Die Woche am Bruchweg (22/41): Bäumchen wechsel dich

Manche Dinge wiederholen sich, ohne, dass die Beteiligten das eingeplant hätten. Wenn die Verantwortlichen bei Mainz 05 sich für einen eher kleinen Kader entscheiden, können Ausfälle schneller zu Schwierigkeiten führen.

Das Risiko ist positiv kalkulierbar, weil andererseits weniger Spieler auf der Bank sitzen. Treffen Verletzungen & Co. einen Mannschaftsteil besonders empfindlich, muss Bo Svensson kreativ werden, neue Lösungen finden, dem Nachwuchs vertrauen. Das gehört zu seinen Aufgaben.

Die besonderen Herausforderungen in der Defensive nach dem Abgang von Moussa Niakhaté und durch Krankheiten und Sperrungen sind hinlänglich bekannt. Es sind tatsächlich nur noch sechs Ligaspiele bis zur Winterpause, dazu die Partie im Pokal. Gut möglich, dass die 05-Verantwortlichen bereits nach Verteidigern Ausschau halten, mit denen sie ihre Truppe in der langen spielfreien Zeit verstärken können.

Die Personaldecke ist indes sogar dünner geworden, weil zum einen Silvan Widmer zunächst fehlt. Und dann hat der Verein unter der Woche den Ausfall von Maxim Leitsch bekanntgegeben, der an körperlicher und mentaler Erschöpfung leidet.

Offen mit Krankheiten umgehen

Sein Coach wollte sich in der Pressekonferenz nicht weiter dazu äußern ­ und das ist mit Blick auf die Privatsphäre des Spielers sicher nicht verkehrt. Andererseits ist es positiv und bestärkend, wenn mit Krankheiten des Körpers und der Seele im Fußball offener umgegangen wird.

Kurzer Exkurs: Chelsea-Managerin Emma Hayes hat gerade verkündet, für eine gewisse Zeit krankheitsbedingt auszufallen. Zuvor hatte sich Hayes die Gebärmutter entfernen lassen. Sie leidet seit längeremt an Endometriose, einer Krankheit, die bei vielen Menschen, die mit Uterus geboren wurden, mit Schamgefühlen, Fehlinformationen und Leid einhergeht.

Hayes Schritt ist deshalb wichtig. Krankheiten und Ausfallzeiten auch im Fußball zu normalisieren, kann im Sport selbst einen positiven Effekt haben – und von dort in die Gesellschaft ausstrahlen.

In Bremen wird es am Wochenende das erste Spiel der Mainzer gegen die Norddeutschen in Grün-Weiß, nachdem diese Claudio Pizarro mit einem Abschiedsspiel noch einmal haben hochleben lassen. Ob es den 05ern hilft, dass Pizarro nun auch nicht mehr im Sinn dabei ist – Tore gegen Mainz kann er ja schon länger nicht mehr netzen – bleibt abzuwarten.

Gegen die gut aufgelegte Werner-Truppe ist wirklich alles drin, im Guten wie im Negativen. Viel wird davon abhängen, ob Svenssons Team auf den Platz bringt, was der Trainer von ihnen erwartet.

Dominik Kohr hat beim Dreh für meine AZ-Videokolumne „Wortpiratin rot-weiß“ beteuert, wenn der Mannschaft das schnell wieder und dann vor allem dauerhaft gelingt, seien die europäischen Plätze drin. Das sind ungewohnt selbstbewusste Töne und daran muss nichts schlecht sein.

Selbstbewusst können auch die #SCHOTTgoes05-Frauen um Kapitänin Heiðrún Sigurðardóttir beim Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken antreten. Das 3:1 in Bad Neuenahr durch Tore von Nadine Anstatt (2) und Lisa Gürtler (1) war der sechste Sieg im sechsten Spiel. Damit steht die Truppe mit 18 Punkten und 25 zu drei Toren weiter souverän auf dem ersten Platz.

Es gibt diese Teams, über die Expert*innen scherzen, sie trainierten sich selbst. Die SCHOTT-Frauen scheinen zumindest unerschütterlich gegen Weschel auf der Trainer-Position. Die Frauen sind mit Coach Nicolai König in die Saison gegangen, der – wie berichtet – nach dem vierten Spiel gehen musste, worauf die Sportliche Leiterin Nadine Kreß und Co-Trainer Alexander Ulbrich das Training übernahmen.

In der Partie am vergangenen Sonntag nun musste Marc Kreß, letzte Saison noch U13-Trainer bei Mainz 05, für seine erkrankte Frau einspringen. Am Sonntag wird es wieder sie sein, die mit dem Team arbeitet – und natürlich gewinnen möchte gegen Saarbrücken. (14 Uhr, Karlsbader Straße). Die Spielerinnen derweil lassen sich von nichts beirren – und gewinnen einfach weiter.

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