Zauberworte auf harmonischem Niveau

Es ist unmöglich, im Blog von Andrea Harmonika länger als ein paar Momente zu verweilen, ohne sich in die Autorin zu verlieben. Diese Einleitung in meine Besprechung ihres Buches „Jedem Anfang wohnt ein verdammter Zauber inne“ darf gut und gerne als Warnhinweis verstanden werden. Von einer wie dieser Harmonika, die im echten Leben übrigens ganz anders heißt, kommt man nicht mehr los. Und frau sowieso nicht. Sie ist witzig, warmherzig, klug und schafft es, dem überstrapazierten Modewort authentisch seine einstmals positive Bedeutung zurückzugeben. Sie ist offen und nahbar, ohne sich auf eine Art zu entblößen, die akutes Fremdschämen auslöst, sie ist meinungsstark und politisch, ohne den moralischen Feigezinger* zu heben und steht zu den Pleiten und Verfehlungen ihres alltäglichen Lebens, ohne sich dafür zu schämen, denn wieso sollte sie?

Die Autorin in einer typischen Alltagspose. (Foto: Bastian Sander)

Die Autorin in einer typischen Alltagspose. (Foto: Bastian Sander)

Kurz, in einer von Instagram-Filtern dominierten und doppelt belichteten Onlinewelt ist Andrea Harmonika genau das, was fehlte – zumindest bis 2014. Seither veröffentlicht sie Texte in ihrem Blog, wobei dessen selbstgewählte Einordnung „Unterhaltung auf mittlerem Niveau“ natürlich eine irreführende Koketterie ist. Und wer nun mit den Augen rollt, weil er oder sie das Internet für eine überflüssige Erfindung hält, die sich nicht durchsetzen wird, hat dennoch Grund zur Freude, denn neuerdings gibt es alles, was Frau Harmonika die Herzen seit Jahren im Netz zufliegen lässt, wie erwähnt auch endlich zwischen zwei Buchdeckeln.

In meinem Exemplar beginnt die Wortzauberei mit einer wunderbaren Widmung, die ich allerdings für mich behalte. Da steht nämlich „für Mara“, nicht „fürs ganze Internet“ und manche Zauber sollte man behüten. Verraten kann ich aber, dass sich ein wirklich hervorragender Musikgeschmack der Autorin daraus ablesen lässt, die mit ihren beiden Söhnen sowie dem Ehemann – und neuerdings einer tierarztintensiven Katze – in Norddeutschland lebt. In ihrer spärlichen Freizeit beklebt sie gerne Alltagsgegenstände mit Wackelaugen oder geht schwimmen, was besonders hervorzuheben ist, weil sie erst im hohen Alter das Seepferdchen nachgeholt hat. Und das nach einem Sprung vom Einmeterbrett, für den sie drei Jahrzehnte Anlauf brauchte – was die „Arschbombe“, wie der Text zum Erfolgserlebnis heißt, umso schöner macht.

Wie viele seiner kurzweiligen Kollegen ist der herrlich komisch, aber eben nicht nur das. Daneben steckt auch viel Weisheit in Harmonikas Worten, darüber nämlich, wie Kinder zweifeln und Erwachsene verzweifeln, sich dabei munter abwechseln und wie die Dötze angstfrei lernen, ohne das Gefühl zu bekommen, irgendwer nimmt ihnen am Ende immer alles ab, worauf sie keinen Bock haben. Das parabelt sie ganz wunderbar um ihre eigene, fiese Sportlehrerin und die souveräne Schwimmtrainerin ihres Sohnes herum und nimmt dabei jeden mit, der irgendwie mit Kindern zu tun hat, seien es eigene oder angeheiratete oder die, denen man im Berufsalltag begegnet.

Sowieso bleibt ihre Kinderbetrachtung nicht ausschließlich bei der eigenen, mütterlichen Sicht, sondern blickt sie als „Fisimatante“ auch zurück auf die Juxereien mit den Neffen, bevor sie selbst Mama wurde, und lässt ihre LeserInnen teilhaben an der Beziehung zu ihrer Mutter und nach und nach dem ganzen Familienclan. Wobei die Frauen durchaus eine besondere Rolle spielen, denn schreiben soll man schließlich über das, was man kennt. Und obwohl die Autorin zuhause lediglich katzenseitig weibliche Unterstützung hat, ist sie eben selbst eine Frau und glücklicherweise eine, die sich mit den Themen, die ihre Geschlechtsgenossinnen beschäftigen, auseinandersetzt.

