Es ist nicht ungewöhnlich für Coach Bo Svensson, dass er auf Themen aus länger zurückliegenden Pressekonferenzen zurückkommt, wenn diese aus seiner Sicht zu einer aktuellen Fragestellung passen. So war das auch am Donnerstag, als der 05-Trainer nach dem aktuell guten Lauf seiner Mannschaft gefragt wurde – und wohin das noch führen könne.
Mit einem kleinen Lächeln erinnert er daran, dass vor dem letzten Heimspiel gegen Augsburg das Thema noch gewesen sei, ob die Partie womöglich zum Befreiungsschlag für ihn und sein Team werden könne. Svensson hatte das damals mit einem Lachen quittiert und daran erinnert, auch nach dem Sieg gegen Bochum im vorangegangenen Heimspiel sei das Wort Befreiungsschlag gefallen – nach den Niederlagen gegen Bayern München (DFB-Pokal) und Union Berlin habe das jedoch alles schnell gänzlich anders geklungen.
Mit der Schnelllebigkeit des Business kann der Coach nichts anfangen. „Es ist meine Aufgabe als Trainer, inhaltlich zu analysieren“, war denn auch schließlich seine Antwort auf die Frage nach einem vermeintlichen Lauf. Da bleibe aus seiner Sicht festzuhalten, das Team habe sein selbst gestecktes Ziel, stabiler und konstanter zu sein, zuletzt erreicht. Hier müsse man weiterarbeiten.
Bemerkenswert war nach dem Spiel in Leverkusen sicher, was der eingewechselte Aarón Martín zu Protokoll gab: Man habe den Sieg einfach mehr gewollt als der Gegner. Klingt erstmal nach keiner besonderen Aussage, wer aber zurückschaut auf vergangene Niederlagen, wird feststellen, wie oft die 05-Spieler genau das Gegenteil festgehalten haben: Das gegnerische Team, hieß es da, habe den Sieg am Ende mehr gewollt. Es ist letztlich eine Mentalitätsfrage, wer den Extrameter geht, sich bis zuletzt aufreibt für die Mannschaft, von der Bank mit hundert Prozent Motivation in die Partie eingreift.
Die Mentalität der Mannschaft war nicht erst seit der Rückkehr von Bo Svensson an den Rhein in den zurückliegenden Jahren immer wieder mal schwankend. Bis zu einem gewissen Punkt lässt sich das nicht vermeiden, weil wir alle gute und schlechte Tage und Phasen haben. Menschlich. Schwierig wird es aber, wenn diese Phasen scheinbar bei allen Spielern im Team synchronisiert sind und nicht der eine mit besserem Lauf den anderen im Durchhängen abfedern und mitziehen kann.
Jedes Mannschaftsgefüge ist ein lebender Organismus, in dem es auf viele Kleinigkeiten ankommt. Es ist besonders der Trainer, der Weichenstellungen vornehmen kann, aber auch Führungsspieler tragen Verantwortung. Mir persönlich hat Karim Onisiwo in der Rolle als Kapitän sehr gut gefallen und ich hatte den Eindruck, er wird davon eher beflügelt, wohingegen ich mich bei Silvan Widmer das eine oder andere Mal gefragt habe, ob sie ihn womöglich beschwert. Die letzten Spiele haben zudem mal wieder gezeigt, wie wertvoll Leandro Barreiro in guter Form für sein Team ist. Über Lee ist zurecht viel gesprochen worden. Anton Stach kommt nach und nach zurück auf das Niveau vor seiner Ausfallzeit. Die Dreier- bzw. Fünferkette hat sich zuletzt sehr reibungslos gefunden.
Spannend wird vor allem, was Bo Svensson im Tor macht. Um die Entscheidung, ob er den zuletzt starken Finn Dahmen im Kasten lässt, oder den wieder genesenen Robin Zentner zurückholt, der bis zu seiner Verletzung eine ebenfalls starke Saison gespielt hat, beneide ich den Trainer nicht. Zwei so starke Keeper mit unterschiedlich nuancierten Fähigkeiten im Kader zu haben, ist je nach Situation Fluch und Segen. Allerdings haben auch andere Spieler zuletzt ungewohnte Bankzeiten in Kauf nehmen müssen und waren trotzdem ein erkennbar wichtiger Teil des Teams, jederzeit bereit, ins Feld zurückzukehren. Auch das ist eine Stärke dieser Mannschaft, die sich gerade sehr deutlich herausgebildet hat.