Corona und die Abstandsregel: Im Herzen nahe bleiben

Eigentlich würde ich von mir selbst sagen, ich bin mir meiner Privilegien sehr bewusst. Ich bin im Großen und Ganzen gesund. Ich liebe und werde geliebt. Ich habe ein Zuhause. Ich bin Teil einer Familie, die ich mit den Menschen (und Katzen…), die ich liebe, gemeinsam geschaffen habe – und Teil von einer, in die ich einst hineingeboren wurde. Ich habe wunderbare Freund*innen, einen Job, den ich gewählt habe und der mich manchmal wahnsinnig, viel häufiger aber sehr glücklich macht. Ich lebe in einem der reichsten Länder dieser Welt, hatte und habe immer Zugang zu Bildung und als weiße, heterosexuelle Cis-Frau bin ich immerhin nicht mehrfach marginalisiert. Ich kann Dinge offen ansprechen, die ich falsch finde, darf protestieren und schimpfen. Ich lebe, glücklicherweise, in vielerlei Hinsicht ein freies, selbstbestimmtes Leben. All das ist mir sehr bewusst.

Das Privileg, mit den Menschen zu leben, die ich liebe. (Fotos: privat)

Dann kam Corona und nein, dies ist kein Text gegen vermeintlich überzogene Maßnahmen in der Ausnahmesituation. Die Krise kam auf leisen Sohlen in einen Februar hinein, in dem viele von uns die Todeszahlen zu Covid-19 noch mit denen der saisonalen Grippe verglichen. Weil es zu diesem Zeitpunkt logisch schien. Sie war schon da, aber noch im Verborgenen, als zwei liebe Freundinnen von mir Ende Februar aus Amerika zu Besuch kamen. Wir haben darüber gesprochen: Who’s afraid of the virus? Not us. Wie kaum jemensch zu dieser Zeit. Prost und schau mal, wie schön alles ist, die Weinberge, Wiesbaden, das Wiedersehen.

Die Krise kam mit immer neuen, unerwarteten Wendungen. Sie kam mit der Erkenntnis, wir wissen sehr wenig und müssen viel Neues lernen, werden Fehler machen, uns korrigieren (lassen) müssen, eine Mischung finden aus Vertrauen in die, die Lösungen finden sollen und kritischer Betrachtung all jener Veränderungen, die nun herbeigeführt werden, und sei es auf Zeit.

Sie kam lange Zeit fast unbemerkt und dann mit einem großen Knall, der uns zeigte, die Krise war längst da, bloß hatten wir das nicht begriffen. Und mit dem Knall die bange Frage, was hat uns das späte Begreifen bereits gekostet? Stand heute weniger als befürchtet, aber was heißt das schon für jene, die Angehörige verloren haben, um ihren Job fürchten, für alle, die rund um die Uhr Balancen suchen zwischen Kinderbetreuung, Homeoffice und neuem Alltag. Diese Krise ist in Deutschland bislang weniger tödlich verlaufen als anderswo – und das ist gut. Dennoch trifft sie uns alle, betrifft uns, verursacht Ängste und Nöte, die gehört werden müssen.

Das Virus macht uns dabei nicht alle gleich, das ist ein Märchen. Im Gegenteil zeigt es schon bestehende soziale Ungerechtigkeiten besonders deutlich. Auch die getroffenen Regelungen betreffen uns auf unterschiedliche Weise, je nachdem, wie privilegiert wir in jenem Moment waren, als die Krise uns erreicht hat. Das zu verstehen, ist enorm wichtig, danach zu handeln unsere gemeinsame Aufgabe. Wer schon in Not war, ist nun in größerer Not.

Wenn die Zeiten seltsam werden, atmen nicht vergessen.

Was uns verbindet, ist die Notwendigkeit, Dinge neu zu lernen. Wie unser Zusammenleben sich in den letzten Wochen verändert hat, ist enorm – und natürlich auch Gegenstand von Diskussionen. Die Veränderung, die vielleicht erst mit Verzögerung ihre ganze Bedeutung entfaltet hat, ist die Abstandsregel. Seit nunmehr knapp zwei Monaten sollen wir alle zu Menschen, die nicht unserem Haushalt angehören, mindestens 1,5 Meter Abstand halten. Dieses Kontaktverbot ist natürlich schwierig zu kontrollieren, zumal im privaten Raum, was uns alle in die besondere Verantwortung nimmt, auf Abstand zu gehen.

Während die Folgen der Krise für die Wirtschaft hoch und runter beschrieben und diskutiert werden, greift die Abstandsregel in einen sehr geschützten Bereich hinein. Sie berührt uns in einem Raum, von dem wir glaubten, ihn vollkommen selbstbestimmt gestalten zu können. Und vielleicht sind die Folgen davon noch gar nicht absehbar, was es bedeutet, dass wir uns gerade körperliche Nähe auf diese Art abtrainieren. Ein kulturelles Phänomen hat sich daraus bereits ergeben: Hands up, wer nicht zusammenzuckt, wenn Leute sich im Film umarmen. Aber wird es dabei bleiben? Und wie können wir verhindern, an dieser Krise die Nähe zu verlernen?