Jedem Anfang wohnt ein verdammter Zauber inne. (Foto: WP)

Jedem Anfang wohnt ein verdammter Zauber inne. (Foto: WP)

Der Text „Deine Mudda – Ein Pressedrama“, in dem sie sich bereits im Blog mit den Anforderungen an Frauen im Allgemeinen und Mütter im Speziellen beschäftigte, ist einer der stärksten auf den 252 Seiten ihres Buches. Doch auch die leisen Töne beherrscht Andrea Harmonika, zum Beispiel, wenn sie über die Tochter schreibt, deren Herz in der 14. Schwangerschaftswoche aufgehört hat zu schlagen – und sie ganz entschieden daran erinnert, dass Familienplanung Privatsache ist, kein Smalltalk-Thema. Oder wenn sie sich dem Gefühl der mütterlichen Überforderung widmet, über das Frauen endlich miteinander sprechen, statt sich in ihren Versagensängsten noch gegenseitig aufzuputschen.

Nach den leisen Tönen kommen natürlich wieder laute, im Zweifelsfall aus der geneigten Leserin, die auf dem Sofa begeistert prustet bei der Lektüre der „Pfadfinder-Leistungskategorieren“, angepasst ans Leben mit Kindern, beim neu aufgelegten „Krieg und Frieden“, diesmal zwischen Geschwisterkindern, oder dem Wiedereinstieg ins Partyleben unter dem herrlichen Titel „Nicht ganz bei Prost“. Insgesamt gibt’s für den verdammten Zauber eine verdammte Leseempfehlung mit Sternchen und wieder und weiter ganz viel Liebe für die wunderbare Andrea Harmonika.

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*Das muss natürlich Zeigefinger heißen, aber ich fand, der Verschreiber hat einen gewissen Charme, darum habe ich ihn erhalten.

Leseliebe: Wir Wochenendrebellen

Wenn es um das Internet geht, ist gerne mal von so genannten Blasen die Rede. Damit ist gemeint, dass jeder von uns sich online in einem bestimmten eigenen Umfeld – der Blase – bewegt. In erster Linie sind die thematisch gebunden, in zweiter Linie ergeben sich daraus natürlich Kontakte, die mit der Zeit oft bedeutsamer werden als die Themen, aus denen sie ursprünglich entstanden sind. So wird das Netz tatsächlich zu einem sozialen Ort, an dem man bei jedem Besuch Menschen wiedertrifft, denen man sich längst verbunden fühlt.

In meiner Blase ist – speziell auf Twitter – Fußball eines der beherrschenden Themen. Dabei spielt es interessanterweise gar keine Rolle, welchem Verein die Menschen, denen ich unter den Flügeln des blauen Birdys begegne, die Treue halten. Man versteht einander auch dann, wenn das beim Kontakt im Stadion vermutlich ganz anders gelaufen wäre. Fast könnte man sagen, Twitter versaue den natürlichen Abneigungstrieb gegnerischer Fans – aber nur fast.

Jason und Mirco. (Pressefoto: Sabrina Nagel)

Jason und Mirco. (Pressefoto: Sabrina Nagel)

An diesem speziellen Ort nun, der Menschen so zusammenbringt, dass ihre Vereinsfarben im Grunde keine Rolle spielen im geteilten Moment, hat es (in meiner digitalen Blase) ein Junge zu gewisser Berühmtheit gebracht, dessen Wunsch diesem Twitter-Prinzip quasi gegenläufig ist: Jason möchte herausfinden, zu welchem Fußballverein er gehört.

Diese Entscheidung kann Jason aber nicht aus dem Bauch heraus treffen, er muss dafür im Vorfeld gewissermaßen Daten erheben, weshalb er seinem Papsi nach dem eher zufälligen ersten gemeinsamen Stadionbesuch das beherzte Versprechen abgenommen hat, mit ihm „alle Stadien zu befahren und alle Vereine zu besuchen, die notwendig sind, bis er Fan eines oder besser seines Vereins“ wird. Über diese Fußballreisen von Vater und Sohn bloggt Mirco von Juterczenka, alias Papsi, seit 2011 im Blog Wochenendrebell, der 2017 in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde.

