Nachgefragt bei… der Genussliga

Was treibt Menschen eigentlich an, ihre Freizeit in Blogs, Podcasts und ähnliches mehr zu stecken, statt sie in der Hängematte zu verbringen? Oder von der anderen Seite betrachtet, wieso machen sie ihr Hobby nicht zum Beruf? Künftig kommen hier in der Rubrik Nachgefragt bei… regelmäßig Menschen zu Wort, deren Projekte mir auf der täglichen Reise durchs Netz aufgefallen sind. Im vierten Teil spreche ich mit den passionierten Bloggerinnen Fenna Williams, Leila Emami und Tanja Jerzembeck.

Hallo liebe Fenna, Rheina und Zazie! Ihr betreibt den Blog mit dem schönen Namen Genussliga. Für alle, die dort noch nicht vorbeigesurft sind: Was sind eure Themen? Und wie habt ihr drei euch (dafür) gefunden?
Das Thema der Genussliga lässt sich mit einem Satz ausdrücken: „Alles, was das Leben schöner macht.“ Wir wollen mit unserem Blog bewusst einen Trend gegen die Negativmeldungen setzen, die uns täglich in den Medien um die Ohren gehauen werden. Wir sind der Meinung, dass das Leben so viel Schönes zu bieten hat, und dass der Blick darauf uns alle glücklicher macht. Um das Schöne auch in den kleinen Dingen wahrzunehmen, muss man manchmal einen Schritt zurücktreten oder kurz anhalten. Das ist, worum es uns geht. Die Idee zum diesem Blog hatte Fenna. Dafür suchte sie Mitstreiterinnen, und wie man diese Begegnung auch immer nennen mag, Zufall oder Fügung, wir waren zur Stelle. Schon bei unserem ersten Treffen war klar: „Yes, we can!“ Doch zunächst musste ein Name gefunden werden. Ein Gedankenblitz von Zazies fantastischstem Ehemann von allen bescherte uns den Namen „Genussliga“. Danach ging alles sehr schnell und wir legten vier Monate nach unserem ersten Treffen schon mit den Blogeinträgen los.

Drei, die sich gesucht und gefunden haben. (Foto: Sarah MacDonald)

Drei, die sich gesucht und gefunden haben. (Foto: Sarah MacDonald)

Das Liga in Genussliga steht für Leben ist Genuss des Augenblicks, in eurem Blog legt ihr einen großen Schwerpunkt auf Entschleunigung. Wieso ist euch dieses Thema so wichtig?
In einer Achterbahn ist die Schönheit einer Landschaft schwerer zu erkennen als in einem Riesenrad. Unsere Sinne brauchen etwas Zeit, um Dinge in ihren verschiedenen Facetten wahrnehmen zu können. Das ist unsere menschliche Natur. Aber die Schnelligkeit kann man ebenso genießen, sonst würden nicht so viele Leute Achterbahn fahren. Doch auch für diesen Genuss gilt, dass man sich dafür öffnet und die Eindrücke in Ruhe auf sich wirken lässt. Es geht uns also nicht darum, die modernen Errungenschaften in Frage zu stellen, die es uns ermöglichen, schneller zu agieren. Wir benutzen ja selbst das Internet, das an Schnelligkeit kaum noch zu überbieten ist. Das ist für uns Genuss pur, in Sekunden unsere Leser zu erreichen.

Woran, glaubt ihr, liegt es, dass viele Menschen sich heute immer schwerer damit tun, zu entspannen – und auch mal bewusst ruhige Momente für sich selbst einzuplanen?
Vielleicht denken viele nicht daran, dass es zum Entspannen nicht mehr braucht, als eine Bank oder einen Stuhl, wenige Minuten des Innehaltens, des Alleinseins und des Hörens auf den Rhythmus seines Herzens. Einfach mal Durchatmen ohne Tamtam und Trallala. Uns werden ja gerne großartige Events zum Entspannen angeboten, die aber manchmal finanziell oder zeitlich nicht „abzuarbeiten“ sind. Das erzeugt Druck und das schlechte Gefühl, man wäre wieder mal beim Entspannen nicht dabei gewesen. Wir wollen mit der Genussliga zeigen, dass das Entspannen auch vor der Haustür stattfinden kann.