Auch hier werden Privilegien sichtbar: Wer mit anderen zusammenlebt, kann im besten Falle Nähe erleben, kann einander in die Arme nehmen, Haut spüren, vertrauten Geruch tief einamtmen. Ich würde definitiv nicht sagen, dass ich das bislang als Selbstverständlichkeit empfunden habe. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass eine Situation eintreten kann, in der ich nicht selbst über die körperliche Nähe entscheide, die zu meinem Leben gehört, sondern diese ein Stück weit reguliert wird. Andere trifft das noch viel deutlicher: die vielen Menschen, die alleine wohnen. Ältere, die ohnehin gerade zur eigenen Sicherheit Abstand halten sollen.

Was macht es mit uns, an Geburtstagen, Hochzeiten und Beerdigungen jede Umarmung, die wir instinktiv teilen möchten, zu hinterfragen? Wie verändert es Menschen, länger nicht berührt zu werden, wie verändert es uns, in Berührungen plötzlich auch eine potentielle Gefahr zu wissen? Das Virus kennt keine Feiertage und keine Familien, keine besten Freund*innen oder einmaligen Erlebnisse. Und niemensch kann aktuell sagen, wie lange dieser Zustand noch dauern wird, wie lange Abstand Sicherheit bedeutet und körperliche Nähe auch Unvernunft und die Gefährdung von uns und anderen birgt.

Wir dürfen die Nähe in diesen Zeiten nicht verlernen, auch wenn wir momentan damit aussetzen müssen. Es ist deswegen auch nicht gut, von „Social Distancing“ zu sprechen, wie Eric Wallis alias „Wortgucker“ schon im März für Übermedien treffend geschrieben hat. Es geht nicht um soziale Distanz, sondern um körperlichen, um räumlichen Abstand.

Denn sozial ist Nähe im Gegenteil gerade besonders wichtig – und wir alle sollten all die Liebe und Zuneigung, die wir nicht in Umarmungen ausdrücken können, in Telefone flüstern, auf Postkarten schreiben, in Paketen verschnüren, in winkende Hände legen und in liebevolle Nachrichten tippen. So in Kontakt zu bleiben und einander nah, bis wir uns wieder sorglos in die Arme sinken dürfen, ist unfassbar wichtig. Im Hier und Jetzt, aber auch für die Zeit danach, weil wir die räumliche Distanz nur wieder abbauen können, wenn wir einander im Herzen nahgeblieben sind.

Fußball und Feminismus: Das Private ist politisch

Zu irgendeinem anderen Zeitpunkt hätte ich diesen Text vermutlich mit dem Satz begonnen: Heute war ein seltsamer Tag. Aber sind gerade nicht alle Tage irgendwie seltsam? Zumindest beim Blick nach draußen, in die Welt, die sich durch Corona permanent verändert. Und mit ihr die Menschen, wir alle, auf unterschiedlichste Arten und Weisen.

Also lasse ich den Satz an der Stelle sein, weil er seine Bedeutung für den Moment verloren hat. So ist das, in einer globalen Pandemie. Manche Dinge verlieren für einen Augenblick ihre Bedeutung, manche auch länger – und das ist völlig okay. Andere aber verlieren ihre Bedeutung nicht, bekommen nur durch die Pandemie sehr viel weniger Aufmerksamkeit. Und das ist leider nicht okay. Aber der Reihe nach.

Jede*r Mensch, di*er feministisch denkt und handelt, kennt den Moment, indem si*er sich die Frage beantwortet: Möchte ich das unter diesem Begriff tun? Feminist*in? Nein, ganz so verpönt wie ehemals Emanze ist der nicht, aber schon ein Kampfbegriff und vielen daher ein rotes Tuch.

Ich habe mal in einem Interview gesagt, dass ich über die Tat zum Wort gekommen bin und genau das ist damit gemeint. Irgendwann ging es aber einfach nicht mehr ohne. Wenn mich Menschen fragen, ob ich Vegetarierin bin, sage ich: „Ich esse kein Fleisch.“ Was ich mir aber (noch) nicht abgewöhnt habe, sind Gummibärchen. Das ist zu groß, um mich mit dem Wort Vegetariern wohlzufühlen. Mit dem Feminismus ist es genau umgekehrt: Irgendwann habe ich mich ohne den Begriff nicht mehr wohlgefühlt.

Das ist bislang alles nur Vorgeplänkel. Ich könnte mich dafür entschuldigen. Aber ich habe keine Lust mehr, mich zu entschuldigen. Es ist sehr befreiend.

(Gar nicht gemeint ist damit übrigens, sich Entschuldigungen in ganz konkreten Konflikten abzugewöhnen. Sie taugen nur nicht als generelle Haltung, weil alles darin verschwimmt.)