„Krieg im Kopf: Oft habe ich alle möglichen Dinge im Kopf. Diese rasenden Gedanken überfordern mich.“

„Krieg im Kopf: Oft habe ich alle möglichen Dinge im Kopf. Diese rasenden Gedanken überfordern mich.“

Wer schon einmal in dem wunderbaren Blog gestöbert hat, weiß, dass es noch einen bisher unerwähnten Aspekt zu den Reisen von Jason und seinem Vater gibt: Der heute 12-Jährige ist Asperger-Autist. Das ist für die Geschichte der beiden einerseits ganz ohne Belang und andererseits unglaublich bedeutsam. Ohne Belang, weil Jasons Autismus „keinesfalls ein Grund (ist), in den Mitleidsmodus zu verfallen“, wie Mirco sachlich feststellt. Und: „Jegliche Form von Betroffenheit ist fehl am Platz. Wir haben den besten Sohn der Welt.“ Bedeutsam ist diese Tatsache, weil Jason auf den Fußballreisen permanent mit Dingen konfrontiert wird, die ihm aufgrund seines Asperger furchtbar zuwider sind – laute Umgebungen, unerwartete Situationen, Menschenmengen, Kinder –, er sie aber im Kontext seiner Vereinssuche und als Faktor dieser Reisen akzeptiert und darüber auch ein Stück weit lernt, damit umzugehen.

Entwicklungsstörung. Ein häufig verwendeter Fachbegriff vermeintlicher Autismus-Experten, der nicht nur meine Frau und mich ratlos zurücklässt. Wir sehen da nichts Störendes in seiner Entwicklung.

Unter dem Titel „Wir Wochenendrebellen“ haben Vater und Sohn nun ein Buch über ihre Reisen geschrieben, das bei Benevento Publishing, einer Marke der Red Bull Media House GmbH, erschienen ist. In Sachen Vermarktung passieren da, so ist zumindest mein Gefühl, gleich mehrere Katastrophen auf einmal: Fußballfans könnten sich aus gutem Grund davon abschrecken lassen, etwas in die Hand zu nehmen, was unter der Flagge von Red Bull läuft. Menschen, die mit Fußball nichts am Hut haben, könnten annehmen, ein Buch, das diesen Sport vermeintlich in den Mittelpunkt stellt, könne für sie ohne Belang sein. Grundsätzlich könnte man auch eine Art Betroffenheitslektüre vermuten, die nur für Eltern interessant ist, die ebenfalls ein Kind mit Asperger-Autismus haben. All diese Ansätze liegen völlig daneben und ich kann nur jedem offenen, interessierten Menschen raten, das Buch zu lesen.

„Andere Menschen sind sehr komisch. Deswegen habe ich beschlossen, mich auf mich zu konzentrieren.“

„Andere Menschen sind sehr komisch. Deswegen habe ich beschlossen, mich auf mich zu konzentrieren.“

„Wir Wochenendrebellen“ stellt letztlich weder den Fußball noch Jasons Entwicklungsstörung in den Vordergrund, sondern entwirft seine Erzählung lediglich vor der Kulisse eines Fußballfeldes. Der Sport dient quasi als die Leinwand, auf der von Juterczenka mit rohen, nahen und voller Liebe geführten Strichen die Geschichte seiner Familie zeichnet, zu der seine Frau, Sohn Jason, dessen kleine Schwester und in zweiter Instanz die Großeltern der Kinder gehören. Und diese Liebe, so kitschig das klingen mag, ist der Grund, warum das Buch so wahnsinnig lesenswert geworden ist. Es mag einem als naives Gutmenschentum ausgelegt werden in Zeiten wie diesen, wenn man Liebe und Verständnis, Respekt und Einfühlungsvermögen als Antworten gibt auf die Fragen, wie wir als Gesellschaft vorankommen können. Das Buch zeigt aber, was passiert, wenn man sich von genau diesen Werten leiten lässt und wenn man sie in seiner Familie lebt.

Meine Frau und ich sind es gewöhnt, eher als schwache, unfähige und freakige Eltern wahrgenommen zu werden.