Wie entspannt ihr selbst?
Rheina: Ich wandere. Da ich einen Hund mit außerordentlichem Bewegungsdrang habe, laufe ich täglich durch die Weinberge und setze mich zwischendurch zwei Minuten auf eine Bank und atme tief durch. Danach sind die Batterien wieder voll.
Fenna: Ich gehe spazieren, reise, leite Gruppen – und dann komme ich nach Hause und bin zufrieden und schreibe darüber. Nichts entspannt mich mehr, als schreiben. Und wenn dann noch meine Katzen als (sch)Musen dabei sind: Genuss.
Zazie: Ich koche und freue mich dabei auf das Essen mit meinem Mann oder mit Freunden und die gemeinsamen Gespräche. Gemüse schnippeln, an Kräutern schnuppern, in Saucen rühren und dabei ein bisschen vom Kochwein naschen – perfekt!

Zurück zu eurem Blog: Habt ihr einen festen Veröffentlichungsrhythmus? Wie organisiert ihr euch in eurer Arbeit und wie läuft die Suche nach Themen und Protagonisten ab?
Wir veröffentlichen normalerweise freitags und wenn wir viel in der Pipeline haben auch dienstags. Wir haben vor langer Zeit mal eine Liste mit Ideen gemacht, die jede von uns bearbeiten wollte, die aber irgendwie nie kürzer zu werden scheint, weil uns immer wieder Neues einfällt und begegnet, worüber es sich zu bloggen lohnt. Besonders schön ist dabei: Wir können alles, was wir erlebt haben, auf diese Weise noch einmal Revue passieren lassen und alles ein zweites Mal erleben. Unser Blog fühlt sich manchmal an, wie ein Tagebuch voller Ideen, die wir von der jeweils anderen aufgreifen können.

Logo Genussliga

Einige eurer Texte erscheinen als zweite Version auch in englischer Sprache. Was ist die Idee dahinter?
Wir haben sehr viele Leser außerhalb Deutschlands, einige davon können Deutsch, andere nicht. Besonders bei Gastautoren aus anderen Ländern möchten wir auch deren Freunden und Anhängern die Möglichkeit geben, den Artikel oder das Interview zu genießen. Wir haben zwei professionelle Übersetzerinnen (in England und Schottland), die mit ungeheurem Engagement für uns arbeiten und auch schon selber Artikel geschrieben haben. Das ist ein großes Glück – und eröffnet uns die Chance, öfter einmal Artikel zweisprachig einzustellen.

Eine wichtige Frage für viele Blogger ist, wie sie mit ihrer Arbeit Geld verdienen können. Inwiefern beschäftigt ihr euch mit diesem Thema?
Dieses Thema ist sehr wichtig, denn schließlich müssen auch wir unsere Rechnungen bezahlen. Unser Ziel ist, durch gute, interessante Themen und Texte eine große Leserschaft zu begeistern und somit unsere Arbeit durch Sponsoring, Werbung, usw. finanzieren zu können.

Ihr unterstützt die Organisation NATUREFUND beim Erhalt von Streuobstwiesen. Könnt ihr erklären, wie das genau funktioniert?
Auf unserer Seite ist in der rechten Sidebar ein fester Platz für Naturefund. Wir suchen immer ein spezielles Projekt heraus, das wir selbst unterstützen und von dem wir hoffen, dass es auch für unsere Leser interessant ist. Im Moment sind das die Streuobstwiesen in Südhessen, die besonders viele Bienen und Kleingetier anziehen und die dringend als grüne Lunge für die umliegenden Städte des Rhein-Main-Gebietes gebraucht werden. Um dieses Projekt zu unterstützen, kann man direkt auf den Link klicken – und spenden. Oder man vertieft sich in all die anderen, interessanten Projekte der Organisation und hilft auf andere Art, die Umwelt zu retten.

Umgekehrt wird die Genussliga von der BT Touristik unterstützt. Wie läuft diese Zusammenarbeit ab?
BT Touristik ist ein Reiseveranstalter, mit dem Fenna als Reiseleiterin seit mehr als zehn Jahren Gruppenreisen in möglichst umweltschonender Weise durchführt. Wer über den Link in unserer Sidebar auf die Seiten dieses Veranstalters zugreift und dann bucht, beschert uns eine Provision.

Für euren Blog schreiben hin und wieder auch Gastautoren. Wie wählt ihr die aus und wie motiviert ihr sie, bei euch mitzumachen?
Da muss man eigentlich niemanden motivieren, denn vielen Autoren gefällt die Genussliga so gut, dass sie aus eigenem Antrieb dabei sein wollen. Außerdem hat Fenna die Gabe, viele für unsere Sache zu begeistern.