Wenn Menschen den Begriff Feminismus im Fußballkontext lesen, sorgt das bisweilen noch immer für Verwirrung. Wie passt das zusammen? Die Unsicherheit wird gern weggescherzt: „Willst du den Proleten in der Kurve Manieren beibringen, hihi?“ „Müssen wir uns jetzt auch noch im Stadion benehmen, haha?“ Schön wäre es ja. Genauso, wie ein wenig Grundbildung über Fans, deren Bild als eierkratzende, schwitzende, pöbelnde Proleten nämlich im Großen und Ganzen ziemlich aus der Zeit gefallen ist. Aber ich schweife ab.

Plötzlich gehört man also zwei Gruppierungen an, die einigen Teilen der Gesellschaft suspekt sind: Feministinnen und Fußballfans. Auch noch beides auf einmal. Da kann dem einen oder der anderen schon mal der Kopf platzen im Gespräch. Und nicht nur das. Ich für meinen Fall widme mich dem Fußball zudem als Journalistin: in der Zeitung, im Podcast „FRÜF – Frauen reden über Fußball“ und hin und wieder in meinem eigenen Blog. Da ist für manche schon die Grenze zur Zumutung überschritten.

Persönlich habe ich mich in all der Zeit mit dem Thema vor allem gewundert über so manche Reaktion. Darüber, wie wenig andere offenbar zusammenkriegen, was für mich so natürlich Hand in Hand geht. Aber letztlich ist der Blick von außen nicht mein Problem – oder doch?

An dieser Stelle wird es kompliziert, auch, weil wir mit Gewohntem brechen.

Ich habe ein Shirt und ich werde es benutzen.

Obwohl wir Frauen immer Teil der Fußballwelt waren und sich das weit in die Vergangenheit zurück belegen lässt, scheinen viele Männer den Bereich noch als eine Oase zu empfinden, in der sie gerne ihre Ruhe hätten vor den Weibern. Und auch davor, dass dieser Satz mit seiner eindimensionalen Betrachtung schon jede Menge Widerspruch auslöst. Männer und Frauen? Schwarz und weiß?

Wie stark wollen wir eigentlich themenübergreifend noch in Geschlechtern denken? Sind es nicht vielmehr männlich gelesene und weiblich gelesene Personen? Sind Zuschreibungen wie männlich und weiblich überhaupt weiterhin sinnvoll? Wo finden sich Enbys wieder, wenn in solchen Kategorien gesprochen und geschrieben wird?

Wurde es zunächst einfach kompliziert, regt sich nun bein manchen auch echter Widerspruch. Der kommt in ganz unterschiedlichen Gewändern daher. Völlige Ablehnung. Totale Zustimmung. Und dann der diffuse Zwischenraum, in dem Menschen die Wichtigkeit dieser Themen eigentlich für sich erkannt haben, aber mit ihrer Umsetzung zu kämpfen haben.

In diesem Zwischenraum bewegen wir alle uns von Zeit zu Zeit. Probleme im Umgang mit diesen Themen anzusprechen, heißt nicht etwa, selbst perfekt darin zu sein. Es bedeutet aber, sie wichtig genug zu nehmen, um etwas daran verbessern zu wollen. Auch, wenn es häufig zu metaphorisch blutigen Nasen führt, weil andere sich davon genervt fühlen.

Gendergerechter Sprache und ähnliches möchten nicht wenige Fans am liebsten von „ihrem Fußball“ fernhalten. Für andere ist der erste Affront schon, dass Frauen sich überhaupt zum rollenden Ball äußern. Sprechen wir an dieser Stelle der Einfachheit halber von Blasen – ich versuche sonst, das zu vermeiden – so habe ich natürlich keine Menschen in meiner Social-Media-Blase, die so denken (und in meinem Offline-Umfeld sowieso nicht). Das bedeutet aber nicht, dass mir ihre Meinung nicht aus Leserbriefen entgegenschlägt oder in Kommentaren zu meinen Beiträgen landet, die ja nicht nur Menschen lesen, mit denen ich im persönlichen Austausch stehe. Der Ton, der da meist angeschlagen wird, ist geringschätzig und belehrend.

Natürlich ist es lachhaft, wenn nicht-männlich gelesene Personen darauf hingewiesen werden, sie hätten im Fußball vermeintlich nichts zu suchen. Trotzdem findet dabei ein gewisser Abnutzungsprozess statt, den Männer auf diese Art schlicht nicht erleben. Sie werden eben nicht daran erinnert, doch bitte bei ihren Leisten zu bleiben oder gleich die Fresse zu halten. Sie können – prominente Beispiele beweisen das – ihren Senf zum Fußball noch so unqualifiziert äußern, trotzdem gehören sie irgendwie dazu, und sei es als Folklore. Den Widerstand, den nicht-männlich gelesene Menschen auch heute noch oft erleben bei dem Thema, kennen sie nicht und können seine Wucht deshalb selten nachvollziehen.

