sein gegen die negative Stimmung. Lasst uns wieder fest zusammenstehen. #05liebe

Fahne

Hat sich schon mal jemand Gedanken gemacht, warum die Situation im 05-Umfeld gerade ist, wie sie ist? Der eine Teil fordert den Kopf des Trainers, der andere den Kopf des sportlichen Leiters. Die Fans gibt es nicht, denn da sind plötzlich die Schwarz-Fanboys, die Facebook-Nörgler, die Modefans, die immer störenden Ultras, 5000 Leute, die schon bei einem 3000er Schnitt am Bruchweg immer da waren und die, die einfach gar nicht mehr kommen – oder nur gegen Bayern. Und in der ganzen Gemengelage bewegt sich irgendwo der Verein und versucht, nirgendwo anzuecken, was aufgrund der sportlichen Situation eher nicht so leicht ist. Das führt alles zu einer sehr explosiven Mischung, die in einer Vollkatastrophe und der Bedeutungslosigkeit enden kann.

Ich hatte gerade die Tage ein interessantes Gespräch, in dem wir festgestellt haben, dass es mit einem Verein doch wie in einer Partnerschaft ist. Ist das Gegenüber schillernd, makellos und toll anzusehen, ist es erst mal einfach, etwas daran zu finden. Aber was ist, wenn hinter der Optik nicht mehr steckt? Man keine Gemeinsamkeiten hat, unterschiedliche Interessen – und man nicht reden kann? Will man mit so jemanden sein ganzes Leben verbringen oder bleibt sowas nicht eher ein kurzes Vergnügen? Und zieht man mit einem so makellosen Äußeren nicht auch genau die Menschen an, denen es nicht besonders ernst ist, die nur mal ihren Spaß – oder eine Trophäe – wollen? Aber vor allem, ohne dieses Mehr: Wie geht man mit Konflikten um, die es in jeder Beziehung mal gibt. Schmeißt man gleich alles hin und geht getrennter Wege?

Schals

Ich glaube, genau das ist es, was aktuell passiert. Über Jahre hinweg wurde ein sehr perfektes Image gepflegt. Jeder Konflikt wurde vermieden beziehungsweise umgangen. Die Besonderheiten beziehungsweise der Charakter wurden nicht herausgestellt, und was geblieben ist, ist ein Verein, den man sich gerne mal anschaut – aber nur, wenn einem danach ist und solange man ihn sexy findet. Zumindest geht es vielen so. Damit wird sich ja gerne gerühmt: In Deutschland gelten wir als sympathisch! Aber das ist eben nur die Fassade.

Verbringt man jeden (Spiel-)Tag mit dem Verein, merkt man schnell, dass der Charakter fehlt oder verloren wurde. Die Ecken und Kanten, die eben den Reiz ausmachen, sind nicht mehr zu sehen. Der Verein in seinem Schönheits- und Schlankheitswahn hat vergessen, dass die inneren Werte mehr zählen als die Außendarstellung. Hätte man jetzt eine intensive und belastbare Beziehung, würde man zusammen diese Krise durchstehen. Man könnte sich ehrlich die Meinung sagen und würde dann schauen, wie man es gemeinsam hinbekommt.

Fahnen Abend

Aber viele sind nur mit dem Verein zusammen, weil er die ganze Zeit so schön und hipp war. Und da stören so Abstiegskampfpickel natürlich. Und statt dann einzusehen, dass man lieber auf die Menschen zählt, die einen wegen der inneren Werte lieben, gibt man die Zicke und legt einfach eine dicke Schicht Make-Up auf. Doch wie eingangs erwähnt, sowas ist nicht von Dauer und bei jeder Kleinigkeit wird die Partnerschaft infrage gestellt.

