Rezension und mehr: Ein Hoch auf den Meenzer on Tour

Bereits auf der ersten Seite von „Zu Gast. In vielen Ecken dieser Welt“ haben zwei der Themen einen kurzen Auftritt, die im Leben von Autor Christoph Kessel eine große Rolle spielen: Reisen und Fußball. Da heißt es wörtlich: „Dank meiner Eltern hatte ich seit meiner frühesten Kindheit mehrmals im Jahr die Gelegenheit zu reisen.“ Weiter erfahren die Leser*innen, der Autor hat der Überlieferung nach am Tag des WM-Finales Deutschland gegen Holland 1974 das Laufen gelernt. „Während mein Vater in der Kneipe des Gasthauses den WM-Sieg von Kaiser Franz & Co. am Fernseher sah, schaute mir im Obergeschoss meine Mutter auf dem Flur zu, wie ich die ersten Schritte ohne Hilfe hinbekam.“

Wunderbare Strandlektüre, die sich aber auch fürs Sofa eignet. (Foto: WP)

Ein drittes Herzensthema Kessels folgt nur eine Seite später, da nämlich geht es nicht nur ums Reisen an sich, sondern auch dessen Nachhaltigkeit. Jene Nachhaltigkeit, längst nicht nur bezogen auf Flugbewegungen, nimmt seit geraumer Zeit einen großen Platz in den Gedanken und im Wirken des Autors ein, der seinen Follower*innen auch als Meenzer on Tour bekannt ist – so nämlich lautet sein Username auf den Plattformen Facebook, Twitter und Instagram, auf denen er sich rund um seine selbstgewählten Schwerpunkte bewegt.

„Zu Gast“ ist nicht Kessels erste Buchveröffentlichung, zuvor ist von ihm bereits „Nächster Halt: Darjeeling-Hauptbahnhof – Eine Weltreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln“ erschienen. Beiden gemein ist der ganz persönliche, sehr nahbare Erzählansatz, der die Leser*innen direkt mitnimmt in das beschriebene Geschehen und die Gedankenwelt des stets reflektierten Autors. Dabei geht es um Themen wie Ökotourismus in der Karibik, warum Alleinreisen nichts mit Einsamkeit zu tun hat, den längsten Flug eines Lebens versus den kürzesten Aufenthalt in einem Land, die Aufzucht von Elefanten-Waisenkindern in Sri Lanka und Spiele von Mainz 05 in der Oberliga Südwest. Letzteres im Rückblick auf die glanzlose eigene Fußballsozialisation in den 1980ern, denn natürlich ist Kessel nicht nur Fan irgendeines Vereins, sondern hält es mit dem besten Club der Welt, dem 1. FSV Mainz 05. Und das schwingt auch in seinen Büchern mit.

Ein Narrenreich für einen Turnbeutel! (Foto: Christoph Kessel)

Kessels Stärke ist es, mit Buchstaben Nähe und Überzeugung herzustellen. Wer seine Texte liest, spürt deren innere Wahrheit, das gilt auch dann, wenn Fernreisen beispielsweise nicht zu den eigenen Hauptinteressen zählen. Die Tatsache stellt kein Hindernis dar bei der Lektüre, im Gegenteil: Durch diese vermittelt sich das Gefühl, die fernen Orte auch von der heimischen Couch aus kennengelernt und, mehr noch, eine Beziehung zu ihnen entwickelt zu haben. Wer selbst viel und gerne in fremden Ländern unterwegs ist, dürfte die Gedankenreise zwischen den Buchdeckeln vermutlich sogar noch mehr genießen im Abgleich der eigenen Erfahrung.

Seine positive Wucht entfaltet das Buch aber nicht nur auf den beschriebenen Seiten, sondern auch durch die Haltung Kessels im Umgang mit seinen Worten und der Welt. Wer das Buch beim Autor selbst kauft, stellt damit sicher, dass ein Euro jedes verkauften Exemplars an eine von drei der darin beschriebenen Organisationen geht, nämlich im Einzelnen: „Tacugama“ in Sierra Leone, den „Sheldrick Wildlife Trust“ in Kenia oder „Helfende Hände für Nepal Mainz“. Nähere Informationen dazu, wie das Geld jeweils vor Ort eingesetzt wird, finden sich hier.

Meenzer für Mehrweg: die Soulbottle. (Foto: Christoph Kessel)

Diese Form der Unterstützung hat Kessel sich längst universell auf die Fahne geschrieben, oder eher: den Beutel und die Flasche. Auch mit seinem aus Bio-Baumwolle unter dem Fairtrade Logo produzierten „Meenzer on Tour“-Turnbeutel unterstützt er die wichtige Arbeit der Organisationen für Waisenkinder, Elefantenbabys und Selbsthilfe in Nepal. Außerdem bietet er seit einiger Zeit auf seiner Homepage wiederverwendbare Soulbottles als Alternative zu Wegwerf-Trinkflaschen an. Mit dem Erwerb unterstützen Käufer*innen WASH-Projekte, Viva Con Agua de St. Pauli e.V. und die Welthungerhilfe. Wer die von Kessel erdachten und vertriebenen Produkte als Foto über die sozialen Netzwerke teilt, sorgt dafür, dass er jeweils erneut 50 Cent an die vorgeschlagenen Organisationen spendet, wobei di*erjenie, di*er das Bild veröffentlicht, die Spendenempfänger festlegen kann.

Lang andauernde Verbindung. (Foto: Malino Schust)

Was beim kurzen Überfliegen klingen mag, wie ein Werbeblock, ist eine von Herzen kommende Handreichung einer Überzeugungstäterin zum anderen: Ich kenne Christoph Kessel aus dem Umfeld des FSV Mainz 05 seit vielen Jahren und verfolge mit einer hohen Anfangsbegeisterung, die über die Jahre immer weiter gewachsen ist, das, was er tut und bewegt. Für einen Verein wie Mainz 05 finde ich es sehr wichtig und positiv, einen Menschen wie ihn im Umfeld zu haben.

Für all jene Organisationen, die Kessel sich als Ziel seiner nimmermüden Unterstütung ausgesucht hat, sind seine Aktivitäten ein Geschenk. Und als solches gehören seine Produkte auch unter jeden Weihnachtsbaum. Nicht nur, weil er sie mit Liebe und Herzblut erdenkt und umsetzt, sondern weil sie Sinn stiften und Freude geben.

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