Männer lesen Magazine, in denen andere Männer wiederum andere Männer zum Fußball befragen. Damit meine ich natürlich nicht die Spieler oder Funktionäre, die im Fußball der Männer eben genau das sind. Ich meine die Männer, die ihre Geschichten von prägenden Fußballmomenten erzählen, ihre Meinung und Sicht auf die Dinge vor Publikum ausbreiten, als könnte sich kein*e andere*r dazu äußern. In den letzten Monaten habe ich – bis auf den ballesterer – tatsächlich alle Fußballmagazine gekündigt, die ich teilweise für lange Jahre abonniert hatte. Einfach, weil es mich nicht mehr interessiert, immer diese ausschließlich männliche Perspektive darin vorgesetzt zu bekommen. In der Singularität langweilt mich das. Ich will das nicht mehr, oder besser: Ich will eben mehr.

Damit meine ich nicht nur die Stimmen von Frauen, ich mein eine generell höhere Diversität. Männer, Frauen, Enbys, Weiße, Schwarze, Behinderte, Hetero- und Homosexuelle. Ich habe die Nase voll davon, Interviews mit Behinderten nur zu lesen, wenn es um ihre Behinderung geht, mit nicht-deutsch Gelesenen primär zu Rassismus, mit Juden zu Antisemitismus, mit Frauen zu Familie, Pflege und Homeschooling. Ich möchte, dass all diese Menschen zu Wort kommen. Ich will nicht am Bild einer Muslimin mit Kopftuch erkennen, dass es im Text um Religion geht, sondern möchte sie über Basketball sprechen hören. Ich möchte, dass Juden von ihrer Liebe zum Kino erzählen, Schwarze über Homeschooling sprechen, Männer über Pflege. Ich habe es satt, in Schubladen gesteckt zu werden oder Texte zu lesen, die innerhalb dieser Schubladen gedacht sind. Und ich bin nun wirklich nicht die Einzige.

Damit sind wir zurück an dem Punkt, dass manche Themen in dieser Krise an Bedeutung verlieren – und andere nicht. Das Thema Diversität verliert garantiert nicht an Bedeutung. Dennoch versuchen viele Menschen, uns gerade das Gegenteil zu erklären. Und „uns“ meint in dem Fall auch ganz konkret: uns Feministinnen. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft mir zuletzt die Frage gestellt wurde, ob ich auch in dieser Situation „mit dem Thema kommen“ wolle. Als hätte Corona nun alles abgeschafft oder der Bedeutung beraubt, Diversität, Feminismus, Sichtbarkeit. Die Antwort ist also klar: ja, ich will auch jetzt mit diesen Themen kommen. Weil ich und wir alle es müssen. Weil es keine Alternative gibt.

Und hier wird nun der große Bogen, den ich mit diesem Text geflogen bin, wieder kleiner, komme ich zurück zum Thema Fußball und der Sichtbarkeit von Frauen bei ganz konkreten Projekten, egal, wie klein oder groß sie sind.

Manch eine*r wird sich fragen, wieso wir diese große Schleife geflogen sind, um zu einem vermeintlich einfachen Thema zu kommen: Warum kritisiert eine Handvoll Frauen, wenn Blogger, die sie sehr schätzen, eine öffentliche Leserunde unter sich ins Netz stellen?

Die Frage nach der Schleife lässt sich für mich am besten so beantworten: Weil die meisten nicht-männlich gelesenen Menschen, die im Fußball unterwegs sind, Teile davon permanent fliegen. Weil sie ihren, weil wir unseren Umgang mit Fußball für uns als das Selbstverständlichste der Welt empfinden, aber von Teilen dieser Welt immer wieder aufs Neue gespiegelt bekommen, das sei nicht unser Tanzbereich. Weil es uns als jammern ausgelegt wird, das anzusprechen. Und weil uns das inhaltlich zwar auf der einen Seite am Boppes vorbeischwirrt – es aber trotzdem nervt. Abnutzt.

In der Konsequenz haben sich Frauen, die im Fußball unterwegs sind, in den letzten Jahren verstärkt zusammengetan. Das ist bei „F_in – Frauen im Fußball“ ebenso passiert wie bei „FRÜF“ und vielen anderen Stellen. Diese Bande sind auch deshalb wichtig, weil sie die Selbstverständlichkeit, die wir empfinden, betont und nach außen trägt. Und es ist zum Glück auch nicht so, als würde sich gar nichts bewegen. Es ist nur noch lange nicht genug.

Die Antwort auf das „Warum“ in Bezug auf die Leserunde ist vielschichtig. Der erste Teil ist im Grunde ein Kompliment: Von vielen der Beteiligten hätten wir mehr erwartet. Weil wir mehr von ihnen gewohnt sind und sie zu der Blase gehört, die nicht nachfragt, ob Menschen sich weiblich oder männlich identifizieren. Leider ist das nicht gleichbedeutend damit, sich mit Geschlecht nicht auseinanderzusetzen. Überall, wo Ungleichheit herrscht, muss am Status quo geschraubt werden. So zu tun, als wäre daran irgendein Teil privat, ist schlicht und ergreifend Quatsch. Das Private ist längst politisch.