05 muss dringend wieder Charakter bekommen, damit sich wieder Fans mit Charakter in diesen Verein verlieben können. Das geht aber nur, wenn man seinen Weg geht, auf die richtigen Freunde hört – aber diese Freunde dann auch helfen müssen! Auf dem Weg wird man einige Leute verlieren. Falsche Partner und Freunde werden den Weg nicht mitgehen. Aber am Ende ist man authentisch, wenn auch sicher nicht für jeden perfekt. Doch man wird wissen, was man aneinander hat. Und das befähigt dazu, wieder Großes zu leisten…

[Text: Alex Schulz | Fotos: Christoph Kessel]

05-Liebe (7) | Krebbel in der Fastenzeit & Latza-Festspiele

Das hier ist für alle, die FÜR etwas sind – nämlich unsere 05er –, und die das auch zeigen möchten. Lasst uns das Netz mit ganz viel Liebe für den Verein fluten. Lasst uns laut sein gegen die negative Stimmung. Lasst uns wieder fest zusammenstehen. #05liebe

Das Netz mit #05liebe fluten hat die Wortpiratin gesagt. Meine hier geht durch den Magen.
#Kreppelzeit = #05erZeit
#nurderFSV
#Mainz05
#geMAINZam
#kämpfenundsiegen denn #Mainzbleibt1
#1905FinaleBerlin
[Th0ma5]

Th0ma5_twitter.com 05erTom

18. August 2003. Meine Schwestern und ich fahren spontan zum Spiel gegen den 1. FCN. Ausverkauft. Unterschiedliche Mainz-Fans schenken (!) uns Karten. Die Ordner lassen uns alle in den gleichen Block. Das erste YNWA. Da Silva schlenzt zum 1:0.
Die Humba! Ich war verliebt!
#05liebe
#dasistmainz
[Lou]

In den 70igern wollte ich unbedingt ein Spiel im Stadion sehen und mein Papa (kein Fußballfan) ist mit mir zu einem Pokalspiel gegen St. Pauli – damals Erstligist – zum Bruchweg. Wir haben gewonnen und es war um mich geschehen.
#Mainz05
#nuraufVatersSchultern
#05liebe
[E. Niemer Kronenburg]

05-Liebe (6) | (Fußball ist…) Gut gegen Heimweh

Wenn ich an Mainz 05 denke, dann denke ich an meine Kindheit. Wie ich im alten Bruchwegstadion auf rotsandiger Tribüne stehe. Dort Spieler wie Charly Mähn gegen Eintracht Bad Kreuznach oder Hassia Bingen anfeuere und mich auf die heiße Brotworscht in der Pause freue. Auch an spätere Zweitligazeiten, als ein gewisser Wolfgang Frank taktisches Neuland beschreitet und – was ich damals noch nicht weiß – den Grundstein für eine Dimension legen sollte, die ich nie für möglich gehalten hätte, vielleicht höchstens mal davon geträumt habe.

Ronald und Stend

Machen wir einen mittelgroßen Zeitsprung ins Jahr 2007. Ich bewege mich damals erstmals von meiner rheinland-pfälzischen Heimat weg nach Osthessen. Nach Hessen? Hessen? Hier sind an Autos überall diese roten Adler befestigt. Und dazwischen steht ein noch nicht angemeldetes Mainzer Auto mit 05-Aufkleber. Und da kommt schon einer und sagt anerkennend zu mir: „Endlich mol en gescheite Club.“ Muss wohl en Offenbacher sein, denk ich mir.

Recht schnell merke ich, wie weit Mainz 05 weg ist. Ich hänge immer noch am Verein. Ich gehe immer noch hin. Jetzt vielleicht sogar noch mehr als vorher. Ich war nie permanent dort, aber immer wieder. Um Höhen und Tiefen mitzubekommen. Der Verein hat sich verändert. Er ist moderner geworden. Wenn ich jetzt hingehe, sehe ich viel Neues. Und mache auch viel Neues. Mit 49 Jahren fange ich an, auswärts mitzufahren.

Eintracht im Pokal

Auswärts? Habe ich früher nie gemacht. Himmel, ich bin heutzutage „bekloppter“ als früher. Und warum? Weil mir jedes Mal, wenn ich jetzt hinfahre, der Club auch ein Stück Mainz zurückbringt, das ich am Ende des Tages mit nach Osthessen nehme. Die Schulterklopfer von Leuten, die ich mit Namen oder auch ohne kenne, sind geblieben. Man kennt sich. Auch das unterscheidet Mainz von vielen anderen. Und deshalb liebe ich Mainz noch immer. Vielleicht sogar mehr als früher….