Mirco von Juterczenka beschreibt eindrücklich, wie die Diagnose ihn und seine Frau aus der Bahn geworfen hat, ihnen aber auch etwas gab, woran sie sich halten konnten. Wobei ihre Hoffnung auf Orientierung zunächst nicht erfüllt wurde, im Gegenteil musste die Familie sich ihren Weg mit dieser Entwicklungsstörung nicht nur Schritt für Schritt selbst erarbeiten, sondern sich auch an Kritik aus dem Umfeld und von Fremden gewöhnen, der von ihnen gewählte Umgang mit ihrem Kind sei zu weich und nachgiebig. „Es zieht sich vermutlich wie ein roter Faden durch die Erziehung unseres Sohnes, dass wir ihm Rücksichtnahme beibringen möchten, indem wir rücksichtslos mit Teilen der Gesellschaft umgehen.“

„Es ist manchmal Behinderung und manchmal Behilflichkeit.“

„Es ist manchmal Behinderung und manchmal Behilflichkeit.“

Jasons Autismus fordert letztlich zwar niemanden mehr als den Jungen selbst, doch während er ihn längst als ebenso behindernd wie behilflich einstuft, treiben seine damit verbundenen Ausraster den Eltern mal die Schamesröte in die Wangen und sie dann in den Wahnsinn, von den gängigen Reaktionen Umstehender ganz zu schweigen. „Selten wurde uns so etwas wie Verständnis, hinnehmendes Mitleid oder völlige persönliche Ausgeglichenheit vonseiten der uns umgebenden Mitmenschen entgegengebracht“, konstatiert Juterczenka trocken. Und doch lautet sein Fazit: „Mein Sohn leidet nicht unter Autismus. Autisten leiden nicht unter Autismus. Sie sind es nur leid, dass ständig über sie und nicht mit ihnen gesprochen wird. Autisten leiden lediglich unter dem rücksichtslosen Umgang ihres Umfeldes mit ihnen.“ Was letztlich die Frage aufwirft, in welcher Gesellschaft wir eigentlich leben wollen und was wir alle dazu beitragen können, dass der menschliche Umgang miteinander nicht sofort hakt, wenn unser Gegenüber gewisse Erwartungen und Konventionen nicht erfüllt, erfüllen kann.

Grundsätzlich halte ich die Erwartungshaltung an Autisten, sie müssen doch wenigstens irgendein außergewöhnliches Kunststückchen vollbringen können, für sehr anstrengend.

„Wir Wochenendrebellen“ ist ein kluges, ein aufrichtiges, ein liebevolles und empathisches Buch geworden. Es ist nachdenklich und ziemlich witzig, es ist fordernd, überraschend und erzählerisch im besten Sinne unterhaltsam. Kurz und knapp, dieses Buch ist ein Spiegelbild seiner Autoren (und der beiden starken Frauen, die ihnen die Freiheit für ihre Reisen geben). Sie sollten es wirklich unbedingt lesen.

Mirco von Juterczenka mit
Jason (Einleitung & Glossar)

„Wir Wochenendrebellen
Ein ganz besonderer Junge und sein Vater
auf Stadiontour durch Europa“
Benevento Publishing
ISBN 978-3-7109-0017-4
Hardcover, 20 Euro

Wochenendrebellen_Credits_Sabrina_Nagel_www.siesah.de_15

Anika Landsteiner: Gehen, um zu bleiben

Gehen, um zu bleiben

Über die Autorin und Bloggerin Anika Landsteiner bin ich gestolpert, weil Christoph Kessel alias Meenzer on Tour ihr Buch Gehen, um zu bleiben auf seinem Instagram-Profil vorgestellt hat.

Am 22. September kommt Anika nun in den Heimathafen. Aktuell lese ich ihr Buch und werde vor ihrem Auftritt für den Wiesbadener Kurier mit ihr darüber sprechen. Ich bin schon sehr gespannt.

Saša Stanišić: Konzert der Wörter

Eigentlich sollte der Auftakt zur neuen Saison im Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine am Donnerstag mit der Neueröffnung des Cafés einhergehen. Anfang der Woche musste diese aber verschoben werden, unter anderem, weil die Küche im Keller nicht fertiggeworden war. Wein und Häppchen gab es aber trotzdem, wobei Häppchen eindeutig ein unzutreffender Begriff ist für die ausgefallenen kleinen Köstlichkeiten, die Betreiberin Lee Perron auf die Tabletts zauberte. Dem Café der Konditorin in der Langgasse, das sie auch nach der Eröffnung in der Villa weiter betreibt, werde ich demnächst definitiv einen Besuch abstatten.