Natürlich steckt auch Verärgerung darin, darauf aufmerksam zu machen. Grund dafür ist auch die beschriebene Schleife. Die Abnutzung, der Frust darüber, denselben Themen immer wieder zu begegnen. Und damit, ja, irgendwann die Geduld zu verlieren. Ungläubig zu sein darüber, wie sich alles wiederholt. Auch bei Leuten, bei denen gegenseitige Wertschätzung da ist. In dieser Konstellation nervt und schmerzt es ehrlich gesagt besonders.

Negativer Höhepunkt, wie sich auch hier „Argumente“ wiederholen. Es waren keine Frauen zu kriegen, wir haben doch gefragt. Ihr beschwert euch ja auch nicht, dass keine Behinderten oder Ausländer dabei sind. Nervt nicht. Ihr macht uns alles kaputt. Hände hoch, wer das so schon erlebt hat. Die Kritiker*innen werden gleichzeitig zu Täter*innen („Ihr macht uns alles kaputt“) und Opfern („Jammert nicht“) gemacht. Alles innerhalb dieser Schleife wiederholt sich. Wieder. Und wieder. Und wieder. Es ist einfach unfassbar ermüdend.

Ja, wenn von 100 Menschen, die sich zu Fußball äußern, 90 Männer sind, dauert es länger, Frauen für eine Runde zu finden. Damit haben wir alle bei unseren Projekten Erfahrungen gemacht. Es bedeutet, eben länger und intensiver suchen zu müssen.

Aber das ist doch nur ein privater Gig. Ja, das ist auch wunderbar, aber wenn er am Ende im Internet steht, ist es eben doch eine öffentliche Veranstaltung. Die nächste, bei der nur eine Menge weißer Männer über Fußball spricht. Ganz ehrlich, wollt ihr Teil davon sein?

Aber ihr wart schon auch pampig. Möchte ich gar nicht ausschließen. Wir haben bei dem Thema ein gewisses Standgas. Wir gehen in unserer Blase aber auch davon aus, es ansprechen zu können, ohne dass Beteiligte die beleidigte Schildkröte geben – und in ihrem Panzer verschwinden, aus dem heraus sie dann mosern.

Dazwischen ganz viel Schweigen, das laut dröhnt. Von Menschen, die sich das leisten können, weil ihr Alltag nicht aus diesen Widerständen besteht.

Nichts davon ist schön. Zumal, weil im konkreten Fall eben Menschen aufeinandertreffen, die sich in weiten Teilen gegenseitig kennen und schätzen. Wenn Kommunikation und Verständnis in dieser Konstellation schon so schwierig sind, was sagt das dann über unser Gesellschaft als Ganzes? Vielleicht lieber gar nicht drüber nachdenken. Und die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben.

Keine*r von uns steht morgens auf und nimmt sich vor, der Stachel im Fleisch der Gewohnheit anderer Menschen zu sein. Manchmal ist so ein Stachel aber das Einzige, was uns alle dazu bringt, innezuhalten. Weil irgendwas unangenehm ist. Weil wir deutlicher spüren als sonst, diese Gewohnheit funktioniert so nicht mehr. Weil wir im Angesicht des Stachels eben Dinge hinterfragen, die bis dahin ohne Gegenworte durchgerauscht sind. Weil uns allen Dinge durchrutschen. Weil wir alle von Zeit zu Zeit diese Stachel spüren müssen, um unseren Trott aufzubrechen.

Es gibt keine Veränderung, ohne Widerstand.

Podcastliebe: Was hörst du denn?

Kürzlich habe ich auf Twitter in einem längeren Thread die Podcasts vorgestellt, die ich aktuell gerne hören und deshalb weiterempfehlen möchte. Auf vielfachen Wunsch – damit das nicht untergeht und ich die Liste bei Gelegenheit erweitern kann – ziehe ich diese Zusammenfassung nun auch in den Blog um.

120minuten. Das Portal für Fußball-Longreads. (Foto: 120minuten)

120minuten. Das Portal für Fußball-Longreads. (Foto: 120minuten)

1. Ich darf Teil sein von 120minuten und empfehle euch unsere Seite natürlich von Herzen, die Podcastst, die vor allem Alex Schnarr und Oliver Leiste da regelmäßig unter anderem mit unseren Partnern ballesterer und Magazin Zeitspiel produzieren, sowieso. 2. Der Tod gehört zum Leben, darüber zu sprechen, ist trotzdem seltsam tabuisiert. Damit räumt Bianca Hauda mit Bestatten: Hauda ganz wunderbar und mit sehr tollen Gästen auf. Unbedingt anhören! 3. „It may not be the feminist podcast you want, but it’s the feminist podcast you need.“ Diese Selbstbeschreibung von Burn It All Down sagt eigentlich schon alles. Unfassbar tolle Crew, wahnsinnig wichtig Arbeit. Anhören! Und: „Burn on, but not out.“