[Text und Bilder: Ronald Willms]

05-Liebe (5) | Uns’re Waffe ist der Gesang

Das hier ist für alle, die FÜR etwas sind – nämlich unsere 05er –, und die das auch zeigen möchten. Lasst uns das Netz mit ganz viel Liebe für den Verein fluten. Lasst uns laut sein gegen die negative Stimmung. Lasst uns wieder fest zusammenstehen. #05liebe

„Mainz 05 ist anders.
Mainz 05 heißt Spaß
Wir scheißen auf die Kohle
Und scheißen auf den Hass

Hehe Mainz 05 uns’re Waffe ist der Gesang
Wir für euch und ihr für uns
Wir haben diese Kraft zu siegen!“

So sang, oder besser krächzte, die Band BILDungslücke einst zusammen mit dem „schlauen Rolf“ ins Mikrofon. Ziemlich knapp und überdeutlich wurde so das Gefühl von Mainz 05 vertont, die gewonnene Identität des Besonderen unters Fanvolk gepunkt. Wir sind anders, als die anderen Vereine! Wir Fans sind das Event!

Weil man auch in schwierigen Zeiten mit positiven Gedanken in die Zukunft schauen muss! geMAINZam Stark! ❤ (Foto: Jannis Mörsdorf)

Weil man auch in schwierigen Zeiten mit positiven Gedanken in die Zukunft schauen muss! geMAINZam Stark! ❤ (Foto: Jannis Mörsdorf)

„Ob wir gewinnen, oder verlieren, wir werden immer zu dir steh’n!“ heißt es in einem Lied der Szene. So sollte es sein! Überschwemmt von Eventies und geblendet von unerwarteten Zwischenhochs tritt dieses Credo derzeit allerdings immer weiter in den Hintergrund. Leider. Dabei wird nimmermüde von offizieller Seite mahnend erwähnt: „Vergesst nicht, wo wir herkommen!“

Das ist der Punkt! Dieser Satz ist eine Mutter aller Missverständnisse! Gemeint ist nämlich nicht die Herkunft des Vereins aus den Niederungen der 2. Liga, sondern vielmehr die Frage: Wo kommen wir Fans her? Was bedeutet es, Fan von 05 zu sein? Und auch hier finden wir die Antwort im musikalischen Bereich, denn als Mainz 05 die Vorrunde der 2. Liga wieder einmal auf einem Abstiegsplatz beendete, abgeschlagen vom Rest des Feldes, so, dass niemand mehr einen Pfifferling auf sie gesetzt hatte, erschien die Mainzer Funpunk-Band „Die Frohlix“ im Aktuellen Sportstudio und sang lauthals ein: „Aufstieg jetzt!“

Das ungläubige, fassungslose Lachen des Publikums wich schon bald der puren Verwunderung, denn in der kommenden Rückrunde sicherte sich Mainz 05 nicht nur den Klassenerhalt, sondern schloss die Serie gar als bestes Team ab. Der Rest ist Vereinsgeschichte. Aber genau aus diesem Selbstverständnis der Fangemeinde, das sagte „Hey, wir sind der kleine Verein aus der Fußballdiaspora, aber wir können feiern und Party machen, selbst wenn uns das Wasser bis zum Hals steht!“, aus diesem und mit diesem Selbstverständnis waren und sind wir 05er etwas ganz Besonderes.

Lasst uns das nie vergessen. Und alle Spieler fortan (vielleicht von Hanno Balitsch mal abgesehen) wurden sofort in den Bann dieser Atmosphäre gezogen und motiviert, für diese Verrückten das eine oder andere Prozentchen mehr zu gehen. Wir sind der zwölfte Mann, Freunde! Lasst uns unseren Job wieder ernst nehmen und mit dem Team nicht gegen das Team zu kämpfen. Denn wie sang schon Dogman? „Wir sind Mainz 05 – alles andre ist der Rest der Welt!“

[Text: Michael Herzog]

05-Liebe (4) | Mit Niederlagen leben lernen

Das hier ist für alle, die FÜR etwas sind – nämlich unsere 05er –, und die das auch zeigen möchten. Lasst uns das Netz mit ganz viel Liebe für den Verein fluten. Lasst uns laut sein gegen die negative Stimmung. Lasst uns wieder fest zusammenstehen. #05liebe