Kultur gab es natürlich auch: Saša Stanišić las aus seinem neuen Erzählband „Fallensteller“, der im Mai 2016 bei Luchterhand erschienen ist, ebenso wie aus früheren Werken. Der 1978 in Višegrad in Bosnien-Herzegowina geboren Schriftsteller erzählte von der Flucht seiner Familie 1992 nach Deutschland, vom Aufbrechen und Ankommen und davon, wie erstaunt er heute noch manchmal ist, wenn er feststellt, was ihm alles gelingt in einer Sprache, die nicht seine erste, ursprüngliche war. Während das Thema Flucht ihn häufig in die Vergangenheit führt, ist es in dem Land, in dem er lebt, Deutschland, ein sehr aktuelles und Stanišić ist einer, der Stellung bezieht, sich einbringt, wie als Deutschlehrer für Geflüchtete, denn: „Sprache ist der Schlüssel zur Integration.“ Das klingt aus dem Munde eines Mannes mit seiner Geschichte nicht nach Phrase, sondern Lebensrealität, und die freundlich, aber sehr bestimmt in den Saal geworfene Aussage „Das erwarte ich von Ihnen allen auch“ – Geflüchteten helfend zur Seite zu stehen also – war nachdrücklich als Appell gedacht.

Unbeding live erleben: Saša Stanišić.

Unbeding live erleben: Saša Stanišić.

Dann las Stanišić, und wie. Es war ein Erzählen und Ergreifen, ein Tanzen und Sehnen, es war ein Durchdringen mit Worten und Formulierungen, ein Verbinden mit dem Publikum, ein Lachen und Weinen, eine sprachliche Leichtigkeit und poetische Schwere. Es waren Momente, in denen nichts existierte als Stanišićs Texte, die durch den unfassbar heißen Saal schwebten, in dem der letzte Abend dieses Sommers zu Ende gehen sollte. Wie ein Konzert ohne Musik, aber mit unglaublichem Tempo, mit Klang und Worten, die wie Töne nachhallen. Als wären sie gerade für diesen Moment geschrieben, für uns alle, die ihn miteinander verbringen. Und am Ende war dieses Gefühl gar nicht so falsch, aber das zu erläutern, würde den Genuss bei künftigen Lesungen schmälern. Und die sind tatsächlich genau das: ein Genuss.

So klug, so witzig, so poetisch, mutig und humorvoll ist dieser Saša Stanišić, ihr sollten ihn alle unbedingt live erleben. Und natürlich seine Bücher lesen, diese wunderbaren Schätze.

Interview – Zwillinge: Einer schreit immer

Für ihren wunderbaren Familienblog Zwillinge: Einer schreit immer hat Anne mir ein paar Fragen zu meinem Buch Unzertrennlich – 20 Geschichten von Zwillingen gestellt. Da ich gerade in dessen Entstehungspase viel in ihren Texten geschmökert habe und sie zu den Zwillingsbloggern gehört, die ich im Anhang des Buches empfehle, hat mich diese Begegnung besonders gefreut.

Woher kommt dein Interesse am Thema Zwillinge?
Das ist ehrlich gesagt vielschichtig. Zum einen fasziniert mich Familie ganz allgemein, nicht nur als, nennen wir es mal Lebensmodell, sondern auch die ganzen inneren Zusammenhänge. Ich habe selbst keine Kinder, bin aber mit Leib und Seele Tante. In den Kindern meiner zwei Schwestern – jeweils ein Junge und ein Mädchen, in der Reihenfolge – sehe ich zum Beispiel viel von meinem Vater. Dann schauen sich die beiden Cousinen auf Kinderbildern so ähnlich. Meine große Schwester hat andererseits viel von unserer Tante. Das finde ich wunderbar.

Zwillinge: Einer schreit immer (Screenshot)

Zwillinge: Einer schreit immer (Screenshot)

Zwillinge wiederum haben schon eine Faszination auf mich ausgeübt, als ich noch ein Kind war. Mit mir in die Klasse gingen Zwillingsmädchen, mit denen wollte ich immer spielen – wahrscheinlich habe ich die Armen damit total genervt. Und meine Patentante, die ein ganz wichtiger Mensch für mich war, hatte einen Zwillingsbruder. Er ist im Krieg gefallen und sie hat nicht oft von ihm gesprochen, aber wenn, war diese besondere Bindung total spürbar. Vor drei Jahren schließlich ist meine beste Freundin Mama von Zwillingen geworden und in die beiden Dötze bin ich total verliebt.

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