4. Wie oft habt ihr Friends schon von vorne bis hinten durchgeschaut? Oder von hinten bis vorne… Ich trage es mit der Steppy gerade in die nächste Generation. Deshalb liebe und empfehle ich euch Central Pod, wo Maik und Phil alle Folgen hörenswert besprechen. 5. Diese beiden brauchen keine weiteren Empfehlungen oder Worte, dennoch seien sie hier mit Trommelwirbel erwähnt: Klaas Reese und Alex Feuerherdt sind die einzig wahren Erben Collinas und hauen mit Collinas Erben regelmäßig Folgen vom Feinsten heraus. Pflichtprogramm! 6. Ein Podcast wie ein Radiofeature, unfassbar klug und interessiert gemacht, mit Themen, bei denen ich jedes Mal ganz viel neues lerne. Hört den Denkangebot-Podcast von Katharina Nocun, jede Folge lohnt sich.

Collinas Erbe Alex war auch schon in meiner Videokolumne zu Gast. (Foto: Malino Schust)

Collinas Erbe Alex war auch schon in meiner Videokolumne zu Gast. (Foto: Malino Schust)

7. Alle zwei Wochen gibt’s eine spannende neue Folge des Lila Podcasts – und für alle, die Katrin Rönicke und Susanne Klingner nicht von Anfang an gelauscht haben, bietet das Archiv viele tolle Themen für lange Herbstabende. Ein absoultes Muss in Sachen Feminismus-Weiterbildung. 8. Wir sind nicht verantwortlich für das, was einst in diesem Land passiert ist. Aber dafür, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Darum ist es so wichtig, sie zu kennen. Die Anachronistin leistet dazu einen ganz wichtigen Beitrag. Ein stiller, schmerzhafter, wichtiger Podcast. 9. Was beschäftigt eigentlich Menschen, die schreiben? Wie sind sie zu ihrem Beruf gekommen? Welche Tipps haben sie und wo kann man sie bei Lesungen treffen? Um solche und andere Fragen geht’s in „Die Schreibenden“ von und mit Anja Goerz. Ganz toll!

10. Miteinander über das Sprechen, was ein Tod im engsten persönlichen Umfeld auslöst – und gleichzeitig Themen behandeln, die der Tod berührt: Das tun Susann Brückner und Caroline Kraft im Endlich-Podcast auf berührende und wohltuende Weise. Unbedingte Empfehlung. 11. Einmal im Monat nehmen Maxi und Alice uns in ihrem Podcast Feuer und Brot mit auf eine Gedankenreise zu unserer Gesellschaft, über Alter, Geschlecht, kulturelle Aneignung, Ängste, Feminismus, Hoffnungen. Das ist gleichermaßen intim und politisch und deswegen immer lehrreich. 12. Mehr Kultur für alle – und niemand spricht darüber so wunderbar nordisch und zugleich leidenschaftlich wie Herr Martinsen und Frau Eichler in Feuilletoene. Die Dialoge der beiden sind ein Hochgenuss und ihre Tipps immer einen zweiten Blick wert. Wunderbar.

Wie kommen Frauen zum Fußball? (Foto: FRÜF)

Wie kommen Frauen zum Fußball? (Foto: FRÜF)

13. Noch ist die Filterbabbel nicht zurück aus der Sommerpause, weil Frau Büüsker und Karolin Schwarz rundherum so viel zu tun haben. Aber im Herbst sind nicht nur ihre klugen Blicke auf wichtige digitale Themen zurück, sondern es tönt auch wieder „Cyber, Cyber“. Das wird bestimmt spitze. 14. Eigenlob stinkt bekanntlich, aber weil ich einfach die famosen Kolleginnen empfehle, kann da gar nichts passieren: Hört unbedingt den Podcast FRÜF – Frauen reden über Fußball! Die Leidenschaft, das Fachwissen, die Liebe und Energie dieser Frauen ist einfach unglaublich. Beste Crew der Welt. ? 15. Von Beatrice Frasl habe ich endgültig gelernt: Vorbilder können auch viel jünger sein, als man selbst. Große Töchter und She Who Persisted sind wunderbar lehrreich und für die Energie, die sie auf Insta in Stories zu Feminismus und Gesellschaft steckt, bewundere ich sie. Heldin.

16. Den etwas anderen Blick auf Mainz 05 bieten Boos, Buddi und Berts mit dem Hinterhofsänger-Talk nach jedem Heimspiel. Und manchmal gibt’s mit Jasmina sogar prominente Unterstützung. Da kann man ruhig mal klatschen. 17. Als bekennendes Heike-Borufka-Fangirl höre ich mit großer Neugierde und Freude Verurteilt. Spannend, wie sie mit Basti Kriminalfälle aufrollt und bespricht. Ein ungewöhnliches, mutiges Format, das ich nur empfehlen kann. 18. Was wären wir eigentlich alle ohne den Rasenfunk? Ich weiß es nicht. Klar ist, Max-Jacob Ost und Frank Helmschrott haben da vor gut fünf Jahren ein Projekt aus der Taufe gehoben, das nicht wegzudenken ist, das Maßstäbe gesetzt hat und sich immer wieder selbst übertrifft. Tausend Dank!