Die Katz'; weiß, was die Welt zusammenhält. (Foto: privat)

Die Katz‘ weiß, was die Welt zusammenhält. (Foto: privat)

Was motiviert euch eigentlich selbst, neben euren Berufen so viel Zeit in ein Projekt wie die Genussliga zu stecken? Und an welchem Punkt würdet ihr den Blog einstellen?
Es ist unglaublich bereichernd, Genussliga-Artikel zu schreiben. Man bekommt mit der Zeit einen anderen Blick auf die Welt, wird selbst viel friedvoller und entspannter. Klingt vielleicht etwas kitschig, aber es ist so. Außerdem macht die Zusammenarbeit sehr, sehr viel Spaß! Wenn wir mal eine Woche nichts voneinander hören, dann werden wir schon unruhig. Den Blog würden wir vielleicht einstellen, wenn die Zusammenarbeit zwischen uns nicht mehr funktionieren würde. Aber ehrlich gesagt können wir uns nicht vorstellen, wie es dazu kommen könnte.

Apropos Berufe, erzählt doch mal, was ihr macht, wenn ihr nicht gerade bloggt oder Rezepte für eure Rubrik Speis & Trank ausprobiert.
Rheina: Ich bin Autorin und schreibe für mein Leben gerne. Krimis, Thriller, Theaterstücke, Märchen. Seit zwei Jahren habe ich mich auf das Humorgenre verlegt, was mir sehr viel Freude macht und eine Herausforderung bedeutet. Eine Comedy-Crime-Serie mit meinen Genussliga-Kolleginnen ist in Arbeit. Weiterhin arbeite ich an einer Liebeskomödie und veranstalte Krimiwanderungen im Mittelrheintal. Meine andere Leidenschaft ist es, Schreibkurse zu geben für Leute, die das Schreiben gerne zu ihrem Hobby machen wollen oder ihre Kreativität entfalten möchten. Hier erfahrt ihr alles über mich.
Fenna: Ich bin auch Autorin und schreibe alles vom Drehbuch über Roman, Krimi bis hin zur Kurzgeschichte. Ich veröffentliche unter dem Namen Fenna Williams, bin aber auch die erste Hälfte im Autorenduo Auerbach & Keller. Damit mir die Schreibtischtätigkeit nicht zu einsam wird, organisiere und führe ich Gruppenreisen. Außerdem halte ich Seminare über meine Leidenschaften: Shakespeare und Whisky. Wer mehr über mich wissen möchte findet das hier.
Zazie: Ich bin Werbetexterin, Konzeptionerin und Redakteurin – und seit einiger Zeit auch Autorin. Im Oktober erscheint meine zweite Kurzgeschichte, mit Rheina und Fenna arbeite ich an der Krimi-Serie, die Rheina schon nannte, und natürlich habe ich, wie sich das gehört, einen unvollendeten Roman in der Schublade liegen. Ich arbeite in meinem eigenen Atelier für Text, dass ihr euch hier oder bei Facebook anschauen könnt.

Zum Schluss noch eine Bitte: Beschreibt euch reihum mit je einem Satz, also Fenna Rheina, Rheina Zazie und Zazie Fenna.
Rheina ist personifizierte Lebensfreude und versteht es die ihr gegebene Zeit genau so zu nutzen, wie ich es gerne täte, (aber so langsam von ihr lerne).
Zazie entgeht kein Fehler, sie schreibt auf den Punkt und ich liebe ihren Humor und ihren eleganten Schreibstil.
Fenna ist klug, belesen und amüsant und unheimlich motivierend, sie versteht es, Begeisterung zu wecken und die Menschen mitzureißen.

Vielen Dank für eure Zeit!

Im fünften Teil von Nachgefragt bei… spreche ich mit Frank Nussbücker vom Literaturmagazin STORYATELLA. Ihr habt ein großartiges Projekt, über das ihr gerne mit mir sprechen wollt? Dann schreibt mir einfach eine Mail.

2 thoughts on “Nachgefragt bei… der Genussliga

  1. Schön, ein bisschen mehr von den Machern von Genussliga zu erfahren. Und schön, welche Parallelen ich entdecken konnte, denn auch mein Blog hat sich das Schöne im Leben zum Thema gemacht. Nach meiner Sommerpause hatte ich beschlossen: Weniger Trends und Mode, mehr Genuss – und alles, was das Leben lebenswert macht. Ja, das sehe ich so wie die Genussliga. Es braucht auch Platz für das Schöne in der Welt! Klasse, wenn unsere Blogs dazu einen Beitrag leisten können.

    • Freut mich, wenn das Interview gut ankommt. Es war tatsächlich auch ein Genuss, sich mit den Dreien auszutauschen.

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