Zu Beginn der Fußballliebe häufen sich, wie zu Beginn jeder Liebe, die ersten Male. Denen, Hermann Hesse und so, eben ein ganz besonderer Zauber innewohnt – etwas, das nie wiederkommt; eine Magie, die schwer in Worte zu fassen ist. So weit, so Poesiealbum. Ein erstes Mal, das 05-Fans gleich welchen Alters im August 2011 erleben können, ist der Besuch der neuen Arena. Für den Zauberneffen fällt der erste Abstecher in die Bretzenheimer Felder auf einen Nachmittag im September, an dem die TSG Hoffenheim in Mainz gastiert.

Eigentlich fängt der Tag gut an, die Sonne brennt auf die Felder und bald gleicht die allgemeine Gesichtsfarbe dem Anstrich des Stadions. So aufgehitzt wie knallrot, so aufgeregt wie glücklich, nuckeln wir bei 30 Grad Plus an unserem kühlen Colaeis und freuen uns auf das Spiel. Im Stadion, das wie ein Ufo vom Mars im satten Gold der Getreidefelder thront, die völlig berechtigte Nachfrage: Wer sind wir, sprich, welche Trikotfarbe ist heute unsere – rot!

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Beim ersten Tor noch kurze Verwirrung, wer hat’s geschossen? Nein, nicht wir, die anderen. Das zweite braucht dann keine Erklärung: „Gell, das waren wir nicht“, erkennt Jakob, sichtlich betrübt, als der Elfer im Tornetz zappelt. Es ist vielleicht sein viertes Heimspiel, bislang haben die Mainzer Buben in seiner Anwesenheit noch jeden Kick gewonnen, heute sieht es bislang nicht danach aus. Und die ungewohnte Situation der drohenden Niederlage schlägt dem Kind spürbar aufs Gemüt, er ist quengelig und unleidig, zoppelt und zerrt an den Umstehenden und mosert – kurz: Er verhält sich so, wie man es selbst gerne täte, hielten einen die verdammten Umgangsregeln nicht davon ab.

Es fällt das 3:0, Jakob weigert sich, auf der Box zu stehen, die ihn in die richtige Höhe bringt, um das Spiel zu sehen. „Was ist denn los?“, die Frage kommt von mir, ebenso wie von einigen Umstehenden, die offenbar einen Hitzeschlag vermuten. Der Zwerg stampft, Tränen der Wut in den Augen, mit den Füßen auf: „Ich will nicht verlieren!“, erklärt er leidenschaftlich und setzt die Frage nach, die jeden Fan ein Leben lang begleitet: „Wieso machen die nichts?“ Gute Frage, nächste Frage. Dazu die trotzige Feststellung: „Ich gehe erst heim, wenn wir gewonnen haben.“ Mh, ja, das könnte ein langer Nachmittag werden.

Und schließlich fällt das nächste Tor, Jakob springt auf, klatscht in die Hände, strahlt: Ein Tor, schau nur, ein Tor: für uns. „Äh, ne, das war für Hoffenheim.“ Ungläubigkeit, Wut, noch mehr Trotz: „Aber es war doch einer im roten Trikot.“ Mhm, ja. Es ist dies die bittere erste Lektion in Sachen Eigentor. Das Spiel taugt mittlerweile wirklich nur noch, um Verkettungen der ungünstigsten Möglichkeiten zu erläutern.

Am Ende steht es also 4:0 für die SAP-Jünger, das Kind futtert nach dem Spiel den kompletten Kühlschrank leer mit der Erklärung: „Immer, wenn wir verlieren, habe ich so Hunger“ – was, angesichts des Saisonverlaufs bis zu diesem Zeitpunkt, allenthalben Ernährungswissenschaftler auf den Plan rufen sollte.

Am Ende, müde, aber doch halb versöhnt, offenbart sich, dass auch ein solcher Grottenkick wieder dazu beiträgt, das Spielverständnis voranzutreiben. „Weißt du“, erklärt Jakob, „ich bin jetzt sehr traurig. Aber das Gute ist, die Fans von der anderen Mannschaft, für die ist es ein schöner Tag.“ Woher soll ein Fünfjähriger auch wissen, dass Hoffenheim keine Fans hat…