Wer den Rasenfunk finanziell unterstützen möchte, kann das im Supporters Club tun. (Logo: Rasenfunk)

Wer den Rasenfunk finanziell unterstützen möchte, kann das im Supporters Club tun. (Logo: Rasenfunk)

19. Es ist etwas still geworden um Ladies First Pod – Wise Women Talking, seit die Macherinnen von einem Ozean getrennt sind. Aber einstweilen könnt ihr euch alle auf das Archiv stürzen, in dem wunderbare Gespräche mit Frauen jenseits der 75 warten, die ihre inspirierenden Lebensgeschichten erzählen. 20. Fußball ist Fußball, und doch: Wenn Frauen gegen den Ball kicken, läuft das viel zu oft unter dem Radar. Wie gut, dass es Juliane und Sven gibt, die das mit Lottes Erbinnen seit Jahren mit viel Energie, Herz fürs Thema und natürlich Know How ändern. Anhören! 21. Ein Podcast aus Mainz, über Mainz und für Mainz – aber auch den Rest der Welt. Ich bin wirklich verliebt in die wunderbaren Episoden von Mainz gehört und kann euch allen dieses Herzensprojekt von zwei tollen Frauen aus Mainz nur empfehlen.

22. Frauen sichtbarer machen und ihnen Raum dafür zu geben, ihre Geschichten zu erzählen, das tut die famose Nora Hespers mit Mensch, Frau Nora. Darin stellt sie die richtigen Fragen, lässt tolle Frauen zu Wort kommen und überrascht mich immer wieder neu. Herzensempfehlung. 23. Der Blick aufs Politische und die Gesellschaft startet immer sehr privat und ihren persönlichen Blick teilt Daniela Ishorst in Plauschgewitter. Das ist interessant, oftmals witzig, manchmal leicht chaotisch und dabei immer absolut hörenswert. 24. Fußball ist politisch. Wer etwas anderes behauptet, folgt mir sicher längst nicht mehr. Allen, die noch hier sind, empfehle ich Polikick, wo Stefan, André, Jenny, Jan und Norbert (nun ohne mich) aufs Geschehen an und um den Ball schauen.

Jason und Mirco. (Pressefoto: Sabrina Nagel)

Jason und Mirco. (Pressefoto: Sabrina Nagel)

25. Meine Playlist ist ziemlich fußballlastig, aber sie kann noch mehr. Unter anderem dank Popmillionäre mit der tollen Sonja Riegel und ihrem Kollegen Sven van Thom, die wunderbar hörenswert, oft lakonisch und immer überraschend über Musik sprechen. 26. Die Reise des Wochenendrebellen Jason mit Papsi Mirco verfolge ich seit vielen Jahren und hatte auch schon mehrfach die Freude, sie zu treffen. Ihren Podcast „Radiorebell“ höre ich besonders gern, weil ich davon lerne, dabei lache, auch heimlich weine und immer sehr gut unterhalten bin. 27. In Rice and Shine habe ich mich ab dem ersten Hören sturzverliebt. In ihrem vietdeutschen Podcast sprechen Minh Thu und Vanessa hörenswert über Themen wie deutsche Ersatzverwandte, Yellowfacing und Rassismus. Danke für die wichtigen Einblicke. Listen and learn.

28. Mit großen Engagement betreibt Phil Tagscherer mit dem „Schlüsselspieler Podcast“ das etwas andere Format zum Dauerbrenner Fußball. Super interessante Gespräche mit tollen Gästen, die ich sehr gerne höre. 29. Ich habe das schon häufiger gesagt, aber: Diesen beiden Frauen beim Denken zuzuhören, ist ein Privileg. Oftmals behandeln Nora und Rita im Was Denkst Du Denn-Podcast Themen, die mich selbst beschäftigen, genauso oft überraschen sie mich. Immer ist es ein Hochgenuss. Danke! 30. Natürlich gibt es noch viele andere wunderbare Podcasts. Gerne empfehle ich noch die DLF-Sportgespräche, „Das F-Wort“ mit Pola und AK Rose, den „Hörfehler“ von Docokocha, „Girls with Balls“ mit Ali Riley und viele mehr. Für heute soll es das aber gewesen sein. Ihr könnt die Podcaster*innen eures Vertrauens und Interesses unterstützen, in dem ihr über ihre tolle Arbeit schreibt, sie empfehlt, ihnen Rezensionen verfasst oder ihnen etwas überweist. Alles, was ihr tut, ist Ansporn. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. ❤️?

Mensch, Frau Nora: Wir sprechen über digitale Gewalt

Manchmal greifen Themen und Geschehnisse fast organisch ineinander: Am 6. März haben wir unseren neuen Podcast FRÜF – Frauen reden über Fußball vorgestellt. Die Reaktionen darauf waren überwältigend positiv. Bis zu dem Moment, als ein paar Männer in ihrem Podcast darüber sprachen, wen von uns Frauen sie wie attraktiv finden, ob dicke Frauen nun fickbar sind oder nicht und dass sie mich gern mal in einer Turnhalle wegzimmern würden. Wie reagiert man auf sowas? Schweigen? Rückzug? Öffentlichkeit? Wir haben uns entschieden, über das Thema zu sprechen, weil wir das, was da passiert – digitale Gewalt gegen uns Frauen – nicht hinnehmen wollen.

In den Tagen darauf schrieb ich unter anderem mit Nora Hespers, einer wunderbaren Kollegin aus Köln, zu den Vorkomnissen. Sie empfahl mir eine aktuelle Podcast-Folge von NETZPOLITIK.ORG zum Thema „Digitale Gewalt“. Zu Gast bei Chris Köver waren Netzpolitik-Expertin Anne Roth und Anna Hartmann vom Dachverband der Frauenberatungsstellen. Roth hat sich mit dem Thema der digitalen Gewalt speziell gegen Frauen auch in ihrem sehr empfehlenswerten Talk beim 35. Chaos Communication Congress beschäftigt.

In der Kommunikation wurde Nora und mir schnell klar, das Thema beschäftigt und betrifft uns auf eine Art und Weise, die wir nicht hinter verschlossenen Türen halten möchten. Das hat sehr viel damit zu tun, dass wir beide daran glauben, Menschen müssen Gegengewichte setzen und sein, wenn digitale Gewalt geschieht. Und zwar völlig unabhängig davon, wen sie (be-)trifft. Deswegen war ich zu Gast in Noras tollem Podcast Mensch, Frau Nora und wir haben darüber gesprochen, warum digitale Gewalt nicht losgelöst ist von analoger, warum sie Männern anders begegnet als beispielsweise Frauen oder Transmenschen und warum es wichtig ist, sie zu thematisieren.

[Quelle Video: Mensch, Frau Nora]

Hemingway: One cat just leads to another

Dem Autor Charles Dickens wird der Ausspruch zugeschrieben: „What greater gift than the love of a cat!“ Über die Schriftstellerin Patricia Highsmith heißt es: „She was very happy among cats. They gave her a closeness that she could not bear in the long-term from people. She needed cats for her psychological balance.“ Und wie beschrieb es der unvergleichliche Ernest Hemingway? „A cat has absolute emotional honesty: human beings, for one reason or another, may hide their feelings, but a cat does not.“

Wie viele ihrer Kollegen waren die drei Autoren erklärte Katzenmenschen und teilten das Leben mit den schnurrenden Vierbeinern. Besonders für Hemingway, aber auch für Highsmith spuckt die Internetsuche zahlreiche Fotos aus, die diese Liebe zeigen, wobei Hemingways Gefährten („One cat just leads to another“) offenbar grenzenlose Freiheiten genossen: Sie sitzen beim Essen genauso selbstverständlich neben seinem Teller, wie sie ihm während der Arbeit über den Schreibtisch spazieren.

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Da wir bei unserer Geburt nach einem komplizierten, streng geheimen System unabänderlich in Katzen- und Hundemenschen unterteilt werden, erscheint es aussichtslos, die Faszination zu beschreiben, die von den sanftohrigen Tigern ausgeht: Die einen wissen ohnehin darum und die anderen werden kaum zu belehren sein. Fest steht, wer einmal in einer hoffnungslos stressigen oder herzlos traurigen Situation eine schnurrende Katze zu einer warmen Kugel in seinem Schoß eingerollt hatte, sich dem Gefühl hingebend, das ihr gleichmäßiges, sonores Brummen auszulösen vermag, dem feinen Vibrieren, das von dem sanften, selbstzufriedenen Fellknäuel ausgeht, wird den Tigern zwangsläufig verfallen: Eine zufriedene Katze ist der Inbegriff von ausgeglichener Ruhe und ihre zärtlichen Hingabe zu jenen Menschen, die sie sich erwählt, hat birgt ein Vertrauen, das grenzenlos ist und über jeden Zweifel erhaben.

Hemingway und Luminara

Katzen sind treu und klug, haben einen eigenen Kopf und einen unbestechlichen Charakter. Sie sind Individualisten, die ihre Freiheit lieben und sich nicht vorschreiben lassen, zu wem sie gehören; auch nicht davon, wo ein gefüllter Futternapf auf sie wartet. Ihre Zuneigung ist ehrlich und geht keine Umwege. Genauso selbstverständlich, wie sie die Gesellschaft anderer suchen und genießen, schaffen sie sich andererseits Freiräume, in die sie sich vor zu viel Nähe flüchten wie in eine schützende Höhle. Sie sind die bestmöglichen Gefährten – und besser, als mit einer Katze zu leben, ist es womöglich nur, sein Leben mit zwei Katzen zu teilen.

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